„Schwierige Kalkulation“
Die Podini Holding bestätigt ihr Interesse an der Übernahme des gemeindeeigenen Bozner Stadthotels. Doch die Ausschreibung ist voller finanzieller Unwägbarkeiten.
Von Thomas Vikoler
Dass das im April zugesperrte Stadthotel mindestens für die nächsten rund zwei Jahre geschlossen bleiben wird, hat Mitte-Rechts-Bürgermeisterkandidat Roberto Zanin zuletzt mit einiger Berechtigung kritisiert.
Das Hotel gehört der Stadt Bozen, welche die Neuverpachtung erst Anfang Juni gestartet hat. Laut Ausschreibungstext muss der neue Pächter während der notwendigen Renovierung lediglich 20 Prozent der Jahrespacht entrichten. Mit entsprechenden Mindereinnahmen für die Eigentümerin Stadt Bozen.
Die Frage ist, ob sich überhaupt ein Pächter für das historische Hotel am Waltherplatz findet. Denn die Ausschreibung ist für potentielle Mitbieter voller finanzieller Unwägbarkeiten.
Das sagt auch Alex Podini von der Podini Holding, der das Interesse seines Unternehmens an der Übernahme des Hotels bestätigt. Der Betreiber von Bozens einzigen Fünf-Sterne-Hotel, Castel Hörtenberg, lässt derzeit nach einem ausführlichen Ortsaugenschein von Technikern prüfen, ob sich eine 20-jährige Pacht überhaupt rechnen würde. „Die Ausschreibung hätte man durchaus besser machen können, die Kalkulation ist schwierig“, sagt Podini.
Das hängt damit zusammen, dass sich die Stadt entgegen ihrer ursprünglichen Absicht (und auf Rat einer Consulting-Firma) dazu entschieden hat, die Kosten für die überfällige Renovierung des Stadthotels vollständig auf den Pächter abzuwälzen.
Entscheidend für den Zuschlag ist aber allein das Pacht-Angebot. Der Ausrufungspreis liegt bei 515.000 Euro pro Jahr plus 22 Prozent Mehrwertsteuer.
Im Rathaus rechnet man damit, dass sich die reale Jahrespacht – also Pacht plus Investitionen – am Ende auf rund ein Million Euro belaufen wird.
In der Ausschreibung sind die notwendigen Baueingriffe aufgeführt: Ein neuer Aufzug (was zur räumlichen Änderungen in einigen Zimmer führt), ein kompletter Austausch der Hydro- und Elektroanlage sowie eine weitgehende Neumöblierung des Hotels. Geschätzte Kosten: Sechs Millionen Euro.
Dass das reicht, um das aktuelle Drei-Sterne-Hotel präsentabel zu machen, daran hat Alex Podini allerdings seine Zweifel. Etwa der Austausch der Fenster sei dringend nötig – auch dieser ginge zu Lasten des künftigen Pächters.
Will dieser das Stadthotel mit einem weiteren Stern bestücken (vier Sterne oder gar vier Sterne S), wären weitere Investitionen in Millionenhöhe nötig. Die reale Jahrespacht läge dann weit über der Millionengrenze.
SVP-Vizebürgermeister Luis Walcher zeigt sich weiter zuversichtlich, dass die Verpachtung klappt: Im Rathaus hätten sich mehrere Interessenten gemeldet, auch Firmenkonsortien.
Ob die Zuversicht berechtigt war oder nicht, wird sich am 24. September, drei Tage nach den Gemeinderatswahlen, zeigen. Da werden im Rathaus die Angebots-Umschläge geöffnet. Übernachten wird man im Stadthotel freilich frühestens im Jahre 2022 wieder können. Die Mitbieter müssen auch in Rechnung stellen, dass sie den kompletten Hotelumbau vorfinanzieren müssen.
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