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„Der Tata lässt mich nicht“

Foto: WK

An den deutschsprachigen Schulen in Südtirol gibt es rund 1.800 Nasenflügel-Verweigerer, wobei es in vielen Fällen die Eltern sind, die ihren Kampf gegen Big Pharma, Bill Gates und andere Verschwörer auf dem Rücken ihrer Kinder austragen.

von Artur Oberhofer

Die herzzerreißende Szene spielte sich vor wenigen Tagen auf einem Kinderspielplatz in Bozen ab.

Eine Grundschülerin, die nicht mehr die Schule besuchen kann, weil ihre Mutter die Nasenflügeltests kategorisch ablehnt, sah auf dem Spielplatz nach Wochen ihre beste Freundin und Klassenkameradin wieder.

Die Zweitklässlerin, die nicht zur Schule gehen darf, flehte unter Tränen die Mutter ihrer besten Freundin an: „Bitte, Johanna (Name geändert, Anm. d. R.), rede du mit meiner Mama, ich möchte unbedingt wieder zur Schule gehen, mir macht der Nasenbohrertest überhaupt nichts aus.“

Fälle wie dieser sind leider keine Einzelfälle. Im Gegenteil!

In vielen Fällen sind es (nur) die Eltern, die in den Nasenbohrer- oder Nasenflügeltests eine unzumutbare Tortur für ihre Kinder sehen. Mehr noch: Viele Erziehungsberechtigte halten die Tests für nutzlos, schädlich oder sogar für giftig.

Diese Eltern tragen ihren persönlichen Kampf gegen Big Pharma, gegen die Impf-„Mafia“, gegen Bill Gates und anderer Verschwörer auf dem Rücken ihrer Kinder aus.

Denn sowohl Schülereltern als auch Lehrkräfte berichten übereinstimmend, dass viele jener Kinder, die derzeit nicht mehr zur Schule dürfen, den Nasenflügeltest als „Preis“ für den Präsenzunterricht problem- und anstandslos in Kauf nehmen würden.

Auch in den sozialen Netzwerken, wo sich Eltern zu diesem delikaten Thema austauschen, wird immer wieder betont, dass die Kinder die Nasenflügeltests keineswegs als belastend empfinden. Im Gegenteil: Die meisten Kids sehen im Nasenflügeltest einen coolen Feldversuch, ein Experiment, ein „Doktorspielchen“, das sie noch dazu in Eigenregie ausführen können.

Eine Lehrerin aus dem Eisacktal berichtet im Hintergrundgespräch vom Fall einer Grundschülerin, die sagte: „Ich möchte so gern in die Schule, aber der Tata lässt mich nicht.“

Der TAGESZEITUNG liegen indes die aktuellen Zahlen zur Teilnahme der SchülerInnen am Nasenflügeltest an den deutschsprachigen Bildungseinrichtungen in Südtirol vor.

Demnach nehmen an den Grund-, Mittel- und Oberschulen zwischen 95 und 96 Prozent der Schüler an den Tests teil.

An den Berufsschulen sind es etwas mehr als 90 Prozent (siehe dazu auch die obenstehende Info-Grafik).

An den Grundschulen nehmen also knapp 800 SchülerInnen nicht am Nasenflügeltest teil und dürfen daher nicht in den Präsenzunterricht. An den Mittelschulen sind es etwas mehr als 400 SchülerInnen, in den Berufsschulen sind es rund 600 SchülerInnen.

Die Gesamtzahl der Nasenflügeltest-Verweigerer in den deutschsprachigen Bildungseinrichtungen beläuft sich also auf 1.800, wobei noch jene 125 Kinder dazukommen, die sich – nach Recherchen der TAGESZEITUNG von vergangener Woche – vom Unterricht haben befreien lassen und im sogenannten Elternunterricht stehen.

Im Schuljahr 2019/20 waren es gerade einmal zehn Schüler.

Also hat man es in Sachen Elternunterricht mit einem Anstieg von 1.000 Prozent zu tun.

Was sagt Bildungs-Landesrat Philipp Achammer zum Phänomen der Nasenflügeltest-Verweigerer?

Philipp Achammer

„Leider wurden in den vergangenen Wochen sehr viele ideologische Auseinandersetzungen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen“, sagt Philipp Achammer.

Der Bildungs-Landesrat sagte gestern gegenüber der TAGESZEITUNG: „Ob es dabei tatsächlich zentral um das Wohl des Kindes ging, wage ich zu bezweifeln.“

Auch der Landesrat kennt zahlreiche Fälle von Kindern, die sich missmutig dem Diktat der Eltern gefügt haben.

Achammer weiter:

„Ich kenne sehr viele Fälle von Kindern, die sich nichts sehnlicher gewünscht hätten als zur Schule zu gehen, auch mit bzw. trotz Nasenflügeltest. Oder von solchen, die in den Elternunterricht überstellt worden sind, das Recht auf Bildung dort aber keineswegs erfüllt wird.“

 

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (64)

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  • flottebiene

    „Zwei Dinge sind unendlich.
    Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir nicht ganz sicher.“( Einstein)
    Ich finde es unmöglich,dass Eltern sich immer schlauer darstellen, und nicht auf das Wohl der Kinder schauen…

  • tiroler

    Testgegner sind leider gehirnamputiert. Leider tragen sie ihren Wahn auf Kosten der Kinder aus

  • gorgo

    Langsam lächerlich in welcher Dimension über diese Splittergruppe berichtet wird. Wozu?
    Es gibt viele ideologisch oder religiös verbrämte Eltern, die ihren Kindern in der einen oder anderen Form Teilhabe verweigern. In einem gewissen Ausmaß muss eine Gesellschaft damit zurechtkommen.
    In diesem Falle wird Fernunterricht angeboten, wenn jemand den in Anspruch nehmen will, ist das legitim. Ebenso ist es legitim, dieses Verhalten skurril zu finden.
    Und gut ist.
    Es muss sichergestellt und überprüft werden, dass die Kinder und Jugendliche dem Unterricht folgen können, bei den Berufsschülern habe ich eher Zweifel. Auch ob die Verweigerung mit dem testen zusammenhängt.

  • waldhexe

    Hat sich jemand einmal Gedanken gemacht welche irreparablen Schäden Politiker an den Kindern durch ihre unangemessenen Massnahmen verursacht haben? Da sind die paar Prozent die sich nicht teseten wollen wohl nur eine kaum zu erwähnende Gruppe.

  • perikles

    Mitleid mit diesen Kindern, aber noch mehr mit ihren verblendeten Eltern, denn die meisten ihrer Kinder werden ihnen das nicht verzeihen.

    • enfo

      Also, was der Achhammer da zusammenquasselt, von wegen er kennt viele Kinder, ist natürlich sein täglicher bullshit. Dass es teils zu einer störrischen Haltung einiger weniger Eltern kommt, ist die Tatsache, dass er wiedereinmal alles total daneben kommuniziert hat. Zwang und Drohung, anstatt Aufklärung und Vernunft. Diese Zustände sind großteils seiner Mannschaft zu schulden.

  • backofen

    das es immer noch so dumme eltern gibt die kinder hätten spass und die eltern verweigern ihnen

  • sigo70

    Merkt euch diese Argumentation für den Herbst wenn es um die Impfung geht.
    Welche sich impfen lassen, werden vom Testen und vielleicht auch von der Maskenpflicht befreit.
    Dann könnten Kinder sagen:“ich würde so gerne auf Masken und Tests verzichten, aber meine Eltern lassen mich nicht“
    Diese psychologische Taktik, unsere Kinder zu manipulieren ist ein riesen Skandal!!!

  • backofen

    Die testgegner sind auch die impfgegner die sind hirnmanpuliert

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