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Lissy Pernthalers großer Auftritt

Lissy Pernthaler als Protokollführerin bei Lesers Verhör:  Ein wundervolles Beispiel dafür, was Schauspiel ausmacht. (Foto: Lackt Bird Pictures)

Lissy Pernthaler als Protokollführerin bei Elsers Verhör: Ein wundervolles Beispiel dafür, was Schauspiel ausmacht. (Foto: Lackt Bird Pictures)

Bei der 65. Berlinale betraten bei der Weltpremiere des neuen Oliver Hirschbiegel Films „ELSER – Er hätte die Welt verändert“ auch zwei Südtiroler Schauspielerinnen den roten Teppich. Lissy Pernthaler und Anna Unterberger.

Wie kamen Sie zu der Rolle der Protokollführerin?

Lissy Pernthaler: Es passierte auf dem klassischen Wege, dass ich eine Anfrage einer Münchner Casting Agentur bekam. Ab dann aber verlief es nicht mehr klassisch. Ich sollte nämlich am nächsten Tag zum Casting in Berlin sein, arbeitete zu diesem Zeitpunkt aber gerade in Südtirol. Ich dachte schon, mich für dieses Projekt nicht vorstellen zu können, da kam wieder ein Anruf, dass ich ganz schnell ein Foto mit nach hinten gekämmten Haaren und neutralem Gesichtsausdruck nach München schicken sollte, da es in einer Stunde eine Besprechung mit dem Regisseur geben sollte. Kaum hatte ich aufgelegt, habe ich auch schon meiner Mutter den Fotoapparat in die Hand gedrückt und sie hat das entscheidende Foto geschossen, welches den Regisseur Oliver Hirschbiegel überzeugen konnte.

Im Drehbuch sagt ihre Figur 2 Sätze, dennoch stehen Sie auf dem Programm des Berlinale Katalogs mit ihrem Namen angeführt, wie kann das sein?

Lissy Pernthaler im Berlinale-Palast:  Großer Auftritt beim Kinodebüt der Kalterer Schauspielerin (Foto: Lisa Winter)

Lissy Pernthaler im Berlinale-Palast: Großer Auftritt beim Kinodebüt der Kalterer Schauspielerin (Foto: Lisa Winter)

ELSER ist meine erste große Filmproduktion, mein Kinodebut. Als ich das Drehbuch gelesen habe, war mir relativ schnell klar, dass ich die Herausforderung der „wortkargen“ Protokollführerin annehmen würde. Denn es war äußerst spannend ihr Leben einzuhauchen und ohne Text ist der Spielraum erstmal enorm, dann gilt es einzugrenzen, eine Figur zu bauen und auch zu verstehen, was der Regisseur mit dieser Figur erzählen will, dass sie dem gesamten Erzählfluss des Filmes dienlich ist. Mich hat interessiert, was bewegt diese junge Frau, deren tägliches Brot es ist, bei Verhören und Folterritualen dabei zu sein, dennoch eine menschliche Reaktion zu zeigen. Aber zu viel über den Film will ich jetzt nicht verraten…

Was hat Sie an dem Projekt und Ihrer Rolle am meisten fasziniert?

Der Film erzählt von einem sehr mutigen und am Ende selbstlosen Mann, der sein Verständnis für Freiheit gegen das NS-Regime einsetzt. Mit meiner kleinen Rolle der Protokollführerin, die ganz auf Linie brav im NS-Apparat mitläuft und für die diese Verhöre, samt Folter, zum täglichen Geschäft gehören, kann erzählt werden, was Begegnungen dennoch auslösen können. Ich frage mich, wie sicher viele von uns, wie hätte ich reagiert, wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte? Und die selbe Frage müssen wir uns ja auch heute stellen. Wie sehr lassen wir uns trotz der medialen Flut überhaupt noch zwischenmenschlich berühren um etwas in der Welt oder im eigenen Leben zu (ver)ändern?

Wie war es für Sie auf dem Roten Teppich der Berlinale zu stehen, schließlich war Berlin lange ihre zweite Heimat?

Genau, ich habe 11 Jahre in Berlin gelebt. Es war ein wunderbares Gefühl, jetzt wo ich wieder mehr in Südtirol lebe, eine Einladung in meine „alte Heimat“ Berlin zu erhalten und dann zu so einem tollen Event für einen so berührenden und wichtigen Film. Als ich 2003 nach Berlin zog um Schauspiel zu studieren, bin ich manchmal zur Berlinale zu den roten Teppichen gegangen, um Schauspielerinnen zu bewundern. Jetzt selbst über den roten Teppich zu schweben, war surreal und gleichzeitig ganz klar wie die Sicht auf die Landschaft nach einem Gewitter in den Bergen.

 

Lissy Pernthaler

Lissy Pernthaler (31) spielt die Protokollführerin, die bei den Verhören des Hitler Attentäters Georg Elser über jede Regung und Aussage des Häftlings Buch führt. Dass auch eine nahezu stumme Rolle Eindruck hinterlassen kann, beweist das Lob, welches ihr Regisseur Oliver Hirschbiegel nach der Premiere vor 2.200 Menschen im ausverkauften Berlinale Palast auf der Bühne macht: „Ich glaube sie ist ein wundervolles Beispiel dafür, was Schauspiel ausmacht.“ Die gebürtige Kaltererin, die in Berlin Schauspiel studiert hat und inzwischen wieder mehr in Südtirol lebt, spricht im Film nur 1 1/2 Sätze und dennoch braucht es nicht mehr um ihre Figur zu verstehen und mit ihr mitzufiebern, erklärt der Regisseur.

Die Welt schreibt in ihrer Kritik zu ELSER von der beeindruckenden Kamerafahrt auf das präzise erzählende Gesicht der Protokollführerin, die während des brutalen Verhörs- das im NS Apparat Routine war- ganz sachte atmend ihr Buch liest, während drin Elser brutalst gefoltert wird. Und der Hollywood Reporter nennt die Szene zwischen der Protokollführerin und Georg Elser als sehr ergreifenden Moment im Film und erwähnt ebenso die Szene im Korridor vor dem Verhörraum.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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