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Ágnes Heller in Brixen

Ágnes Heller

Die ungarische Philosophin Ágnes Heller lanciert ein „politisches Manifest“ und fordert ein „Denkmal für den unbekannten guten Menschen“.

„Gute Menschen“, so Ágnes Heller, „sind unsichtbar. Man kennt ihre Namen nicht. Viele Denkmäler sind unbekannten Soldaten gewidmet, aber warum hat niemand je daran gedacht, eines für den unbekannten guten Menschen zu errichten?“  Und Heller sagt weiter: „In meinem Leben gibt es viele solcher guter Menschen, die ganz einfache Dinge tun. Mein Vater zum Beispiel ist nach Auschwitz deportiert worden und hat auf der Deportation einen Zettel, versehen mit einigen Zeilen für uns und der Adresse, aus dem Fenster geworfen. Jemand hat diesen vom Boden aufgehoben und in ein Kuvert gesteckt, mit einer Briefmarke versehen und verschickt. Das ist ein guter Mensch. Warum er das getan hat? Niemand hat ihn gesehen. Auch als der deutsche Soldat damals unser Haus gerettet hatte, gab es niemand, der das sah. Was nützte es ihm, den armen Juden zu helfen? Ich habe mit ihm gesprochen. Es war ein guter Mensch. Die guten Menschen bleiben unbekannt.“

Der Titel ihres Buches „Die Schönheit von guten Menschen“ ist das Thema der Begegnung mit der Grand Dame der ungarischen Philosophie, die am Dienstag 12. März, um 20 Uhr, in der Philosophisch-Theologischen Hochschule am Seminarplatz 4 in Brixen stattfindet. In den Dialog mit Ágnes Heller tritt Don Paul Renner. Mitorganisatorin der Veranstaltung ist die Cusanus Akademie.

Die am 12. Mai 1929 in Budapest geborene ungarische Philosophin erhielt 2012 den Carl-von-Ossietzky-Preis aufgrund „ihrer Furchtlosigkeit, mit der sie zeitlebens unter wechselnden Regimen ihren eigenen Überzeugungen gefolgt ist“. Ágnes Heller, Schülerin und Assistentin von György Lukàcs, wurde 1986 Hannah Arendts Nachfolgerin auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

Für Ágnes Heller handelt es sich um den ersten Besuch in Brixen. Schon länger hegte sie den Wunsch, die Wirkungsstätte von Nikolaus von Kues (Nikolaus Cusanus) kennen zu lernen, eines Denkers, der wie sie sagt, ihre Kultur maßgeblich beeinflusst hat. Heller, die in drei Monaten ihren 90. Geburtstag feiert, ist jüdischer Herkunft. Gemeinsam mit ihrer Mutter gelang es ihr im Holocaust einer Deportation zu entgehen. Ihr Vater und viele Verwandte wurden Opfer der NS-Diktatur.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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