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„Wollen Normalität einkehren lassen“

Günter Staffler, Präsident der Stiftung Lorenzerhof ist schockiert über den Mord  an Maria Waschgler. Wie das Heim nun damit umgeht.

Tageszeitung: Herr Staffler, wie geht es den Bewohnern und Mitarbeitern am Tag nach der Tat?

Günter Staffler: Im Haus herrscht große Betroffenheit. Niemand konnte sich vorstellen, dass so etwas passiert. Für uns geht es nun darum, das Geschehene aufzuarbeiten und einen geregelten Alltag zu ermöglichen.

Was wissen Sie über das Mordopfer Maria Waschgler?

Ich kann nicht viel dazu sagen, da ich sie nur vom Sehen her kannte. Sie war seit März im Lorenzerhof und zuvor in einer anderen von uns geführten Struktur in Tscherms und war stets fröhlich. Auf die Beziehung will und kann ich nicht eingehen, weil ich nichts darüber weiß und wir nun auch andere Aufgaben haben. Wir müssen schauen, dass die Bewohner und Mitarbeiter alles gut verarbeiten und sich bald wieder wohl fühlen. Dazu ist es wichtig, den Menschen das Gefühl zu geben, dass es eine besondere Situation war. Ziel muss es sein, im Haus das soziale Leben wieder herzustellen, daher sind wir teilweise bereits zu unserem normalen Alltag zurückgekehrt. Dem Opfer und den Angehörigen aber auch dem Täter, der in gewisser Weise Opfer seiner Tat ist, möchte ich mein Mitgefühl aussprechen.

Was werden Sie nun genau machen, um wieder Ruhe einkehren zu lassen?

Wir werden das Geschehene im Gespräch aufarbeiten. Das wichtigste ist Normalität einkehren zu lassen. Der Park darf dementsprechend wieder frei genutzt werden und auch im Heim versuchen wir, unserer gewohnten Tätigkeit nachzugehen. Wenn jemand Fragen hat oder das Bedürfnis hat darüber zu sprechen, werden wir das machen. Jene, die zum Tatzeitpunkt direkt vor Ort waren, sind sicher am betroffensten. Wir werden versuchen, ihnen fachliche Unterstützung zu gewährleisten. Direkt nach der Tat haben das bereits die Notfallseelsorge und der psychologischer Dienst gemacht. Wir werden weiter mit den beiden Diensten zusammenarbeiten.

Die Tat geschah mitten im Park und wurde sowohl von Bewohnern als auch Mitarbeitern beobachtet…

Ja, einige kamen auch sofort zu Hilfe. Ich bin voll Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber all jenen Personen, die geholfen haben. Von der ersten Hilfe über die Freiwilligen bis hin zu den Beamten haben alle gute Arbeit geleistet. Ich habe gesehen, wie professionell diese Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern im Haus und den Einsatzkräften war. Es wurde alles getan, weshalb ich wirklich sehr dankbar bin. Leider ist es nicht gelungen, das Leben der Frau zu retten, dennoch gebührt allen Beteiligten ein großer Dank.

Wird es nun irgendwelche Besucherbeschränkungen geben, damit Bewohner und Mitarbeiter wieder zur Ruhe kommen?

Nein, wir  möchten möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehren. Das Heim hat nun zwei schwere Jahre und jetzt auch noch dieses schwere Ereignis hinter sich. Der Besuch im Haus und die Nutzung des Parks sind unter den gewohnten Bedingungen wieder möglich. Wir versuchen die Betroffenheit aufzuarbeiten und langsam zu überwinden. Das werden wir mit der Professionalität der Mitarbeiter im Haus auch schaffen. Davon bin ich überzeugt.

Interview: Markus Rufin

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