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Der drohende Konkurs

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Eine weitere größere Südtiroler Baufirma – Rabensteiner Bau GmbH aus Villanders – musste nun wegen finanzieller Schieflage ein Vergleichsverfahren beantragen. 17 Wohnungskäufer zittern.

Von Thomas Vikoler

Die Bauwirtschaft wird, so lautet die Prognose der Wirtschaftsforscher, wird die durch das Coronavirus ausgelöste Krise erst in den nächsten Jahren hart treffen. Mit einem allgemeinen Rückgang der Bautätigkeit, insbesondere im Tourismus.

Eine größere Südtiroler Baufirma – Rabensteiner Bau GmbH aus Villanders – hat es bereits jetzt ordentlich erwischt.

Alleinverwalter und Mehrheitseigner (80 Prozent) Alois Rabensteiner hat am 26. Jänner für das Unternehmen einen Antrag auf ein Ausgleichsverfahren gestellt.

Die Brunecker Anwältin Alexia Aichner wurde vom Konkursgericht als kommissarische Verwaltung von Rabensteiner Bau eingesetzt.

Bis zum 6. April muss ein Sanierungsplan für die finanziell angeschlagene Bau- und Bauträgerfirma vorgelegt werden. Angeblich sind (familieninterne) Immobilienverkäufe geplant, um Geld für die Gläubiger aufzubringen.

„Ich will derzeit nichts zur Lage der Firma sagen“, lautet die Auskunft von Alleinverwalter Alois Rabensteiner.

Die wichtigsten Daten zum Ausgleichsantrag gehen aus dem Handelskammereintrag der Villanderer Firma hervor: 100.000 Euro Eigenkapital, 22 fix Angestellte am 30. September 2020, ein Dutzend laufende Aufträge, die fürs erste – unter kommissarischer Verwaltung – weitergeführt werden.

Der Schuldenstand ist bisher nicht bekanntgegeben worden, er soll sich auf rund 30 Millionen Euro belaufen. Gläubiger sind vor allem Bankinstitute sowie INPS und INAIL.

Wie konnte es zur finanziellen Schieflage von Rabeinsteiner Bau kommen?

Die Firma ist seit Jahrzehnten auf dem Bausektor aktiv, sie hat auch – wie etwa das Smart Hotel in St. Christina – Immobilien selbst errichtet und verkauft. An sich ein Erfolgsmodell, welches das Unternehmen auch auf dem Wohnungssektor anwandte.

Das bringt nun allerdings die Käufer von 17 Appartements, welche von Rabensteiner Bau errichtet und verkauft worden waren, in gehörige Schwierigkeiten. Sie haben für den Kauf der Wohnungen bereits stattliche Anzahlungen entrichtet, die Änderung der Eigentümerschaft im Grundbuch folgt erst mit der Saldozahlung – die allerdings aussteht.

Im Grundbuch scheint also weiter die Baufirma aus Villanders als Eigentümerin auf. Das weckt Erinnerung an den Lanabau-Konkurs im Jahre 2006, bei dem ebenfalls zahlreiche Wohnungskäufer über Jahre bangen mussten.

Zur Causa Rabensteiner, die bisher kein Konkursfall ist, fand vergangene Woche ein erstes Treffen der Anwälte der Wohnungskäufer mit Kommissärin Aichner sowie Bruno Mellarini und Andrea Forti, den Anwälten der Bau- bzw. Bauträgerfirma, statt. Die Wohnungskäufer wollen die Eigentumsübertragung möglichst rasch über die Bühne bringen, wodurch zusätzliche finanzielle Mittel für Rabeinsteiner Bau hereinkämen.

Zur finanziellen Schieflage der Firma beigetragen hat dem Vernehmen nach ein Immobilien-Tauschgeschäft. Durch dieses wurde die Firma aus Villanders Eigentümerin eines großen Hotels im Kurort Abano Terme, das derzeit ungenutzt ist. Nach den Plänen des Unternehmens sollte es nach dem gewohnten Geschäftsmodell saniert und verkauft werden. Doch weil dieses Projekt nicht vorankam, verursachte es Rabensteiner Bau vor allem Kosten: Allein die Immobiliensteuer GIS soll sich jährlich auf eine halbe Million Euro belaufen.

Ein Ausgleichsverfahren („concordato preventivo“) ist darauf ausgerichtet, einen Konkurs einer in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Firma abzuwenden und, wie der Namen verrät, einen Ausgleich mit den Gläubigern zu finden. Also eine quasi automatische Schuldenreduzierung, um den Schaden halbwegs einzugrenzen.

Ausgleichsverfahren können allerdings sehr lange dauern.

Ein Beispiel: Der Pustertaler Bauriese ZH reichte 2013 einen Antrag ein, der vom Konkursgericht erst 2018 angenommen wurde. Inzwischen wurden drei Liquidatoren für ZH ernannt.

Bei der Firma Oberosler Cav. Pietro aus St. Lorenzen wurde der Antrag aus dem Jahre 2017 innerhalb von wenigen Monaten angenommen, das Ausgleichsverfahren läuft aber bis heute.

Aus dem Ausgleichsantrag der Firma Rabensteiner den Vorboten einer – coronabedingten – Pleitewelle auf dem Bausektor abzuleiten, ist freilich verfrüht. Wie die obigen Beispiele gezeigt haben, kann eine finanzielle Schieflage auch das Ergebnis von verfehlten unternehmerischen Entscheidungen sein. In den vergangenen Jahren hat es jedenfalls kaum Konkurse oder Ausgleichsverfahren von Baufirmen gegeben. Die Branche boomte.

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