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„Gewaltige Unsicherheit“

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Die Törggele-Zeit steht bevor: Vor der Corona-Pandemie waren die Törggelestuben Anfang September bereits für Wochen ausgebucht. Wie es heuer um die Buchungslage bestellt ist.

Gerst-, Gulasch- oder Gemüsesuppe, hausgemachte Schlutzkrapfen und Knödel, die Schlachtplatte mit Rippen, Surfleisch, Selchkarree und Sauerkraut, süße Krapfen und geröstete Kastanien: Ab Mitte September bis Mitte November öffnen Hof- und Buschenschänke ihre Türen und laden zum geselligen Beisammensein und kulinarischen Köstlichkeiten in urigen Bauernstuben ein.

Die Tradition des Törggelens hat ihren Ursprung im Eisacktal. Entsprechend viele Törggelestuben gibt es dort. Diese blicken auch heuer wieder mit gemischten Gefühlen auf die bevorstehende Saison. Vor der Corona-Pandemie waren die Bauernstuben Anfang September bereits über Wochen hinweg ausgebucht. Heuer ist es um die Buchungslage nicht so gut bestellt. Eine Umfrage.

Weingut Röck-Hof in Villanders: „Wir starten mit dem Törggelen Ende September und es wurden bereits Buchungen gemacht“, so die Wirtin Frieda Augschöll. Im Vergleich zu vor Corona sei die Buchungslage jedoch leicht verhaltener und es wird nur für kleinere Gruppen vorgemerkt. „Und wir werden sicherlich auch heuer die Stube nicht voll besetzen, wie früher“, so Augschöll. Sie betont: „Das Törggelen im Innenbereich erfolgt bei uns nur mit Green Pass.“

Die Kunden haben bisher nicht protestiert: „Weil sie eh alle wissen, dass der Grüne Pass erforderlich ist.“

Putzerhof in Lajen: „Zurzeit schaut es nicht so gut aus“, so die Wirtin Monika Federer Runggatscher. „Die Reservierungslage ist sehr verhalten.“ Andere Jahre war der Putzerhof um diese Zeit für Oktober bereits ausgebucht, auch weil viele Touristen aus Österreich nach Vormerkung einkehrten. „Diese Buchungen und jene von größeren Gruppen sind heuer vielfach ausgeblieben. Einheimische hingegen buchen eher später“, so die Wirtin, die nun aber mal abwartet und nicht schwarzmalen will.

Gostnerhof in Barbian: „Wir warten ab“, sagt die Wirtin Marianna Winkler. Sie geht davon aus, dass am Ende der Saison ein Rückgang zu verzeichnen ist, „auch weil es noch einige Leute gibt, die nicht geimpft sind und wir ja den Grünen Pass verlangen müssen.“

Im Vergleich zu vor Corona sind heuer effektiv weniger Buchungen zu verzeichnen: „Im September war die Reservierungslage bisher immer gut, heuer erfolgen die Anmeldungen zögerlich. Der Rückgang ist nicht so sehr bei den Touristen zu spüren – diese Buchungslage ist identisch geblieben. Sie sagen, dass sie, sofern es die Corona-Bestimmungen erlauben, trotzdem kommen. Aber die Einheimischen zögern. Im Vergleich zu anderen Jahren gibt es weit weniger Anfragen, besonders was größere Gruppen anbelangt“, so Winkler.

Gummererhof in Pinzagen bei Brixen: „Ich bin ein optimistisch denkender Mensch und bin deswegen auch heuer zuversichtlich“, sagt Christina Pezzei. „Die Gäste sind heuer zwar etwas vorsichtiger, aber wir können schon Buchungen verzeichnen.“ Im Törggelelokal wurden bisher schon vorwiegend Einheimische bewirtet, „weil wir zu wenig Platz haben, um einen ganzen Bus zu verköstigen“, so Christina Pezzei. „Heuer haben wir im Vergleich noch mehr Reservierungen von Einheimischen.“

Martscholerhof in Klausen: „Es herrscht generell eine gewaltige Unsicherheit. Die Buchungslage ist traurig“, sagt Rita Brunner.

Von 100 Bussen jährlich, die vor Corona beim Martscholerhof Halt gemacht haben, haben heuer nur zwei gebucht: „Und das sind Reisegesellschaften, mit denen ich seit 25 Jahren zusammenarbeite. Ein Bus kommt mit 25 und der weitere mit 35 Gästen“, so Brunner. Auch das Buchungsverhalten der Einheimischen ist sehr verhalten. Größere Gruppen und auch Vereine haben kaum vorgemerkt: „Die Vereine konnten zwei Jahre lang keine Feste organisieren, somit entfielen Einnahmen und es fehlt ihnen das Geld für das Törggelen“, so Brunner. Und auch alle bisherigen anderen Bestellungen – vorwiegend kleine Gruppen, mit sechs bis acht Leuten – wurden mit Vorbehalt gemacht, weil große Unsicherheit herrscht. „Auffällig und interessant ist, dass heuer kaum nach musikalischer Unterhaltung nachgefragt wird“, schildert Brunner.

Sie hofft nun auf kurzfristige Bestellungen, „und vor allem darauf, dass kein weiterer Lockdown – wie im vergangenen Jahr – verhängt wird.“

Umfrage: Erna Egger 

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