Du befindest dich hier: Home » Politik » „Grenze des Zumutbaren“

„Grenze des Zumutbaren“

Die Grünen haben zu den gesellschaftlichen und psychischen Auswirkungen der Coronakrise einen Beschlussantrag im Landtag eingebracht.

Die Coronakrise habe in erster Linie gesundheitliche Aspekte.

Nach dem Andauern des Lockdown würden aber zunehmend auch die wirtschaftlichen Problematiken eminent, schreiben die Grünen am Sonntag in einer Aussendung. „Ihnen wird mit den ersten Maßnahmen zu entgegnen begonnen. Was bisher noch wenig zu Wort gekommen ist, sind die gesellschaftlichen und psychischen Auswirkungen der Covid-Situation. Wir möchten mit diesem Antrag die Diskussion hierüber anregen“, so die Grünen.

Denn ExpertInnen sprächen vor allem auf zwei Ebenen von einer andauernd „traumatischen Situation“.

Weiter heißt es in der Aussendung:

Einmal betrifft das Trauma all jene, die direkt mit der Krankheit zu tun haben: Erkrankte, Familienangehörige, insbesondere von Verstorbenen, sanitäres und pflegendes Personal und Freiwillige etc. Sie alle machen in diesen Wochen Erfahrungen, die an die Grenze des Zumutbaren gehen oder diese Grenze überschreiten, und dies oft auch dauerhaft.

Eine Traumatisierung erleben zweitens Menschen aufgrund der andauernden sozialen und räumlichen Isolierung, unmittelbare Folge des notwendigen Lockdown. Hier gibt es je nach Lebens- und Wohnsituation und auch nach psychischer Veranlagung große individuelle Unterschiede. Es gibt Menschen, für die die Verpflichtung des Daheimbleibens an sich schon einen großen Stress darstellt. Durch die soziale Isolierung fallen Abfederungsmechanismen weg, was besonders problematisch für jene ist, die mit aggressiven oder depressiven Familienmitgliedern zusammenleben (müssen). Isolation und Bewegungsarmut können die Situation weiter verschärfen.

Kleinkinder, Menschen mit psychischer Instabilität, Menschen, die einsam oder alt sind, Suchtkranke etc. können aus der anhaltenden Isolation nachhaltig geprägt, auch geschädigt hervor gehen. Gefährdet sind auch Menschen, auf denen ein mehrfacher Druck lastet (etwa arbeitende Frauen, die zugleich Betreuungsleistungen erbringen oder Menschen, die dauerhaft um ihre Existenz bangen müssen) und die aus dieser Dauerbelastung nicht gestärkt (resilient) heraus gehen werden, sondern ausgelaugt und geschwächt.

Die Suizidwelle nach der Krise 2008 muss zu denken geben. Dieser Situation müssen wir rechtzeitig entgegnen.

Die Grünen haben einen Beschlussantrag eingereicht.

Dieser lautet wie folgt:

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Die Dienste der mentalen und psychischen Gesundheit vorbereitend auszubauen und verstärkt flächendeckend auf dem Territorium anzubieten, auch um mehr Menschen zu erreichen und die Wartezeiten zu verringern. Die Angebote müssen auch mit geeigneten Mitteln bekannt gemacht werden.
  2. Den betroffenen Arbeitenden, auch den Freiwilligen, im Gesundheitssystem und den sozialen Einrichtungen unterstützende Maßnahmen zur Seite zu stellen, damit sie bei der Bewältigung der traumatischen Erfahrungen Hilfe erfahren können.
  3. Den im Bildungssystem Arbeitenden ebenfalls Hilfe, Intervision und Supervision in verstärktem Maße anzubieten.
  4. Das Angebot der Psychologischen Ersten Hilfe unmittelbar und niederschwellig zugänglich einzurichten und zu promoten.“
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen