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Die Bio-Großbauern

Die Fri-El-Gruppe der Bozner Gostner-Brüder ist einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe in Rumänien – mit 13.200 Hektar Ackerland. Und laut Josef Gostner der größte Bio-Betrieb in ganz Europa.

von Heinrich Schwarz

Der Bozner Unternehmer Josef Gostner kann den Vize-Präsident des Nudel-Giganten Barilla, Paolo Barilla, nicht verstehen. Dieser sagte, dass es zwar möglich sei, Nudeln komplett frei vom umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat herzustellen – „perfekte Nudeln ohne Chemie“ wahrscheinlich aber zwei Euro statt 20 Cent pro Teller kosten würden.

„Lieber Paolo Barilla, ich produziere in Rumänien an der Donau auf 5.000 Hektar Weizen ohne Glyphosat und ernte zwischen zwei und drei Tonnen pro Hektar. Ich verstehe nicht, warum die Nudeln zehnmal mehr kosten sollten. Schlimmstenfalls kosten sie doppelt so viel“, schreibt Gostner in einem Beitrag auf Facebook.

Josef Gostner als Bio-Großbauer in Rumänien? In der Tat. Allerdings beträgt die bebaute Fläche nicht „nur“ 5.000 Hektar, sondern sage und schreibe 13.200 Hektar. Zum Vergleich: Die Apfelwiesen in Südtirol erstrecken sich über eine Gesamtfläche von 18.700 Hektar.

Konkret läuft der Anbau in Rumänien über die Fri-El-Gruppe, einen der größten Produzenten von Erneuerbarer Energie in Italien, die den Bozner Gostner-Brüdern Ernst, Josef und Thomas gehört. Die Fri-El-Gruppe bebaut das rumänische Ackerland im Donau-Delta in Konzession – und zwar über die Gesellschaften „Delta-Rom Agriculture Srl“ und „Anglo-Rom Agriculture Srl“.

„Die Lage der beiden Farmen auf einer Insel im Donau-Delta ist sowohl logistisch, als auch bewässerungstechnisch von großem Vorteil. Zur Farm gehören neben dem landwirtschaftlichen Grund Wohngebäude, Wirtschaftsgebäude sowie eine Anlegestelle am Fluss“, heißt es auf der Website von Fri-El.

Ziel sei es, der größte landwirtschaftliche Betrieb Rumäniens zu werden. Bereits heute gehören die Gostner-Brüder zu den größten Bauern des Landes. „Die Flächen werden jetzt aber immer teurer und sind schwieriger zu kriegen. Ich bin mit 13.000 Hektar schon zufrieden. Das ist viel und macht viel Arbeit. Wir haben 150 fest angestellte Mitarbeiter“, sagt Josef Gostner gegenüber der TAGESZEITUNG. Bis zur Nummer 1, die laut Gostner 60.000 Hektar bewirtschaftet, wäre es ohnehin noch ein weites Stück.

Angebaut werden auf den Gostner-Äckern neben Weizen auch Mais, Gerste, Sonnenblumen, Raps und Soja.

„Wir sind seit neun Jahren aktiv. Eigentlich wollten wir Energiepflanzen anbauen, brauchten diese dann aber nicht. Seitdem bauen wir eben Getreide und anderes an“, erklärt Josef Gostner. Rumänien sei wirtschaftlich attraktiv.

Laut Gostner wird seit über einem Jahr gänzlich biologisch angebaut. „Mir gefallen die Naturprodukte, die nachhaltig nachwachsen“, nennt der Fri-El-Geschäftsführer den Grund.

Auf den Einsatz von Glyphosat zur Unkrautbekämpfung verzichte man allerdings schon von Anfang an: „Es gibt auch ganz andere Mittel, die in der Biosphäre erlaubt und nicht so schädlich sind.“

Und Josef Gostner betont mit Stolz: „Seit einem Jahr sind wir die größte biologisch zertifizierte Farm Europas. Als zertifizierter Betrieb darf man gar nichts mehr spritzen. Man erntet aber im Vergleich zu guten Nicht-Bio-Betrieben nur mehr die Hälfte. Wir ernteten davor auch schon nur die Hälfte, weil wir zu 95 Prozent biologisch waren.“

Wie der erfolgreiche Bozner Unternehmer erklärt, müsse das Unkraut mechanisch entfernt werden: „Wir müssen mit unseren Traktoren deshalb drei- bis viermal öfter ausfahren, um das Unkraut zu beseitigen. Und wir müssen schneller ernten, da mehr Unkraut wächst, je länger man dem Getreide Zeit lässt.“

Pro Jahr produziert Fri-El in Rumänien rund 60.000 Tonnen an Getreide und Co. Verkauft werden die Rohstoffe laut Josef Gostner auf dem europäischen Markt und landen schlussendlich bei großen Konzernen wie Barilla und Nestlé.

Und was sagen die Rumänen, wenn ein Ausländer die heimischen Felder bewirtschaftet? „Natürlich haben sie es nicht gern, aber es ist nur so ein fiktives Nicht-gern-haben. Denn unseren Angestellten ist es sehr recht. Bei uns kriegen sie ein reguläres Gehalt. Der Rumäne zahlt nicht so gerne reguläre Gehälter. Das ist dasselbe wie in Süditalien mit den ganzen Schwarzarbeitern. Wir tun das nicht. Als Ausländer werden wir ohnehin stark kontrolliert“, erklärt Josef Gostner.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • prof

    Wenn die Gostner Brüder schon so viel verdienen, sollte der Besitzer der halbfertigen Villa in Guntschna endlich das Monster Bauwerk fertigstellen. Atz Roland lässt grüssen!!
    Inzwischen baut einer der Brüder zwischen Jenesien und Flaas beim Epp-Hof eine Riesen unterirdische?? Halle für seine Flugzeuge.Vielleicht baut er demnächst auf den Salten eine Landebahn für seine Flugzeuge,denn die steile Wiese beim Epp-Hof ist nicht gerade geeignet.

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