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„Ti ammazzo“

hotel-sheratonDas Ereignis, das eine beispiellose Kampagne des „Tagblatts der Südtiroler“ zur Folge hatte, wird vor Gericht verhandelt. Veronika Ebner, die Tochter des Chefredakteurs, schildert ihre Version der Gewalt-Attacke 2013 im Hotel Sheraton.

Von Thomas Vikoler

„Es war keine Schlägerei“, korrigiert die Zeugin den Verteidiger Angelo Polo, dem einzigen, der ihr Fragen stellt. Es sei ein „organisierter Anschlag von extremer Brutalität“ gewesen, präzisiert die Zeugin Veronika Ebner, 26.

Sie berichtet im Prozess gegen die vier mutmaßlichen Schläger Rajmond Prenga, 27, Emiljan Kodra, 24, Emirjon Gjonaj, 26, und Vilson Vata, 25, die alle abwesend sind, von den Ereignissen am späten Abend des 7. Juni 2013 in der Halle des Hotel Sheraton in Bozen Süd.

Eine Party der Serie „Tanzen ist auch Sport“ mit geschätzten 800 Besuchern (300 mehr als erlaubt). Dort ereignete sich etwas, was das Tagblatt „Dolomiten“ zu einer beispiellosen Anti-Albaner-Kampagne namens „Stopp der Gewalt“ bewegte, die sich mehrere politische Parteien zu kritisieren trauten.

Die Schilderungen von Veronika Ebner, der Tochter von Chefredakteur Toni Ebner, machen den väterlichen Zorn nachvollziehbar – rechtfertigen aber freilich nicht den inzwischen abgeklungene medialen Kreuzzug.

Bisher war nicht bekannt, was die Attacke gegen ihren Bruder Anton, einen Freund und sie selbst ausgelöst hatte. Veronika Ebner schildert das so: Ein junger Mann, den sie später im Gerichtssaal auf Foto Nr. 10 – „zwischen 20 und 25, abstehende Ohren“ – wiedererkennt, habe sie auf unangenehme Weise angemacht. Als sie sich von ihm wegdrehte, um zu ihrem Bruder zu gehen, habe er sich ihr in den Weg gestellt. „Ich habe nicht verstanden, warum er so aggressiv war“, erinnert sich die Zeugin.

Dann, vor einem Getränkestand, sei ihr Bruder zunächst geschubst, schließlich voll attackiert worden. „Mit Schlägen, Tritten und Flaschen“, sagt Veronika Ebner. Plötzlich sei sie, ihr Bruder und der Freund von einer „Traube von Personen“ umringt worden. Wie „aufgebrachte Bestien“, so die Zeugin wörtlich, hätten sie – fünf bis acht junge Männer – auf ihre beiden Begleiter eingeschlagen.

Kniend und stehend, auch mit einem Stehaschenbecher und einem Sektkübel.
Einer der Schläger dem Bruder mit „ti ammazzo“ gedroht. Veronika Ebner kritisiert, dass die Security-Kräfte nicht oder verspätet eingegriffen hätten.

Die Zeugin wird später von einer Cousine ins Spital gebracht, wo die Ärzte wackelnde Zähne feststellen und eine Heilungsdauer von zehn Tagen diagnostizierten (es folgte eine Strafanzeige gegen Unbekannt).

Ihr Bruder und der Begleiter, die mit dem Krankenwagen transportiert wurden, hätten im Gesicht geblutet „wie in Gladiatorenfilmen“.
Wie geht es nun weiter im Sheraton-Prozess? Möglich ist, dass alle bisherigen Zeugenaussagen (außer jene der Zeugin Veronika Ebner) wiederholt werden müssen. Ob sie nach dem Richterwechsel (Carlo Busato ersetzt den in den Staatsrat gewechselten Oswald Leitner) darauf bestehen oder nicht, müssen die Verteidiger der vier Angeklagten bis zum 5. April entscheiden.

Nicola Nettis, der Rajmond Prenga und Emirjon Gjonaj verteidigt, sagt, dass seine Mandanten von der Zeugin nicht als Schläger identifiziert worden seien. Er werde deshalb eine Wiederholung aller anderen bisherigen Zeugenaussagen fordern.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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