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„Der Dammbruch“

Die Alm in Antersasc darf mittels Straße erschlossen werden. Das Urteil des Staatsrates in Rom ist ein Dammbruch für die Straßenerschließung bis in den letzten Winkel, kritisiert der AVS.

Nun hat in zweiter und definitiver Instanz der Staatsrat in Rom in einem bemerkenswerten Urteil entschieden, dass die Alm in Antersasc mittels Straße erschlossen werden darf.

Bemerkenswert deshalb, da die richterliche Abwägung von Ur- und Kulturlandschaft über die Urteilsbegründungen der ersten Instanz eines negativen Natura2000-Verträglichkeitsgutachens sowie offensichtlichen Fehlern und Versäumnissen im ursprünglichen Genehmigungsverfahren gestellt wurde, so der AVS in einer Aussendung..

Dabei haben sich die Alpin- und Umweltverbände nie gegen eine Reaktivierung der Alm und der rein landwirtschaftlichen Nutzung des Gebietes gestellt.

Für die Wiedererrichtung der Gebäude und Strukturen sei aber nicht zwingend der Bau einer Zufahrtsstraße notwendig, wie die Sanierungen und Neubauten von Schutzhütten mittels Hubschrauber oder provisorischer Materialseilbahn in schwierigstem hochalpinem Gelände auch in unserem Land zeigen.

Für die landwirtschaftliche Nutzung der Alm könne und dürfe man in einem dreifach geschützten Gebiet jedem zumuten, die verbleibenden 850 Meter vom derzeitigen Ende des Forstweges an der Waldgrenze bis zur Alm auch zu Fuß zurückzulegen, so der AVS.

Der AVS weiter:

„Wie dem auch sei, Fakt ist und bleibt, dass die Strukturen der Alm nicht verfallen sind, weil 2014 die Zufahrtsstraße bis zur Alm nicht gebaut werden durfte, sondern weil die landwirtschaftliche Nutzung der Alm in den Jahrzehnten davor vernachlässigt wurde. Dies erscheint auch nicht weiter verwunderlich, fehlt – zumindest laut Gutachtern – auf der Alm ein ganz entscheidendes Element für eine sinnvolle almwirtschaftliche Tätigkeit: Wasser in ausreichender Menge. Und dieser Umstand ändert sich auch mit einer Zufahrtsstraße nicht.“

Dreifacher Schutzstatus und Wert unerschlossener Landschaften

Antersasc ist als Teil des Naturparks Puez-Geisler, des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und des UNESCO Weltnaturerbes Dolomiten ein dreifach geschütztes Gebiet.

Man findet hier eine über Jahrhunderte extensiv bewirtschaftete Kulturlandschaft, verzahnt mit der schroffen Naturlandschaft der Dolomiten.

„Die landschaftliche Schönheit des Gebiets und die dort vorherrschende Ruhe machen Antersasc zu einem wahren Juwel – einem Ort, wie man ihn in Südtirol immer seltener findet. Mehrere Fachgutachten sprechen sich gegen eine Erschließung mittels Forststraße aus. Auch der vom Projektwerber beauftragte Gutachter kommt zum Schluss, dass aufgrund der besonderen landschaftlichen Situation das öffentliche Interesse am Erhalt des Gebietes in seiner Unberührtheit höher zu bewerten ist als das Privatinteresse an einer kompletten Erschließung dieser Alm“, so der AVS.

Almwirtschaft fördern, nicht Zufahrtsstraßen

Die Almwirtschaft sei ein integraler Bestandteil der Südtiroler Landwirtschaft. Die nachhaltige, traditionelle Bewirtschaftung der Almen präge die Südtiroler Kulturlandschaft und sollte deshalb durch die öffentliche Hand gefördert werden.

Der AVS weiter:

„Die Erschließung durch Fahrstraßen ist für die traditionelle Almwirtschaft allerdings nicht zwingend notwendig. Im Gegenteil, allzu oft steht die Erschließung in Zusammenhang mit einer Umnutzung der Almen: Die Bestoßung mit Vieh wird reduziert und alternative, auch touristische Nutzungen rücken in den Vordergrund. Auch das Schreckgespenst der Verpachtung und Vermietung der Almhütten an Touristen und zahlungskräftige Kunden wird immer wieder aktiv gefordert. Ein Blick auf die einschlägigen Online-Buchungsportale reicht, um zu sehen, dass bereits jetzt viele Südtiroler Almhütten an Touristen vermietet werden. Zuletzt fiel wiederholt eine Zeitungsannonce in unseren Tageszeitungen auf, laut welcher eine Immobiliengesellschaft Almhütten zum Kauf bzw. zur Miete sucht. Wenn das nicht auch in der Politik die Alarmglocken läuten lässt, dann ist sowieso alles zu spät. Eine weitere Entwicklung in diese Richtung bedroht auf lange Sicht die traditionelle Almbewirtschaftung stark.“

Das Urteil des Staatsrates in Rom ist ein Dammbruch für die Straßenerschließung bis in den letzten Winkel

Dieses Urteil sei zugleich ein Dammbruch für die Straßenerschließung bis in die letzten Winkel des Landes mit vorhersehbaren Folgen. Und das werde auch noch durch das Land und die EU finanziell gefördert bzw. gänzlich bezahlt, kritisiert der AVS.

„Wenn sogar in einem 3-fach geschützten Bereich und UNESCO-Welterbe-Gebiet trotz negativer Gutachten gebaut werden darf, dann gibt es künftig keine Schranken mehr.

Wir fordern nun die Landesregierung auf, ein Konzept und neue Richtlinien für Almerschließungen zu erstellen und zudem als Mindestforderung die Finanzierung für solche und ähnlich umstrittene oder landschaftszerstörerische Straßen zu streichen. Das würde manche Gelüste wenigstens etwas einbremsen. Dafür soll die politisch gewollte Gleichbehandlung von erschlossenen Almen und nicht erschlossenen endlich geändert werden, indem man letzteren für die Benachteiligung und Erschwernis wesentlich höhere Beiträge als Ausgleichzahlung gewährt.“

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (73)

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  • franz19

    Die landwirtscjaftlicje Nutzung wurde vernachlässigt ….na hört ihr euch überhaupt zu wenn ihr redet…
    Keine Strasse die zur Alm führt,wie hätte der Besitzer sie nutzen sollen…man muss nicht 2 mal nachdenken um zu checken dass diese feinen Herren einfach noch nie eine Alm bewirtschaftet haben!!!
    Kauft euch doch ein Bergbauernhof und ihr werdet froh sein über jede Strasse die euch die Arbeit erleichtert…
    Nie vielleicht hart gearbeitet aber gross den Mund aufmachen schon

  • bernhart

    Alpenverein Umweltschützer alle sind dagegen wenn eine Zufahrtstrasse gebaut wird, Almbewirtschafter muß geholfen werden, denn diese halten unser Land in Schuss.
    Alpenvein ein lächerlicher Haufen , der selbst nichts auf die Reihe bringt und nur öffendliche Gelder verschwendet.
    Das land soll Alpenverein und Umweltschützer die Beiträge streichen.
    Endlich hat das Gesetz richtig entschieden.

    • besserwisser

      ja eben, jede hütte hat ihr recht mit dem lkw beliefert zu werden: coca cola, merlot aus dem veneto, milch aus dem salzburger land … und in den chinesen lederhosen einen auf tiroler machen ……

      • rumer

        @besserwisser
        es geht hier nicht um einen Gastbetrieb sondern um eine Hütte für die Kühe und den Senner.
        Diesem Bauern in Verbindung zu einem Gastbetrieb zu bringen, ist eine FIESE Unterstellung und disqualifiziert den Redner.

        • besserwisser

          ich unterstelle nix, ich prognostiziere. sollte ich mich in diesem fall täuschen wäre es mir recht.
          frag mal dr.google und gib almhütten südtirol ein, vielleichst verstehst du was ich meine…….

        • leser

          Rumer
          Nein disqualifiziert nicht so dern ist die wahrheit
          Aja eines könnte man noch dazutun
          Die almhütte biwtet sich als rückzugsoase und bumscontainer für den gestressten hotelier und unternehmer, deren spesen er noch absetzen kann

  • andreas

    Die Vertreter dieser Verbände könnten ja turnusweise alles die 850 m rauftragen oder den Hubschrauber bezahlen, wenn das ja kein Problem ist.

    • besserwisser

      im unterschiede zum @alleswisser tun sie das auch. der @alleswisser meint wohl die bestens gepflegten wanderwege sind vom lieben gott mit dem hubschrauber dahingebracht worden……

    • robby

      Von einem „Bahnl“ noch nie was gehört andreas? Hätte dir mehr Grips zugetraut. So kann man sich täuschen.

    • treter

      Andreas@
      Dann frage ich mich wie die Alm überhaupt gebaut werden konnte, denn damals gabs ja nicht mal die Forststrasse, die jetzt bis kurz vor die Alm führt? Und Hubschrauber gabs damals wahrscheinlich auch noch nicht?
      Könnten Sie mir das mal bitte erklären?
      Danke im Voraus dafür….

      • rumer

        @treter
        ich kann es dir erklären:
        Früher gab es auf den Bauernhöfen 10 Kinder und 5 Knechte. Diese hatten genug Zeit, um eine Almhütte in Handarbeit zu bauen.
        Noch Fragen?
        Wir sind jetzt im Jahr 2021 nach Christi.

        • treter

          @rumer
          Apropo noch Fragen….
          Sie haben mich anscheinend nicht richtig verstanden?!
          Es geht darum, wer und wie das Zeugs bzw. das Baumaterial auf die Alm gebracht wurde…. Ersuche um eine klar verständliche Antwort und bitte nicht um den Brei herumreden… Daaanke!

          • rumer

            @treter
            so wenig Wissen? Google fragen? Alte Leute fragen? Bist du erst 5?
            Ich kann es dir auch nicht genau sagen. Ich war nicht dabei, deshalb kann ich dir nicht sagen, ob sie es in der linken oder rechten Hand getragen, auf dem Kopf oder Rücken getragen, zwischen die Zähne oder unter die Achsel geklemmt hatten. Manchmal haben sie Pferde zu Hilfe genommen. Da kann ich dir sagen, dass diese die zu tragenden Dinge nicht in der linken oder rechten Hand mitführten….

        • leser

          Rumer
          Willst du damit sagen, dass im 21. Jahrhundert zufahrtstrassen und gastbetriebe in den bergen mit steuergeldern zu realisieren sind?
          Du hast aber eine eigenartige ansicht von modernen zeiten
          Das mit den 10 kindern kannst du auch heute noch machen, nur ist es heute misshandlung, wenn du diese die hütte aufbauen lässt

          • rumer

            @leser
            bitte zwei Dinge trennen:
            Die Genehmigung zum Bau einer Forststrasse und die Finanzierung derselben.
            Hier geht es nur um die Genehmigung.
            Die Finanzierung ist eine andere Sache und ich denke nicht, dass der Bauer da nennenswerte Gelder von der öffentlichen Hand bekommt. Du bekommst übrigens viel Geld für den Kauf einer Erstwohnung…..informier dich mal. Bzw, bist du Lehrer oder Beamter? Dann kriegst du 100% deines Einkommens von der öffentlichen Hand.

          • leser

            Rumer
            Du schlauer
            Ich bin weder lehrer, noch gemeindeangestellter und schon gar kein beamter
            Ich kann dich beruhigen, dass ich in meinem leben noch nicht einen cent an irgendeinem beitrag erhalten habe
            Ich habe mir meine wohneinheiten aus meinem sack bezahlt
            Sei beruhigt, wenn ich hier die mehrheit der tiroler als hörige bettler bezeichne, dann bin nicht so rückgradlos und suche über 5 ecken überall an, wo es geht
            Mein standpunkt ist der, dass förderungen und beiträge nur dazu da sind, wahlstimmen zu kaufen, sich die politische mehrheit gefügig zu machen und mit den parteisoldaten die politischen interessen durchzusetzen
            Sozusagen man legt sich mit dem geld vom gemeinen volk eine zweiklassengesellschaft an
            Und zum schluss, ja es stimmt ich bin froh und dem lieben gott dankbar, dass ich es mir leisten kann, bestimmten leuten den nackten arsch zu zeigen

    • leser

      Anderle
      Das meiste wird ja eh schon bezahlt
      Zwar nicht von den verbänden, sondern vom steuerzahler

  • roberto

    Am besten in keiner Alm Hütte mehr einkehren, wer gegen die strassentechnische Erschließung ist. Jene die für die strassentechnische Erscheinung sind sollen dafür in den Alm Hütten mehr konsumieren.

    • leser

      Roberto
      Wenn die viel zitierten hütten nur fürs heu und die kühe wären, dann würde auch niemand einkehren und es bräuchte auch keinen forstweg (den eben grossteils die forst bezahlt)

  • george

    Landschaftszerstörer, die sich Bauern und Almbesitzer nennen und den AVS angreifen. Aber es sind all jene, die mit großen Traktoren und Maschinen die Gegend platt walzen mit Beiträgen des Landes, die zum Großteil aus den Steuereinnahmen der einfachen Arbeiterschaft kommen. Dem wirklich einfachen Bergbauern, der wirklich „buggelt“ und im Verhältnis wenig an den Beiträgen beteiligt wird, würde nie einfallen, das Mundwerk so groß aufzutun und solche Eingriffe in die Landschaft und ins Kulturerbe zu fordern, wie diese „Großmäuler“ es hier tun.

    • rumer

      @george
      du weißt, wie lange dieser Bauer für den Weg kämpfen musste, welche fiesen Unterstellungen von den Gegner kamen? Du weißt nicht, wieviel Geld es ihm gekostet hat!
      Jeder Bauer und jeder vernünftig denkende Mensch soll das Mundwerk WEIT aufreissen um ihn zu unterstützen und diesen fehlgeleiteten AVS abzuwatschen.

      • george

        @rumer,
        schreibe nicht am eigentlichen Thema vorbei, sondern bleib bei den Tatsachen. Ich habe selbst mit diesem Montaler Bauern hart diskutiert über die Sache. Habe ihm angeboten mich stark zu machen, die neue Almhütte weiter herunten am Waldrand, wo jetzt schon die Forststraße hinführt, hinbauen zu dürfen. Aber auch damit war er nicht zufrieden und hat mich als einen betitelt, der nichts von dieser Sache versteht, obwohl ich selber Bauer bin und längere Zeit auch Almbewirtschafter war. Solchen Großtuern, die bis zum letzten Meter ihren Hängebauch hin chauffieren müssen und jeden wertvollen Landschaftswinkel mit einer „Almvilla“ bekleckern wollen, ist wirklich nicht zu helfen und sollten auch keine Beiträge erhalten, wenn sie ihr Geld ohnehin nur für so etwas verstreiten.

    • robby

      Von einem „Bahnl“ noch nie was gehört andreas? Hätte dir mehr Grips zugetraut. So kann man sich täuschen.

    • robby

      Deiner Meinung @george.

    • leser

      George
      Aber sind wir uns ehrlich, AVS und Co sollten den ball schon flacher halten

  • leser

    Dass gerade der AVS sich aufregt verwundert aber schon sehr, wo doch gerade er die berghütten zu hotels umfunktioniert und das mit geld vom steuerzahler
    Er müsste doch als einer der ersten wissen, warum ein weg dorthin gemacht wird

  • heinz

    Ich würde nur Almbesitzer fördern, die ohne Zufahrtsstraße auskommen und nicht zur Verschandelung unserer Berglandschaft beitragen. Zu faul, ihren Arsch 10 Minuten weit zu bewegen…

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