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„Hohe Maut für Stinker“

„Hohe Maut für Stinker“

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sieht in der Verlängerung der Autobahnkonzession eine Chance, gegen die Luftverschmutzung anzukämpfen.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz nimmt die Verlängerung der Führungskonzession für die Brennerautobahn zum Anlass, um die Verantwortung im Bereich des Gesundheitsschutzes zu sensibilisieren.

Dachverband-Chef Klauspeter Dissinger hat folgenden Offenen Brief verfasst:

„Sehr geehrte Landeshauptleute von Nordtirol, Südtirol und Trentino
Die Luftverschmutzung (Stickstoffdioxid und Feinstäube) entlang des Wipp-, Eisack- und Etschtales, die großteils durch den Verkehr und vor allem durch die jährlich zwei Millionen Schwerfahrzeuge auf der Brennerautobahn verursacht wird, ist stark gesundheitsschädigend für die Anrainer.

Die Stickstoffdioxid-Belastung überschreitet die Jahresmittel-Grenzwerte der EU von 40µg/m³ Luft um 50%.

Die Auswirkungen auf die Volksgesundheit betreffen Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie Tumore.

Klauspeter Dissinger

Klauspeter Dissinger

Legt man eine Studie vom Schweizer Umweltministerium auf Südtirol um (da es sich um durchaus vergleichbare Voraussetzungen handelt), ergibt dies rechnerisch zirka 250 vorzeitige Todesfälle pro Jahr, die auf die Luftverschmutzung zurückzuführen sind. Diese durch die Luftverschmutzung indirekt hervorgerufenen Todesfälle übersteigen mittlerweile die direkten, durch Unfälle verursachten Todesfälle.

Mit dem Übergang der A22-Konzession zur Führung der Autobahn an rein öffentliche Institutionen muss der Schutz der Gesundheit der Anrainer absolute Priorität haben.

Die anlässlich der bei der Pressekonferenz angekündigten Maßnahmen (Mauterhöhung für stark verschmutzende Schwerfahrzeuge sowie eine versuchsweise Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit bei akuter Luftbelastung) sind begrüßenswert, werden die Problematik der starken Luftverschmutzung aber leider nur zum Teil lösen.

An dieser Stelle muss auch darauf hingewiesen werden, dass selbst bei den neuesten Schwerfahrzeugen der Euro-Klasse 6 der Stickstoffdioxid-Ausstoß nicht signifikant gesenkt wird.

Um zu erreichen, dass die Stickstoffdioxid-Grenzwerte tatsächlich eingehalten werden, müssen in erster Linie die gut 600.000 Schwerfahrzeuge pro Jahr, die die 300 Kilometer längere Strecke über den Brenner wählen, um der höheren Maut durch die Schweiz zu entgehen, von der Autobahn verbannt werden.

Daher braucht es eine angemessene Mauterhöhung, um den Schwerverkehr auf die kürzeste und nicht auf die günstigste Strecke über die Alpen zu lenken.
Aus diesen Gründen ersuchen wir die Landeshauptleute der Euregio (Nordtirol, Südtirol und Trentino) sich an einen Tisch zu setzen, gemeinsam ein Maßnahmenpaket unter Berücksichtigung der speziellen topografischen Voraussetzungen der Alpentäler zu entwickeln und dieses der Europäischen Union sowie den jeweiligen nationalen Regierungen vorzulegen.

Die Voraussetzungen dafür sind allemal gegeben, wird doch die Europäische Union ab diesem Jahr jene Mitgliedsstaaten sanktionieren, die die in der EU-Gesetzgebung vorgesehenen Grenzwerte nicht einhalten.

Gegen die Lärmbelastung hingegen wirken Lärmschutzwände – im Gegensatz zum Flachland – in Tallagen nur bedingt, weil sich der Schall auch noch oben hin ausbreitet. Die einzige Möglichkeit auch in engen Tälern den schädlichen Lärm effektiv einzudämmen besteht darin, die Autobahn entlang der bewohnten Abschnitte einzuhausen. In Österreich bestehen bereits solche Einhausungen auf der Brennerautobahn bei Schönberg, auf der Inntalautobahn bei Innsbruck und auf mehreren Abschnitten der Tauernautobahn von Kärnten und Salzburg, die allesamt von der österreichischen Autobahngesellschaft ASFINAG finanziert wurden.

Diese Einhausungen würden neben der Lösung der Lärmproblematik auch die Immobilien entlang der Brennerachse aufwerten und neue Flächen nutzbar machen. In diesem Zusammenhang hat der Vizepräsident der Südtiroler Handwerker Claudio Corrati vor wenigen Tagen erklärt, dass solche Einhausungen nicht nur Arbeit für die Südtiroler Handwerksbetriebe bedeuten würden, sondern auch die Möglichkeit bieten würden, auf deren Oberfläche Photovoltaik-Paneele zu installieren.

Daher ersuchen wir die Landeshauptleute Rossi und Kompatscher einen Teil der Einnahmen der Brenner-Autobahn für Einhausungen entlang bewohnter Abschnitte der Autobahn zweckzubinden.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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