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„Wie ein kleines Neapel“

Sterzing hat ein Abfallproblem: Seitdem der Müll nur mehr einmal pro Woche abgeholt wird, stehen an manchen Straßen immer wieder Müllsäcke. Die Anrainer sind genervt.

von Markus Rufin

„Besonders jetzt in den Sommermonaten ist es schlimm“, beschwert sich Martin Kral.

Er führt einen Obst und Gemüseladen in der Bahnhofsstraße, direkt vor dem Stadtzentrum und sieht sich täglich mit dem Müllproblem vor seiner Eingangstür konfrontiert.

Vor allem die Ortsansässigen sind die Leidtragenden des Müllproblems in Sterzing. Immer wieder lagern stapelweise Müllsäcke auf der Straße. „Am Donnerstagabend oder Freitagmorgen sieht es immer so aus wie auf dem Bild“, beschreibt der offensichtlich aufgeregte Ladenbetreiber die Situation.

Doch wie kommt es, dass Sterzing auf einmal ein Problem mit der Müllentsorgung hat? Noch 2016 wurde der Müll in der Gemeinde zweimal in der Woche abgeholt – montags und donnerstags. Durch die getrennte Müllsammlung hätte sich der Hausmüll allerdings merklich reduzieren sollen und deshalb entschied sich die Gemeinde auf die wöchentliche Sammlung umzustellen, um Kosten zu sparen.

„Sterzing war bis voriges Jahr die einzige Gemeinde im Wipptal, die die Sammlung zweimal wöchentlich durchführte“, erklärt der Leiter des Müllsammeldienstes Wipptal, Massimiliano Grendele.

Grendele glaubt, dass die Müllentsorgung nur in diesem Sommer ein Problem darstellt: „Ich glaube, dass viele Touristen, die in Sterzing ein Sommerhaus haben, immer noch meinen, dass der Müll zweimal in der Woche abgeholt wird.“

Der Müllsammelkalender wurde zwar regulär ausgegeben, dennoch komme es trotz ausreichender Information noch immer zu Problemen. Grendele bestätigt, dass es vorgekommen ist, dass Müllsäcke auf der Straße herumlagen. Er betont allerdings, dass keine „großen Probleme oder große Beschwerden“ bekannt sind.

Dabei scheint die Lage in Sterzing durchaus dramatisch zu sein. „Touristen bleiben mit ihren Autos stehen, machen Fotos und sagen, dass es hier aussieht wie klein Neapel“, bestätigt ein weiterer Anrainer in der Bahnhofsstraße. Offensichtlich regen sich nicht nur die Anrainer über das Müllproblem auf.

Für Martin Kral ist diese Situation unverständlich: „Gerade eine Gemeinde, die sich immer beschwert, dass sie keine Touristen hat, sollte gegen solche Probleme etwas unternehmen.“ Dies sei allerdings absolut nicht der Fall. Lediglich der Stadträtin Christine Eisendle Recla fiel das Chaos in der Bahnhofsstraße auf und sie verordnete, dass der Müll sofort abgeholt wird.

Kral versuchte den zuständigen Stadtrat Markus Larch zu verständigen, dieser konnte sich aber nicht um das Problem kümmern. Der Bürgermeister der Stadt, Fritz Karl Messner nutzt die Gelegenheit und richtet sich in einem Apell an die Bürger: „Der Müll wird einmal wöchentlich abgeholt, das muss man respektieren. Der Müllsammelplan ist im Internet ersichtlich und wird jedem Bürger zugeschickt. Wenn ich weiß, dass der Müll nur montags abgeholt wird, kann ich ihn nicht am Dienstag hinausstellen.“

Nicht nur die Bürger, die ihren Müll auf der Straße ablegen, sollen Solidarität zeigen. Der Bürgermeister selbst hat seinen Nachbarn daran erinnert, dass der Müll nur einmal pro Woche abgeholt wird und ihn gebeten diesen erst am Sonntag hinauszustellen. Er bittet die Bürger, seinem Beispiel zu folgen.

„Sollte dieser Apell nicht ausreichen, müssen wir die Müllsammlung wieder zweimal pro Woche durchführen. Das will aber niemand, weil es nicht so viel Müll gibt und somit die Abfallgebühren steigen würden“, mahnt Bürgermeister Messner.

Die Anrainer in der Bahnhofsstraße sind damit allerdings nicht zufrieden, vor allem weil es ähnliche Probleme bereits vor einigen Jahren gab.

„Damals gab es noch kleine Müllkörbe in unserer Straße und diese waren ständig überfüllt. Erst als Ratten kamen und wir drohten uns an die Medien zu wenden, griff die Gemeinde ein und montierte diese Müllkübel innerhalb kürzester Zeit ab“, erinnert sich Kral.

Auch deshalb ist er so besorgt und hofft, wie alle Anrainer in der Straße, auf eine baldige Lösung des Problems.

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