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Nyankanda

Die kongolesischen Amateurfotografen im Flüchtlingslager Nyankanda mit Luca Dellantonio und Reinhard Prossliner.

Ein Hilfsprojekt besonderer Art: Luca Dellantonio und Reinhard Prossliner leiten kongolesische Flüchtlinge in Burundi an, ihre Realität fotografisch zu dokumentieren. Zu sehen sind ihre Fotografien im Damensalon des Hotel Laurin.

(sh) Burundi – eine ehemalige deutsche Kolonie und eines der ärmsten Länder Ostafrikas –wird seit der Unabhängigkeit im Jahr 1966 von gewaltsamen Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen um die Vorherrschaft im Land geprägt. 1972 fielen innerhalb von nur sechs Monaten 250.000 Menschen einem Gewaltexzess zum Opfer – die meisten von ihnen Hutu, die gegen die herrschende Tutsi-Minderheit rebelliert hatten.

Die verheerenden Folgen des Bürgerkriegs von 1993 bis 2003 stürzten das 11 Millionen Einwohner zählende Land in eine anhaltende politische und sozio-ökonomische Krise, die sich  2015 weiter verschlechterte, weil der Präsident Pierre Nkurunziza  auf eine dritte nicht verfassungskonforme Amtszeit pochte. Tausende starben damals, fast 200.000 Menschen flohen vor der Gewalt nach Tansania, Ruanda, Uganda und in die Demokratische Republik Kongo.

Doch dort sind sie keineswegs sicher. Auch im Nachbarland Kongo leiden die Menschen seit Jahren unter der Gewalt sich bekämpfender Gruppen. Obwohl der sogenannte „Zweite Kongokrieg“, an dem zahlreiche afrikanische Länder beteiligt waren, seit 2003 beendet ist, kommt das Land nicht zur Ruhe. Fast 6 Millionen Menschen sind im Kongo entwurzelt worden: 5 Millionen Menschen leben als Vertriebene im eigenen Land und fast 900.000 Kongolesen als Flüchtlinge in verschiedenen afrikanischen Ländern. Viele davon sind Kinder, die im katastrophalen gesundheitlichen Zustand und häufig traumatisiert die Grenzen überqueren.

Eines dieser Flüchtlingslager in Burundi ist Nyankanda. Über 8.000 Flüchtlinge aus dem Kongo leben dort.  Dank einer großzügigen Spende von Privaten aus Bozen konnte dort im Jahre 2018 ein Sanitätsstützpunkt errichtet werden. Ein Jahr später wurden ebendort in Zusammenarbeit mit der CVG we world onlus vom  30.Oktober bis 15.November zwei Projekte durchgeführt. Elda Toffol und Franco De Giorgi organisierten eine Erhebung über die psychische Gesundheit mit Berücksichtigung von Abhängigkeitserkrankungen, während Luca Dellantonio und Reinhard Prossliner einen Workshop für Fotografie auf die Beine stellten. 15 Jugendliche des Flüchtlingslagers haben den Grundkurs in Fotografie besucht und dokumentieren mitterweile eigenständig die Realität im Lager. Das Ergebnis ist ein Fotobuch, das von den Brüdern Nicolò und Michele De Giorgis gestaltet wurde, und eine Ausstellung, an deren Konzeption Benno Simma und Sandra Montali mitgearbeitet haben. Die jungen Amateurfotografen haben mittlerweile eine Genossenschaft und ein kleines Unternehmen gegründet.

Das Fotobuch der Flüchtlinge kann gegen eine freiwillige Spende erworben werden. Der Erlös geht an ihre Genossenschaft.

Termin: Die Ausstellung ist bis Samstag, 31. Oktober im Damensalon des Hotel Laurin zu sehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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