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Das aufgelassene Kloster

Die Schwestern der Abtei vom Heiligen Kreuz in Säben werden das Kloster in absehbarer Zeit verlassen. Dies hat Äbtissin Sr. Maria Ancilla Hohenegger OSB dem Diözesanbischof Ivo Muser, und dem Abtpräses der Beuroner Benediktinerkongregation, zu der die Abtei Säben gehört, Albert Schmidt OSB, nach ausführlichen Beratungen mitgeteilt.

„Ich habe lange mit mir gerungen, und dieser Entschluss fällt mir sehr schwer“, sagt die Äbtissin, „doch durch die personelle Entwicklung ist er unumgänglich geworden.“ 1996, als Sr. Maria Ancilla Hohenegger zur Äbtissin gewählt wurde, gehörten dem Kloster 18 Schwestern an. Heute besteht die Gemeinschaft von Säben aus drei Schwestern, von denen zwei die Feierlichen Gelübde abgelegt haben. Diese können das weitläufige Gebäude weder sinnvoll nutzen, noch können sie die hohen jährlichen Unterhaltskosten aufbringen.

„Auch wenn das Aufgeben eines Klosters immer schmerzt, unterstütze ich diesen mutigen Schritt“, erklärt der Leiter der Beuroner Benediktinerkongregation, Abtpräses Albert SchmidtOSB. „Wenn eine Gemeinschaft ihre wirtschaftliche Zukunft nicht mehr selbständig sichern kann, ist der Abschied ein notwendiger, wenn auch einschneidender Schritt. Ihn jetzt zu tun bedeutet kein Scheitern, sondern es zeugt von Verantwortung. All das, was ein Kloster in der Zeit seines Bestehens gelebt und gewirkt hat, bleibt wertvoll und fruchtbar.“

Dass ein Orden ein Kloster aufgibt, ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Abtpräses Schmidt: „Allein in unserer Kongregation müssen wir jetzt zum dritten Mal innerhalb von zwanzig Jahren die Erfahrung machen, dass eine Gemeinschaft ihr Ende erlebt.“ Auch in Südtirol haben in den vergangenen Jahren Ordensgemeinschaften einzelne Klöster aufgegeben. Zwei Schwestern der Abtei Säben werden nun in nächster Zeit in die Zisterzienserinnenabtei Mariengarten in St. Pauls wechseln und eine Schwester will in die Abtei Nonnberg in Salzburg übertreten.

„Die Diözese Bozen-Brixen ist den Benediktinerinnen dankbar für ihre Präsenz durch über 335 Jahre auf dem Heiligen Berg Südtirols,“ betont Bischof Ivo Muser.„Durch das Gebet der Schwestern, durch ihr Glaubenszeugnis und durch die Gastfreundschaft, die sie vielen Menschen erwiesen haben, ist von Kloster Säben reicher Segen auf unser Land und darüber hinaus ausgegangen. Es muss uns allen ein Anliegen sein, dass Säben ein geistlicher Ort bleibt. Die Diözese Bozen-Brixen wird jetzt prüfen, wie die Klostergebäude künftig genutzt werden können.“

Kloster Säben

Säben ist der alte Bischofssitz der Diözese. Die ersten Bischöfe haben auf dem Säbener Berg residiert, bis sie im Mittelalter ihren Wohnsitz nach Brixen verlegten. In der Folge wurde Säben zu einer bischöflichen Burg ausgebaut, verfiel aber mit der Zeit. Die große Wallfahrt der Ladiner aber, die seit dem 13./14. Jahrhundert alle drei Jahre stattfindet und nach Säben führt, konnte immer gehalten werden.

Im 17. Jahrhundert begann der Stadtpfarrer von Klausen, Domkapitular Matthias Jenner, mit dem Wiederaufbau der verfallenen Bauten, die vom Bistum Brixen zur Verfügung gestellt wurden, um hier ein Kloster zu errichten. Vom Benediktinerinnenstift Nonnberg bei Salzburg kamen im Jahre 1685 die ersten Nonnen, und im Jahr darauf wurde das Kloster vom Bischof von Brixen formell errichtet und blieb ihm über Jahrhunderte hin unterstellt. Aus diesem Grund haben die verbleibenden Schwestern auf Säben schon vor einigen Jahren entschieden, diesen Ort im Falle einer Aufhebung der Abtei der Diözese anzuvertrauen.

 

 

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