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Die Bergsteigerdörfer

St. Antönien (Foto: Marco Schnell)

Bergsteigerdörfer stehen für einen nachhaltigen und umweltverträglichen Bergtourismus. Im Jahr 2021 folgen sechs weitere Dörfer in den Alpen diesem Beispiel.

Sie werden von den Alpenvereinen aus Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und dem Alpenverein Südtirol (AVS) ausgezeichnet. Mit dem Schweizer Alpen-Club erweitert sich die Initiative der Alpenvereine nun nach Westen und mit dem Club Alpino Italiano (CAI) bis ans Mittelmeer.

„In ein Bergsteigerdorf kommst du nicht zufällig,“ meint Ludwig Wolf, Altbürgermeister vom Bergsteigerdorf Johnsbach im Gesäuse in Österreich. Denn die Bergsteigerdörfer liegen etwas abseits der Zentren oder in einem Talschluss versteckt. Nicht zufällig erfolgt auch die Auswahl der Bergsteigerdörfer: landschaftliche Reize, alpinistisch interessante Gebiete und eine intakte Kultur- und Naturlandschaft, die nicht durch große technische Verbauungen gestört ist. Ebenso zu den Aufnahmekriterien zählt das Engagement der Einheimischen, sich für eine nachhaltige und naturverträgliche Gemeinde- und Tourismusentwicklung einzusetzen.

Ausweitung bis ans Mittelmeer

In Österreich werden die Orte Göriach/Salzburger Lungau und Steinberg am Rofan/Nordtirol den Kreis der Bergsteigerdörfer erweitern. Mit Balme/Piemont und Triora/Ligurien reichen die Bergsteigerdörfer nun bis ans Mittelmeer und erobern die Westalpen. Mit St. Antönien und den Unterengadiner Orten Lavin, Guarda und Ardez folgen die ersten Bergsteigerdörfer der Schweiz in Graubünden. Im Laufe des Jahres treten die sechs neuen Bergsteigerdörfer mit eigenen Beitrittsfeiern offiziell dem internationalen Netzwerk bei. Die Zahl der Bergsteigerdörfer steigt damit auf 35 (davon 22 in Österreich, 4 in Deutschland, 3 in Italien und je 2 in Südtirol, Slowenien und der Schweiz).

Schweizer Alpen-Club als neuer Partner der Initiative

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) ist mit rund 160.000 Mitgliedern und 153 Hütten der führende Bergsportverband der Schweiz. Seit seiner Gründung 1863 gestaltet er die Entwicklung des Alpinismus und des Alpenraums mit. „Die Initiative Bergsteigerdörfer passt perfekt zu den Werten des SAC, und wir freuen uns, Teil dieses Netzwerkes zu sein“, sagt SAC-Präsidentin Françoise Jaquet.

Fünf Jahre international – Fünf Jahre Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention

Ramsau bei Berchtesgaden wurde 2016 das erste Bergsteigerdorf außerhalb Österreichs.  2017 folgte Matsch im Obervinschgau als erstes Bergsteigerdorf in Südtirol, 2018 dann Lungiarü (dt. Campill) in den Dolomiten. Über nationale Grenzen hinweg will die Initiative die nachhaltige Entwicklung im Alpenraum vorantreiben – sei es im Bereich Tourismus, im Naturschutz, der Regionalentwicklung, der Berglandwirtschaft u.v.m. Wie eine nachhaltige Entwicklung aussehen soll, ist in der Alpenkonvention geregelt. Seit fünf Jahren ist die Initiative der Bergsteigerdörfer offiziell Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention und damit ein Leuchtturmprojekt die Realisierung der Zielsetzungen dieses politischen Übereinkommens der Alpenstaaten.

Weniger ist mehr – auch in Südtirol

Guarda (Foto: Andreas Badrutt)

Während die Corona-Pandemie viele Bereiche lahmgelegt hat, ist das Bedürfnis nach Bewegung in der freien Natur angestiegen. Notgedrungen wurden wieder Ausflüge in die nähere Umgebung unternommen und der Urlaub in Südtirol verbracht. AVS-Präsident Georg Simeoni ist überzeugt, dass die Bergsteigerdörfer auch nach Corona beliebte Ausflugs- und Urlaubsziele sein werden: „In unseren naturbelassenen Bergsteigerdörfern gibt es viele Möglichkeiten zur Bewegung, Besucher finden Erholung und einen Ort, wo sie die Seele baumeln lassen können. In den Bergsteigerdörfern geht es meist etwas ruhiger zu als anderswo.“ Der Alpenverein Südtirol (AVS) betreut mit Matsch und Lungiarü zwei Bergsteigerdörfer. Simeoni glaubt daran, noch weitere Multiplikatoren zu finden, denn: „Die Initiative setzt Bestehendes in Wert. Wir investieren nicht in die Hardware, sondern in die Software und unterstützen Dörfer darin, ihre eigenen Visionen von einer lebenswerteren und krisensicheren Zukunft umzusetzen.“

Weitere Informationen

www.bergsteigerdoerfer.org

Steckbrief: neue Bergsteigerdörfer 2021

  • Antönien– Beitritt am 12.06.2021

Das typische Walserdorf liegt im Prättigau im Kanton Graubünden und grenzt an Österreich. St. Antönien ist im Winter ein bekanntes Skitourenparadies, wo eine Vielzahl an Gipfeln zu genussreichen Aufstiegen und herrlichen Abfahrten einladen. Wer im Sommer hoch hinaus will, findet im Rätikon griffige Kalkklettereien in allen Schwierigkeitsgraden und ein gut ausgebautes Wanderwegnetz in ursprünglicher Landschaft.

  • Lavin, Guarda & Ardez– Beitritt am 22.08.2021

Die drei Dörfer liegen im Unterengadin und beeindrucken durch solch schöne Ortsbilder, dass sie alle die Auszeichnung „von nationaler Bedeutung“ tragen. BergsteigerInnen erfreuen sich an den Klassikern Piz Linard und Piz Buin und finden im Winter abwechslungsreiche Skitouren vor. Teile des Bergsteigdorfes liegen im Schweizer Nationalpark – einem der ältesten Nationalparks Europas.

  • Steinberg am Rofan– Beitritt am 12.09.2021

In einem weiten Talkessel am Fuße des Rofans liegt Steinberg auf 1.015 m Seehöhe, eingebettet zwischen Guffert (2.194 m) im Norden, Hochunnütz (2.075 m) im Westen und den Nordwänden des Rofans im Süden. Der Tiroler Adlerweg führt durch den Ort, der bei Bergfreunden für seine Wander- und Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden beliebt ist. Als Talschluss-Gemeinde hat sich Steinberg bis heute eine einzigartige und unberührte Natur-und Kulturlandschaft erhalten.

  • Göriach– Beitritt im Herbst 2021

Umgeben von den Radstädter Tauern ist Göriach Ausgangspunkt für viele unvergessliche Wanderungen und Mountainbiketouren. Neben dem idyllischen Göriacher Hüttendorf, ein in dieser Art einzigartiges historisches Almdorf, sind die Landawirseen und die Landawirseehütte der ÖAV-Sektion Lungau sowie der Hochgolling (2.862 m) beliebte Ziele in Göriach, das dem UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau angehört.

  • Balme– Beitritt am 9. & 10.10.2021

Auf 1.500 m Seehöhe liegt Balme – vor der Kulisse jener Gipfel, die Italien und Frankreich verbinden. Dieses Dorf mit etwa hundert Einwohnern hat eine jahrhundertealte alpine Kultur, die noch immer in den lokalen Sitten und der Küche des Tals lebendig ist. Entdecken lässt sie sich durch Trekking, Fels- oder Eisklettern, Langlauf, Skitouren und alpine Aufstiege auf über 3.000 m.

  • Triora– Beitritt im Herbst 2021

Der Reichtum von Triora sind seine Kontraste: Olivenhaine und Weinberge, aber auch Nadelwälder und hoch gelegene Weiden; eine Krone aus schneebedeckten Gipfeln und der unendliche Horizont des Meeres; Geschichten von Hexen und von Mönchen. Beim Trekking, Mountainbiking, Canyoning und Klettern geht es nicht nur um Sport, sondern auch um ein Eintauchen in die Vergangenheit, in die mediterranen Düfte und ins sonnige Wesen der lokalen Gemeinschaft.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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