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„Am Rand sieht man mehr“

Eva Kuen: Das Meer mit allen Untiefen.

Die Schauspielerin Eva Kuen hat sich ein musikalisches Alter Ego und eine Band mit einem sprechenden Namen zugelegt: Corinne Amrand.

Tageszeitung: Ihr musikalisches Alter Ego Corinne Amrand klingt nach einem sprechenden Namen und verdächtig nach „am Rand“. Richtig vermutet?

Eva Kuen: Richtig vermutet. Corinne Amrand sitzt schön länger bei mir rum. Sie ist die freche, mutige und gewitzte Eva.

Wer steht denn am Rand?

 Der Rand wird ja immer ein bisschen vernachlässigt, finde ich. Vor lauter im Mittelpunkt stehen wollen übersieht man oft, dass sich vom Rand aus alles viel besser überschauen lässt. In der Mitte muss ich mich drehen, bis mir schwindlig ist, am Rand kann ich auch mal die Beine runterbaumeln lassen.

Corinne Amrand will poetisch, aber auch wild und rockig sein und immer am Rande des Mainstreams. Wer oder was ist Mainstream für Sie und warum ist er des Teufels?

 Ach, Mainstream ist gar nicht des Teufels! Manches davon hör ich selber gern und tanz mich müde dazu. Wenn eine Künstlerin das macht, was ihr wirklich Spaß macht und was aus ihr kommt, ist es gar nicht relevant, ob das Mainstream ist oder nicht. Ich glaube, dass man das spürt. Aber Musik, die sich nur daran orientiert massentauglich zu sein, finde ich uninspiriert und ziemlich nervig.

„Käptn Lost“ spielt mit der Lust am Untergang. Werden wir nicht schon genug von Katastrophen und Weltuntergang geflutet?

 Die drohenden Katastrophen sind ja nichts, mit dem sich lustvoll spielen lässt. Das will ich mir nicht anmaßen und es geht auch nur in einem Song wirklich darum. Ich habe ja einige Zeit auf einem Segelschiff verbracht und vergleiche gern mein Leben mit einer Reise auf offener See. Da gab es immer wieder Stürme, Flauten und auch Untergänge. Wie oft hab ich verzweifelt über die Reling gekotzt, um dann wieder mit leuchtenden Augen „Land in Sicht“ zu rufen! Untergang liegt für mich ganz nah am Neubeginn und ist nicht nur negativ behaftet.

Sie sind Schauspielerin im Theater und Film, führen Regie, spielen Cello, schreiben Songs und Stücke, tanzen Flamenco und jetzt auch noch eine Band. Sind sie eine Nimmermüde?

 Oh du meine Güte, natürlich bin ich manchmal elendiglich müde! Das ist in meinem Beruf so: entweder ich hab zu viel oder zu wenig zu tun. Aber ich mag es schon, neue Herausforderungen anzunehmen. Meistens fürchte ich mich davor ganz schrecklich, aber gleichzeitig fühl ich mich dabei dann so lebendig. Oft suche ich die Dinge gar nicht, die finden mich. Musik machen war aber immer schon meine große Liebe!

Können Sie uns Ihre Musiker Simon Gamper, Philipp Schwarz und Manuel Thoma kurz vorstellen?

 Kurz? Da müsste man eine lange Liste machen von allem, was die drei können! Mit Simon und Philipp habe ich schon in einigen Theaterproduktionen zusammengearbeitet. Sie haben nicht nur ein außergewöhnliches musikalisches Talent, sondern auch ein super Gefühl für Inhaltliches. Simon spielt alle möglichen Instrumente, versteht sich selbst aber in erster Linie als Komponist, auch vermehrt für Film. Er findet dabei eine ganz eigene Sprache als Ergänzung zu den Bildern. Philipp ist ein großartiger Gitarrist und Arrangeur und hat vor kurzem auch ein Solo-Album mit eigenen Songs herausgebracht. Manuel ist ein fulminanter Schlagzeuger. Er ist das rhythmische Fundament und phantasievoller Spieler zugleich.

2010 kam mit „Nicht hinauslehnen – ne pas se pencher au dehors“ Ihre erste CD heraus. Mit der neuen Band ist ein Album in Planung. Wann kommt es, worauf dürfen wir uns freuen?

 Das Album wird die Songs enthalten, die wir am Samstag im Tschumpus spielen werden. Die Lieder sind alle selbst geschrieben und von Simon und Philipp einfach toll arrangiert. Die Songs sind sehr verschieden und trotzdem ist das Album aus einem Guss. Das Meer mit allen Untiefen wird der thematische und musikalische Faden sein.

Interview: Heinrich Schwazer

 

Corinne Amrand

Corinne Amrand ist das musikalische Alter Ego von Eva Kuen, dem weder Alter noch Ego im Wege stehen. Durch das glückliche Zusammentreffen mit den Musikern Simon Gamper, Philipp Schwarz und Manuel Thoma ist daraus eine Band geworden, die am Rande des Mainstreams nach Perlen taucht. Käptn Lost, das erste Projekt dieser Formation, hat die Segel gesetzt und schwimmt durch stürmische Zeiten, irgendwo inder Uferlosen See zwischen Art-Rock, Indie und Art-Pop, mit gelegentlichen Dark-Cabaret-Zuflüssen. Eva Kuens Songs, von den Musikern Philipp Schwarz und Simon Gamper zu einer Fülle von lauten und leisen Tönen arrangiert, sind poetisch, bildhaft, aber auch wild und rockig. Es geht darin vor allem – der Titel ist Programm – um Untergänge und die dazugehörigen Neuanfänge. Frei nach dem Motto: „…am Ende ist immer alles ein Anfang und wenn du Glück hast begegnet dir ein Wal auf offener See!“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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