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„Keine Aussagekraft“

Foto: LPA/ 123rf

Ein Antikörpertest, zeigt zwar, ob jemand Corona hatte, für den Corona-Pass reicht dieser aber nicht aus. Das könnte sich nun aber ändern.

von Markus Rufin

Vor allem genesene und geimpfte Personen haben durch den Corona-Pass einen großen Vorteil. Sie können ohne Tests für einen längeren Zeitraum die Vorteile des Passes genießen. Ist man weder geimpft noch genesen, muss man sich testen lassen, um den Pass zu bekommen.

Da die Impfung noch nicht für alle Altersgruppen freigeschaltet ist und für den Abschluss des Impfzyklus ohnehin mehrere Wochen nötig sind, wollen nun viele Südtiroler wissen, ob sie bereits an Corona erkrankt sind. Viele haben die Hoffnung, dass sie dadurch in Besitz des Passes kommen, denn wer Antikörper hat, hatte die Krankheit bereits und ist demnach auch Genesen.

Allerdings musste der Sanitätsbetrieb in den letzten Wochen des Öfteren aufklären, dass ein Antikörper-Nachweis nicht ausreicht, um den Pass zu bekommen. In der epidemiologischen Überwachungseinheit heißt es, dass es nahezu tagtäglich Anfragen dazu gibt.

Man könne aber weder eine Aussage dazu treffen, wie lange die Infektion zurückliegt – um als Genesener den Pass zu bekommen, darf die Infektion nicht weniger als sechs Monate zurückliegen – noch dazu, wie viel Schutz die nachgewiesenen Antikörper bieten.

Der TAGESZEITUNG liegt die Schilderung eines Falles vor, in dem ein Ehepaar den Antikörpertest sogar über das Labor des Sanitätsbetriebes hat machen lassen. Doch obwohl der Sanitätsbetrieb bestätigt hat, dass sich das Paar mit dem Virus infiziert hat, reicht der Test nicht aus, um den Corona-Pass zu bekommen.

Das bestätigt auch der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer: „Die Bewertung der Antikörpertests ist laut Experten noch nicht ausgereift genug, dass man von einem Immunschutz sprechen könnte, wenn dieser positiv ist.“ Das heißt, der Antikörpertest zeigt zwar an, dass man die Krankheit hatte, wesentliche Erkenntnisse über die Immunität erhält man dadurch allerdings nicht. Südtirol halte sich dabei an staatliche Regelungen.

Nicht nur viele Apotheken, sondern auch der Sanitätsbetrieb selbst bieten Antikörpertests an, einen großen Nutzen davon, haben die Personen, die ihn machen allerdings nicht.

Das ist jedoch nicht überall so. In Österreich befreit ein Antikörpertest die Personen für drei Monate von der Testverpflichtung. Allerdings ist neben dem Antikörpertest ein zusätzlicher Test notwendig, mit dem nachgewiesen wird, ob es sich um neutralisierende Antikörper handelt, der nur im Labor gemacht werden kann. Diese sind deutlich teurer als die gewöhnlichen Antikörpertests, die in Südtirol angeboten werden.

Es gibt also verschiedene Arten von Antikörpertests, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass in Südtirol der Antikörpernachweis nicht ausreicht, um den Pass zu bekommen.

Selbst bei neutralisierenden Antikörpern wisse man derzeit nicht genau, ab wann diese einen Schutz bieten. Sowohl Experten auf staatlicher als auch auf Landesebene hätten das bestätigt, berichtet Zerzer: „Zwar haben wir im letzten Jahr verschiedene Werte gemessen, um zu sagen, ob jemand viele Antikörper hat oder nicht, aber diese Werte haben laut Experten keine Aussagekraft mehr.“

Auch wenn die Anzahl der Antikörper bei einem Nachweis darauf schließen lässt, dass eine Infektion erst wenige Wochen zurückliegt, erhält man den Corona-Pass nicht. Südtirol könne daran nichts ändern, da es sich um staatliche Vorgaben handelt.

Der Generaldirektor hat aber die Hoffnung, dass sich das schon blad ändern könnte: „Es sind bereits neue Methoden in Ausarbeitung, mit denen man einiges über Qualität und Quantität der Antikörper sagen könnte. Außerdem wird man das Virus besser kennen und wissen, wie geschickt er Antikörper umgehen kann.“

Einen genauen Zeitpunkt könne er zwar nicht nennen, aber er hoffe, dass die Antikörpermessungen in naher Zukunft bereits anerkannt sind. Auch auf europäischer Ebene wird darüber diskutiert, ob Antikörpertests anerkannt werden sollen, um beispielsweise in ein anderes Land zu reisen.

Das wäre für die Bürger nicht nur wegen des Corona-Passes ein Vorteil, sondern auch wegen der Impfung. Um den Impfzyklus abzuschließen, müssen Genesene derzeit nämlich nur eine Impfung machen. Auch hierbei reicht ein Antikörpertest derzeit noch nicht aus, sagt Zerzer: „Man muss in unserem System als Genesen eingetragen sein. Also mindestens einen positiven PCR-Test vorliegen haben.“

Sollte ein Antikörpernachweis also tatsächlich schon bald anerkannt sein, werden sich zumindest einige Personen in Südtirol nur mehr ein Mal impfen lassen müssen. Bis dahin, nutzt der Antikörpernachweis aber wenig.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • asterix

    Bei einer Impfung wird das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern, also IgG und IgA angeregt. Genau wie bei einer überstandenen Infektion. Auch bei einer Impfung bilden nicht alle Menschen gleich viele Antikörper. Wo ist also der Unterschied? Und warum können sich Genesene sonst nur einmal Impfen lassen? Ist ja schon ein Wiederspruch in sich. Das Chaos wird immer größer und von Politikern künstlich am Leben erhalten. Alle Genesenen sind genau wie Geimpfte anzusehen und zu behandeln.

  • vinsch

    Ich bin mehr als dafür, dass sich alle jene, die zu den Risikogruppen gehören impfen lassen. Auch all jene, die aus Angst vor dem Virus nicht mehr normal leben können, sollen sich impfen lassen.
    Aber es ist unverständlich, wie Zerzer &CO junge, gesunde Menschen oder Genesene zu einer Impfung motiviert und das im Frühling/Sommer!!! Würde es noch verstehen, wenn wir jetzt Herbst oder Winter hätten, aber jetzt im Sommer junge, gesund Menschen zu impfen, hier fehlt der Verstand! Wäre interessant zu wissen, ob die eigenen Kinder ebenfalls antreten müssen??

  • carlotta

    schun klor.. i versteh nit ganz, warum man mit Gewalt alle impfen will… bzw. ich verstehe es halt mit meinen einfältigen Hirn und meiner primitiven Denkart, der aber schon immer ein guter Hausverstand attestiert wurde, nicht.
    meine Meinung, die zwar niemand interessiert aber ich will sie kundtun, dass von unseren Hampelmännern , nicht einer einen Plan hat und nur WHO, RKI und Gott Drosten folgen…anders kann ich es mir nicht erklären

    • enfo

      Bin deiner Meinung. Wir folgen dir!!! Du hast anscheinend mehr Know How als die WHO RKiI und Drosten. Denn du hast ja einen attestierten Hausverstand

    • waldhexe

      @carlotta
      Hausverstand ist immer gut. Bei unseren Entscheidungsträgern ist es eben so, dass sie sich immer diese Experten anhören, die ihnen aus dem Mund reden. Desshalb wird sich in naher Zukunft nicht viel ändern. Leider!

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