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Negative Gemeinden

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Null Corona-Fälle in Mühlwald und Prettau, nur 55 Positive in Bruneck: Nach dem Massentest ist die Stimmung gut. Aber hat sich der Aufwand tatsächlich gelohnt? Warum die Bürgermeister davon überzeugt sind.

von Silke Hinterwaldner

„Die Zahlen sind erfreulich“, sagt Paul Niederbrunner.

329Personen haben sich in seiner Gemeinde Mühlwald am vergangenen Wochenende testen lassen. Dabei hat man bei niemandem einen positiven Abstrich gemacht.

Das ist gut. Aber trotzdem stellen sich nach dem Massentest in Mühlwald, Prettau und Bruneck viele die Frage: War die Aktion übertrieben? Warum hat man überhaupt Bruneck und die Gemeinden des Tauferer Ahrntales ausgewählt? Auf die erste Frage hat der Bürgermeister von Mühlwald eine klare Antwort: Jeder, der wollte, konnte sich testen lassen und ist jetzt froh darüber, dass keine Corona-Fälle entdeckt wurden. So können die Mühlwalder wieder etwas entspannter mit dem Alltag umgehen. „Nur eines“, sagt Paul Niederbrunner, „wäre uns noch lieber gewesen: Wenn wir in einer so groß angelegten Aktion nicht nur getestet, sondern auch geimpft worden wären.“

Der Bürgermeister ist überzeugt davon, dass die Leute wissen wollen, wo sie stehen, insofern sei die Testreihe eine gute Möglichkeit gewesen, um eine Standortbestimmung vorzunehmen. Gerade vor dem Schulstart am Donnerstag habe man sich so ein bisschen mehr Sicherheit verschafft. Diese Aktion sei sicherlich kein Fehler, auch wenn sie immer mit Kosten und Aufwand verbunden ist. Mühlwald ist eine kleine, überschaubare Gemeinde. Dort hatte man in einem halben Tag alles organisiert und vorbereitet, um die Tests am Sonntag durchziehen zu können.

Viel aufwändiger ist ein flächendeckender Test für eine größere Gemeinde wie Bruneck. Und trotzdem hat sich auch Bürgermeister Roland Griessmair nicht lange betteln lassen. Dort hatten sich an insgesamt zwei Testtagen am Wochenende 6.216 Personen einem Schnelltest unterzogen, das sind rund 40 Prozent der Bevölkerung über fünf Jahre. In Bruneck hat man 55 Positive herausgefischt. Das klingt zunächst auch nicht nach besonders viel.

Griessmair hat selbst an einer Teststation mitgeholfen und so immer wieder gehört, dass viele froh über die Möglichkeit sind, sich auf diesem Weg unkompliziert und kostenlos testen lassen zu können. Nach den Feiertagen und vor dem Start am Arbeitsplatz oder in der Schule fühlten sich viele von denen, die sich testen ließen verunsichert. Ein negatives Testergebnis ist zwar immer eine Momentaufnahme, aber es gibt zumindest ein wenig Sicherheit.

„Die entscheidende Frage ist“, erklärt Griessmair, „was hätten diese 55 positiv Getesteten möglicherweise bewirkt? Wir wissen mittlerweile, wie exponentielles Wachstum funktioniert. Die Kurve kann schnell steigen und sehr viele Menschen betreffen.“ So hat Bruneck Asymptomatische herausgefischt und in Quarantäne überstellt, genauso wie ihre direkten Kontakte, die dieses Mal auch in Quarantäne müssen.

In Bruneck hatte sich offenbar ein Besorgnis erregender Trend abgezeichnet, diesen Trend habe man brechen können. In wenigen Tagen soll auch in der Gemeinde Bruneck wieder viel Betrieb an Schulen und in Geschäften herrschen. Nach den Ferien kehren zahlreiche Leute wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Insgesamt können sich dann in Bruneck täglich 25.000 Menschen aufhalten – das bedeutet auch eine erhöhte Ansteckungsgefahr.

In Bruneck auffallend war, dass vor allem die jungen Leute am Testwochenende nicht erschienen sind. In der Altersgruppe bis 30 Jahre wollten sich viele nicht testen lassen. Auch deshalb steht nun in der Gemeinde Bruneck der Vorschlag im Raum, auch in den Schulen flächendeckende Tests durchzuführen. Angedacht werden Tests in den Oberschulen, vielleicht auch den Mittelschulen.

Fest steht, dass die Testreihe in Bruneck noch nicht abgeschlossen ist. Denn bis zum 13. Jänner wird auch in den Betrieben getestet.

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Kommentare (6)

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  • erich

    Die Wissenschaftler der EURAC sollten sich die Frage der Daseinsberechtigung stellen. Beim Südtiroler Massentest hatten sie 10% Infezierte vorausgesagt. Sie lagen damit 1000% daneben. Nun wurden in diesen Gemeinden Hotspots angenommen, bei den Test wurden nur 0,5% infizierte gefunden. Das scheint mehr als Panikmache auszuarten nicht als Situationserhebung.

  • huggy

    Diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, gehen auch nicht zu den sinnlosen Massentests.

  • zeit

    na so eine unklare antwort ist das nicht vom mühlwalder bürgermeister.
    er hat nur nicht,wie andere politiker,wie landesregierung, schon mit wahwerbung angefangen
    falsch ist,dass er klartext gesprochen hat.

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