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Geförderte Kneipen

„Vom Aussterben bedroht“: Der Landtag wird sich in der kommenden Woche mit der Förderung von Bars und Gasthäusern in den peripheren Stadtvierteln beschäftigen.

Von Matthias Kofler

Der Beschlussantrag stammt von Carlo Vettori: Der Abgeordnete von Alto Adige Autonomia fordert darin Maßnahmen zur Unterstützung der Handelsbetriebe in den peripheren Stadtvierteln, mit dem Ziel, die Öffnung und die Aufrechterhaltung dieser Betriebe in der Peripherie zu fördern. Einen ähnlich lautenden Antrag des SVP-Abgeordneten Helmut Tauber hatte der Landtag schon vor einigen Wochen gutgeheißen: Damals bemängelten die italienischen Mandatare aber, dass nur Gasthäuser und Kneipen in den abgelegenen Dörfern, nicht aber Kneipen in den Stadtvierteln berücksichtigt wurden.

„Auch die Geschäfte außerhalb der Zentren spielen eine außerordentlich wichtige Rolle für die Städte unseres Landes“, zeigt sich Carlo Vettori überzeugt. Für sie würden Bedingungen gelten, die jenen in den Dörfern ziemlich ähnlich seien, doch im Unterschied zu den historischen Stadtzentren seien diese Viertel für die Touristen unattraktiv. „Dennoch werden sie von der öffentlichen Hand, welche die Nahversorgungsdienste kleiner Dörfer in der Peripherie durchaus unterstützt, eher stiefmütterlich behandelt“, begründet der Abgeordnete seinen Beschlussantrag, der in der kommenden Woche im Plenum behandelt wird.

Vettori beschreibt die Handelsbetriebe in den genannten Stadtvierteln als wichtige Treffpunkte, wo das soziale und wirtschaftliche Leben der Anwohner stattfinde bzw. stattgefunden habe. „Jedoch schließen immer mehr Geschäfte, bei 20 Prozent der peripheren gastgewerblichen Betriebe erfolgt eine Neuübernahme bereits im ersten Jahr“, erklärt der ehemalige Lega-Politiker. Dieses Phänomen mache sich besonders in der Gastronomie breit, denn sogar in Südtirol seien traditionsreiche und beliebte Gasthöfe „vom Aussterben bedroht“.

Die Gründe dafür liegen laut Vettori auf der Hand: Kleine Betriebe, die Nahversorgungdienste anbieten, seien mit großen Rentabilitätsproblemen konfrontiert. Die traditionellen Betriebe würden von neuen Betrieben – die immer öfter von Ausländern geführt werden – ersetzt, sodass untereinander eine verstärkte Konkurrenz entstehe. Die gnadenlosen Gesetze des Marktes ließen kaum Spielraum zu, um mittel- und langfristig im unerbittlichen Kampf ums Überleben bestehen zu können, sodass es zunehmend Schließungen und Neuübernahmen geb. Dieser harte Wettbewerb werde zudem durch die Entstehung neuer Einkaufszentren in der Peripherie der Städte noch verschärft. Der Mangel an Personal in der Gastronomie, die hohen Personalkosten, wenig attraktive Arbeitszeiten und eine überbordende Bürokratie trügen zunehmend zur Verschlimmerung der Lage kleiner Betriebe bei, für welche die Rahmenbedingungen oft untragbar würden.

Vettori will diesem Kneipen-Sterben ein Ende bereiten: „Mit jedem gastgewerblichen Betrieb in den Stadtvierteln, der seine Tore schließt, geht ein äußerst wichtiger Teil unserer Tradition verloren.“

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Kommentare (16)

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  • unglaublich

    In Innsbruck meldeten sich Inhaber eines chinesischen Restaurants, die durch die Coronaepedemie praktisch keine Einnahmen mehr haben. Sie ersuchten die Tiroler Landesregierung um Unterstützung. Man lehnte mit dem Verweis ab, dass ein Unternehmer das sog. „Unternehmerrisiko“ trage.
    Gibt es das in Südtirol auch?

  • florianegger

    Am meisten würden die Abgeordneten die Unternehmen in der Periferie fördern, indem sie Bürokratie abbauen bzw. vereinfachen, damit die Geschäftsleute und Wirte arbeiten könnten und nicht ihre Zeit mit dem Erstellen von Anträgen, Dokumenten, Erklärungen, Passwörter und Zugangscodexes verbringen müssten

  • meintag

    Eine Bar die früher regelmässig für meinen Macchiato frequentierte meide ich nun seit 2 Jahren. Der Wirt (auch Besitzer ist seit Jahren einer der Ersten der die Preise erhöht. Das er vor 2 Jahren die Aussage machte“ ich mache die Preise wie ich will“ war für mich Grund genug ihn einfach zu meiden.

  • ostern

    Das „Land“ soll bei den Steuerrückzahlungen an die Privaten die
    Zeiten verkürzen. Es geht icht an , dass man 8 – 10
    Jahre darauf warten muss, Gelder die der Staat zurückzahlen „MUSS“.
    Schweinerei!!!!!!!

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