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„Ungehemmter Weltverbrauch“

Foto: Max Bessone

Das Katholische Forum lädt zum Jahreswechsel zu einem Umdenken auf. Corona habe die Schieflage der Gesellschaft sichtbar gemacht.

Das zu Ende gehende Jahr 2020 habe uns in einer bisher nicht gekannten Deutlichkeit herausgefordert und uns mit unserer Begrenztheit und Endlichkeit konfrontiert, so das Katholische Forum.

Die schmerzvollen Erfahrungen der sozialen Isolation, der Unterbrechung vieler Lebensgewohnheiten, von seelischen Nöten und wirtschaftlicher Unsicherheit, auch von Krankheit und Tod, sollten uns ganz im Sinne des diözesanen Jahresthemas dazu einladen, innezuhalten und die ins Wanken gekommenen Selbstverständlichkeiten nüchtern in den Blick zu nehmen.

„Dabei wird deutlich werden, dass die Pandemie vor allem auch die bereits vorhandenen Bruchstellen, Schieflagen und Verwerfungen in unserer Gesellschaft sichtbar gemacht hat.“

Vor diesem Hintergrund ruft das Katholische Forum am Beginn des neuen Jahres dazu auf,

die so viel beschworene „Normalität“ mit sozialer Ungleichheit, ungehemmtem Weltverbrauch, verbreiteter Orientierungslosigkeit und seelischer Verwahrlosung hinter uns zu lassen und nach einem anderen Lebens- und Gesellschaftsmodell zu suchen, dessen Haltepunkte Gastfreundschaft, Genügsamkeit und das Anerkennen von Grenzen sind;

 unsere Sinne offenzuhalten für die Nöte des Anderen, solidarisches Handeln einzuüben, sich persönlich berühren zu lassen vom Hilferuf der Notleidenden und Schwachen und die notwendende Hilfe nicht nur an Organisationen und Institutionen zu delegieren;

 beizutragen zu einer Entgiftung der sprachlichen Verrohung im gesellschaftlichen Diskurs, in der politischen Auseinandersetzung und der medialen Vervielfältigung von Hassbotschaften, Verschwörungserzählungen und Pöbeleien;

 den Respekt vor den demokratischen Einrichtungen immer wieder einzufordern und zu pflegen und nach neuen Möglichkeiten der Mitwirkung in der Gestaltung unserer Gesellschaft zu suchen;

 eine Haltung der Wertschätzung und Dankbarkeit für die Möglichkeiten der Bildung, die Geschenke von Kunst und Kultur und die Schönheit der Natur an den Tag zu legen;

 die Fragen des Glaubens und die Frage nach Gott in unserer Zeit nicht verstummen zu lassen und Wege zu einer echten Geschwisterlichkeit in Kirche und Welt mutig zu beschreiten;

 das Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens wachzuhalten, das Bewusstsein für die Würde und den Sinn von Leidenserfahrungen ebenso wie für das Sterben und den Tod.

Die Erfahrungen des zu Ende gegangenen Jahres hätten gezeigt, dass die Zukunft nicht einfach eine Fortschreibung des Bestehenden und des Bisherigen ist. „Neues und nicht Vorhersehbares tritt plötzlich in unsere Zeit. Dies bleibt ein Kontrapunkt zur zweckrationalen Planung und Organisation unseres wissenschaftlich-technischen Weltgefüges. Das kann uns verunsichern. Es kann uns aber auch ermutigen, offen zu sein für Überraschungen und die Kraft zum Umdenken aufzubringen, auch und gerade jetzt, am Beginn eines neuen Jahres“, so das Katholische Forum abschließend.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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