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Die Gender-Rettung

Bittere Enttäuschung für Ulli Mair und Co.: Der Landtag spricht sich gegen ein Verbot der gendergerechten Sprache in der Verwaltung aus.

Ulli Mair forderte die Landesregierung in einem Beschlussantrag dazu auf, Schritte in die Wege zu leiten, damit in den Texten und der Kommunikation der öffentlichen Verwaltung Südtirols weiterhin das generische Maskulinum als Richtschnur gilt und sämtliche Genderzeichen (Genderstern, Binnen-I, Gender-Unterstrich, Gender-Schrägstrich, Gender-Doppel-punkt usw.) untersagt werden. Die Freiheitliche sieht im Gender-Verbot eine Maßnahme zum Schutz der deutschen Sprache – und damit auch zum Minderheitenschutz. Die Texte würden durch die gendergerechte Sprache umständlicher und unverständlicher, meinte die Freiheitliche. Die Gendersprache bringe den Frauen nichts und bedeute einen Rückschritt hinter Humanismus und Aufklärung – das Geschlecht zähle mehr als die Leistung.

Die Grüne Brigitte Foppa sprach sich gegen den Antrag aus: Die Richtlinien, die man abschaffen wolle, seien sehr pragmatisch und würden keinen Text behindern. Es gebe Menschen, die intersexuell geboren seien, mit beiderlei Geschlechtsteilen – es sei verächtlich, wenn man eine gendergerechte Sprache als Ideologie hinstelle. Bei den vielen Überflüssigkeiten, die man täglich loswerde, seien ein paar Sekunden für die Unterscheidung zwischen Männern und Frauen nicht zu viel.
Auch Maria Elisabeth Rieder vom Team K befand, dass über Sprache Wirklichkeit geschaffen werde.
Die SVP-Abgeordnete Magdalena Amhof betonte, dass sie „angesprochen und nicht nur mitgedacht“ werden wolle.

Eine konträre Position vertrat Sven Knoll: Der STF-Politiker sorgte für Polemiken, weil er – wohl aus Protest – die Einleitung seiner Stellungnahme nach den Regeln der gendergerechten Sprache aussprach, etwa „Abgeordnetens” statt „Abgeordneter” oder „Abgeordnete”. Viele Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung seien gegen diese Sprache, weil sie keine Sonderbehandlung wollten. Die Regelung sei eine Art sprachlicher Imperialismus gegenüber einer Sprache, die sich über Jahrhunderte entwickelt habe.

Diesen Standpunkt teilten aber nur die wenigsten im Landtag: Das „freiheitliche“ Gender-Verbot – auch dies eine Verschandelung der deutschen Sprache – wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt. Mair drohte damit, jeden SVP-Abgeordneten, der in der Bar abschätzig über das Gendern spreche, an sein Abstimmungsverhalten zu erinnern. Neben den Vertretern der Lega enthielten sich Sepp Noggler und Franz Locher der Stimme. (mat)

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