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OHNE ZWEI

SEE YOU 2019 VON Yungjung Kim

Das Südtiroler Tanz Theater Festival Alps Move wird am Freitag, den 11. Oktober, um 20.00 Uhr im Raiffeisenhaus in Lana mit drei Produktionen eröffnet.

OHNE ZWEI: Marion Sparber, Alan Fuentes Guerra& Jasmine Fan

„Einst träumte Dschuang Dschou, dass er ein Schmetterling sei, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf. Da war er wieder Dschuang Dschou. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Dschuang Dschou sei, obwohl doch zwischen Dschuang Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.“

Diesen Satz des chinesischen Philosophen Zhuangzi wählten wir als Ausgangspunkt für Ohne Zwei. Der hier geäußerte Gedanke einer nicht eindeutigen Bestimmbarkeit des Realen steht im Zentrum des Stücks. Auch beim Tanzen stellt sich immer wieder dieser Zustand der relativen Selbstvergessenheit im Wechsel zur Verbundenheit ein.Unser Alltagsleben erscheint oft oberflächlich, auf konkrete Erledigungen bezogen,zweckgebunden. Wir vernachlässigen jene Überlegungen, die genauso wichtig für unser Leben sein sollten. Warum sterben wir? Wo sind wir danach? Gibt es etwas Umfassenderes jenseits unserer sinnlichen Erfahrung?

SEE YOU 2019: Yungjung Kim_KR/IT

 Mit See You möchte ich einen Blick auf die Beziehung zwischen Körper und Gegenstand werfen. Der Körper wird scheinbar zum Gegenstand, indem er diesen eng umschließt. Der Gegenstand wird wiederum sicht- und wahrnehmbar, wenn er sich vom Körper entfernt. In der ständigen Bewegung zwischen Annäherung und Distanz wird der Betrachter Zeuge einer permanenten Bildung neuer Beziehungen. See You ist eine Metapher für unser alltägliches Leben. Wir tun täglich das Gleiche, wir schreiten immer gleichbleibende Wege ab wie in einem vorgezeichneten Muster, das sich ständig auflöst und neu bildet. See You ist eine Hommage an den Alltag und seine Magie, an die Schönheit desSchaffens und des Verschwindens.

RUGHE: Iosu Lezameta/Michele Fiocchi_

 Das Vergehen der Zeit zeichnet Falten in unsere Gesichter, sie sind ein schmerzlicher Beweis für die bereits gelebten Jahre. Für uns Männer ist das ein fataler Moment, in dem das Leben plötzlich auseinander zu brechen droht. Als Reaktion darauf verlässt Mann Vertrautes, wagt sich in unsicheres Neuland, zerschlägt Beziehungen oder zieht sich in sich selbst zurück. Auch wir Tänzer erleben diesen Moment als existenzbedrohende Krise und sind gezwungen, uns neu zu erfinden. Im Stück Rughe erzählen wir, zwei über 50-jährige Tänzer, von dieser körperlichen Veränderung. Was geht mit dem Alter verlorenund was gewinnt man dazu? Unsere Falten sind schließlich nicht nur Alterserscheinungen, sondern ebenso die Spuren unseres Lachens, unserer Träume, unserer Erfahrung. Unser gelebtes Leben kann man von unseren Gesichtern wie auf einer Landkarte ablesen und das verleiht ihnen eine wahrlich kunstvolle Würde.

 

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