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Geschlachteter Oskar

18 Rinder sind vor einem Jahr in einem Stall in Wiesen verendet. Der Stier Oskar konnte mit acht weiteren Tieren gerettet werden – sie wurden von Tierschützern auf mehreren Höfen untergebracht. Ein Bauer hat nun aber Oskar an einen Schlachthof verkauft. Die Empörung ist groß.

Von Erna Egger

Sie ist wütend – und sehr traurig: „Man hat unseren Oskar zur Schlachtung freigegeben. So war das nicht vereinbart. So etwas tut man nicht“, klagt Elfi Plankensteiner und fügt hinzu: „Sie wissen gar nicht, wie viele Tränen ich in den letzten Tagen vergossen habe.“

Oskar, damit meint sie den Stier, den sie ursprünglich gerettet hatte. Jetzt wurde er trotzdem auf die Schlachtbank geführt.

Oskar war eines der verwahrlosten Tiere, die Mitte Mai vergangenen Jahres in einem Stall in Wiesen aufgefunden worden waren.

Zur Erinnerung: 18 Tiere waren damals im verdreckten Stall verendet und teils bereits seit einem Monat tot. Die anderen neun stark abgemagerten Vierbeiner standen bis zu einem halben Meter im Dreck. Der grausige Fund erschütterte ganz Südtirol.

Die überlebenden Tiere wurden zur Versteigerung freigegeben, der Bauer wurde wegen Tierquälerei angezeigt.

Der Trainer Hansjörg Plankensteiner mit dem Skirennläufer Christof Innerhofer und andere Tierschützer haben sich damals zum Ziel gesetzt, diese Rinder vor dem Schlachthof zu retten und ihnen zumindest für den Rest ihres Daseins ein lebenswertes Leben zu bieten. Die Tierfreunde konnten sechs der neun Rinder ersteigern, die anderen drei Stiere wurden ihnen vom Viehhändler Kurt Weger aus dem Ahrntal bei der Versteigerung vor der Nase weggeschnappt. „Ich habe ihn dann aber bekniet, sodass er mir zum selben Preis auch diese weiteren Stiere überlassen hat. Er hat die Tiere dann sogar für einige Wochen kostenlos mit Futter versorgt“, schildert Elfi Plankensteiner, Schwester von Hansjörg Plankensteiner.

Bald hatten die Tierschützer auch eine Unterkunft für die abgemagerten Rinder gefunden: Einige wurden von Tierfreunden auf einem Hof in Gsies, weitere von Bauern am Ritten und anderen Gemeinden aufgenommen. Zwei Rinder haben bei der Tierwelt Rainguthof in Tisens eine neue Heimat gefunden. „Wir haben den Bauern die Tiere geschenkt, immer unter der Voraussetzung, dass sie den Tieren noch für mehrere Jahre ein würdevolles Leben garantieren. Diesen Tieren geht es gut“, so Plankensteiner.

Auch der Stier Oskar wurde auf einen Hof in Tisens gebracht. „Der dortige Bauer hat aber verlangt, dass wir ihn kastrieren lassen, weil er Oskar im Sommer gemeinsam mit seinen Kühen auf die Alm bringen wollte. Schweren Herzens habe ich eingewilligt. Kurt Weger hat die Kastration zusammen mit einem Tierarzt durchgeführt und Oskar auf seinen Wiesen für zwei Wochen gepflegt. Ich habe Oskar dort häufig besucht, er war ein solch gemütliches Tier“, schildert Plankensteiner.

Erst nach zwei Wochen kam Oskar dann zum Bauern nach Tisens, wo er bis vor Kurzem verweilte. „Ich habe ihn auch dort öfters besucht“, so die Tierfreundin.

Vor fünf Tagen meldete sie sich dann wieder beim Bauern: „Wir wollten uns nur vormerken, weil wir, wie abgemacht, Heuballen für Oskar liefern wollten“, so Plankensteiner.

Die Mitteilung, die ihr dann überbracht wurde, „ließ mir die Haare zu Berge stehen“, sagt sie jetzt. Der Bauer, den sie trotz mehrmaliger Versuche anfangs erst nicht erreicht hatte, ließ sie bei einem Rückruf seinerseits wissen, dass Oskar nicht mehr auf dem Hof sei, das Rind sei bereits zwei Wochen zuvor an einen Massentierschlachtungsbetrieb nach Mailand verkauft und abtransportiert worden. Plankensteiner war schockiert. Auf ihren Protest hin, habe der Bauer ihr vorgehalten, sich nicht mehr gemeldet zu haben. „Was absolut nicht stimmt“, sagt sie. „Außerdem hätte er trotzdem nicht das Recht gehabt, Oskar zu verkaufen, ohne uns zu fragen.“

Plankensteiner kann es nicht fassen: „So war dies nicht ausgemacht. Wir haben Oskar auf dem Hof gelassen, weil uns versichert wurde, dass er dort ein gutes Zuhause erhalten würde. Wenn der Bauer schon den Stier nicht mehr haben will, hätte er uns informieren müssen. Wir hätten ihm die Futterspesen des vergangenen Jahres ersetzt und für Oskar ein anderes Zuhause gesucht“, sagt Plankensteiner.

Jetzt ist es zu spät: Oskar dürfte bereits nicht mehr am Leben sein. „Das hätte der Bauer nicht tun dürfen“, ist Elfi Plankensteiner überzeugt. Sie habe in den letzten Tagen viele Tränen vergossen, sagt sie. „Ich dachte, der Bauer hätte verstanden, worum es geht: Nicht um das Mästen und den Verkauf des Tieres, sondern dass Oskar nach dem Erlebten für einige Jahre eine würdevolles Dasein fristen kann.“

Sie fordert nun eines: „Ich verlange von dem Bauern, dass er das Blutgeld, dass er für Oskar erhalten hat, einem Tierheim spendet. Das verlange ich und das bin ich auch Oskar schuldig. Vielleicht kann diese Geldsumme dann dazu beitragen, dass andere Tiere überleben können.“

Der Bauer konnte von der TAGESZEITUNG für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

 

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