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Das Bitcoin-Fieber

Die Kryptowährung Bitcoin knackt laufend neue Rekorde. Ist der Kauf von Bitcoins sinnvoll oder gefährlich?

von Heinrich Schwarz

Die Jahre 2017 und 2018 werden vielen Bitcoin-Besitzern in Erinnerung bleiben. Innerhalb eines Jahres kletterte der Wert der bekanntesten und größten Kryptowährung von rund 800 auf über 16.000 Euro, ehe er wieder abstürzte und ein weiteres Jahr später nur mehr bei 3.000 Euro lag.

In diesem Jahr hat es einen weiteren Höhenflug von Bitcoin gegeben. Bei Ausbruch der Corona-Pandemie sank der Wert eines Bitcoins zwar zeitweise von 9.000 auf unter 5.000 Euro – von da an ging es aber in großen Schritten nach oben. Seit kurzem kostet ein Bitcoin weit mehr als 20.000 Euro und damit deutlich mehr als beim Rekordhoch vor drei Jahren.

Durch die starken Kurssprünge ist Bitcoin eher zu einem Spekulationsobjekt als zu einer häufig genutzten Währung geworden. Käufer von Bitcoins hoffen auf einen hohen Wertzuwachs. Ob der Kauf sinnvoll oder gefährlich ist, darüber gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Antonio Del Vaso, Leiter der Kunden-Veranlagungen bei der Südtiroler Volksbank, sagt: „Wenn wir über Bitcoins und Kryptowährungen sprechen, müssen wir eines im Hinterkopf behalten: Es handelt sich um hochspekulative Anlagen. Die Volatilität und das Risiko, die mit diesen Finanzinstrumenten verbunden sind, machen sie für die Mehrheit der Privatkunden ungeeignet – mit Ausnahme als Teil eines gut diversifizierten Portfolios.“

Die Verbraucherzentrale Südtirol meint: „Bitcoins bergen Risiken. Weder Staat noch Zentralbank bürgen für die Solidität der ‚Währung‘. Der Wert regelt sich allein über Angebot und Nachfrage, mit entsprechendem Verlustrisiko: Wenn morgen keiner mehr Bitcoin annimmt oder kauft, sänke der Wert gegen Null.“

Bitcoin-Fans gibt es auch in Südtirol jede Menge. Einer davon ist der Passeirer Unternehmer und Privatanleger Thomas Larch. Er betreibt einen YouTube-Kanal (TomGiant), auf dem er Tipps für den Umgang mit Geld und seinen persönlichen Weg zur finanziellen Freiheit vermittelt. Ein Teil seiner Strategie ist eben der Bitcoin.

Thomas Larch erklärt: „Ich investiere einen kleinen Teil meines Geldes in diese Kryptowährung, weil ich es sehr faszinierend finde, dass es keine zentrale Instanz gibt, die den Bitcoin verwaltet. Weil die Menge limitiert ist, sehe ich Bitcoin als digitales Gold und als Währungsabsicherung.“

Insgesamt sei Bitcoin eine Ergänzung in seinem Anlage-Portfolio, sagt Thomas Larch. Man müsse sich aber bewusst sein, dass Investitionen in Kryptowährungen immer mit einem hohen Risiko verbunden sind: „Bei einer Investition kann man alles verlieren“, betont Larch, der aber persönlich vom langfristigen Erfolg von Bitcoin überzeugt ist.

Für den Volksbank-Finanzexperten Antonio Del Vaso wird die Zukunft von Bitcoin insbesondere von der Gesetzeslage abhängen: „In Bezug auf Bitcoin ist der rechtliche Kontext im Vergleich zu anderen spekulativen Anlagen nicht eindeutig. Neue Gesetzesregelungen könnten erhebliche Auswirkungen auf den Handelspreis haben, sowohl positiver wie auch negativer Hinsicht.“

In diesem Sinne würden die künftigen Richtlinien des Wirtschaftsministeriums sehr wichtig sein, ebenso wie die vorgeschlagene EU-Verordnung (sogenannte „MICA/Markets in Crypto-Asset Regulation“), die darauf abziele, den Markt der Kryptowährungen zu regulieren, erklärt Del Vaso.

Er meint, dass der aktuelle Markt im Vergleich zum Einbruch im Jahr 2017 jedoch ein starkes Interesse auch von institutioneller Seite zeige. „Dieses Interesse könnte den Regulierungsprozess weiter beschleunigen“, so Antonio Del Vaso.

Er kommt zum Schluss: „Solange der Markt nicht klar reguliert ist und Unsicherheiten über die Rolle und den ‚realen‘ Wert dieser Instrumente bestehen, ist es unwahrscheinlich, sie in das Angebot einer Bank aufzunehmen, da dies die Kunden exzessiven exogenen Risiken aussetzen würde, die nicht vorhersehbar, aber sehr wahrscheinlich sind.“ Die Volksbank habe ihren Kunden diese Art von Anlagen aus den genannten Gründen nicht angeboten.

Das Bitcoin-Fazit von Verbraucherzentrale-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer lautet: „Bitcoin kurzfristig als Zahlungsmittel für kleinere Beträge zu verwenden, birgt ein überschaubares und auch tragbares Risiko. Als Geldanlage verdienen sich die Bitcoins das Prädikat ‚hochspekulativ‘, was für umsichtige Anleger mit ‚Hände weg davon‘ übersetzt werden kann.“

Aufzupassen sei auch auf die Trittbrettfahrer: „In den vergangenen Jahren hörte man immer wieder von Kryptogeldern, hinter denen sich am Ende illegale Pyramidensysteme verbargen – ein Grund mehr, große Vorsicht walten zu lassen“, betont Bauhofer.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (41)

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  • steve

    Ja geil wenn man früh genug eingestiegen ist. Wenn die Tageszeitung darüber berichtet: Finger weg!
    Gold ist auch nicht Krisensicher weil in einer Krise Gold das letzte ist das man braucht.

    • leser

      Steve
      Ich find es toll wenn due leute ihr geld den banken anvertrauen
      Allerdings hat del vaso nicht gesagt, was sie mit dem geld vom kleinsparer machen und das sogar noch teilweise zum negativzins
      Ich bin froh, dass ich kein passiva auf dem konto habe denn due methoden der banken sind kriminell und das noch gesetzlich reguliert wie er sagt

  • george

    Mich wundert nur, dass hier sich nicht noch mehr von den Spekulanten wie ’noecka u. a.‘, die hier ohnehin immer recht spekulativ schreiben, zu Wort melden. Dieses Thema wäre so echt ihr Terrain. Da könnten sie so richtig herumfuchteln und herumphantasieren. 😀

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