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Abgesoffene Kunst

 

zingerle-baggerAm Mittwoch ist am Pragser Wildsee beinahe ein Bagger abgesoffen, der einen Eisblock herausheben wollte. Das Ganze sollte einer Kunstaktion dienen. Die Hintergründe.

von Silke Hinterwaldner

So viel öffentliche Aufmerksamkeit hat eine seine Kunstaktionen wohl noch nie erfahren:

Am Mittwoch wollte Wolfgang Zingerle einen vier Mal vier Meter großen Eisblock aus dem Pragser Wildsee schneiden und ihn nahe dem Hotel aufstellen lassen, aber das ging gehörig daneben.

Der Bagger brach im See ein.

„Vor allem“, sagt der Künstler am Tag danach, „bin ich heilfroh, dass der junge Baggerfahrer mit dem Leben davongekommen ist.“

Aber was wollte der Künstler aus Percha mit der Eisblockaktion zeigen? Warum hat er sich nicht einfach und ungefährlich selbst einen Eisblock gegossen? Und hat er mit seiner Aktion die Gesetze des Naturparks verletzt?

Viele Zuschauer haben am Mittwoch fassungslos verfolgt, wie der Bagger langsam im See versank. Nur mit einer mühevollen, zwei Stunden andauernden Rettungsaktion, konnte die schwere Maschine wieder geborgen werden. „Der Schaden am Bagger ist beträchtlich“, sagt Matthias Brunner vom Baggerunternehmen Brunner & Leiter aus dem Ahrntal.

Sein Unternehmen wollte dem Künstler und der gesamten Aktion lediglich einen Gefallen erweisen, in dem es einen Bagger schickte, der den Eisblock aus dem See holen sollte. Brunner: „Wenn man so etwas macht, dann geht es meistens gut. Aber es kann auch Mal schiefgehen.“

Das musste er am Mittwoch selbst erfahren.

In den Augen von Josef Ploner hätte das alles gar nicht sein müssen. Er betreibt eine Gastwirtschaft und einen Parkplatz am See und kann ganz und gar nicht verstehen, warum man sich zu einer so gefährlichen Aktion hinreißen lässt.

„Es ist doch grob fahrlässig“, sagt er, „mit einem Bagger auf den zugefrorenen See zu fahren. Das ist hirnrissig und gefährlich.“ Er kann sich gut daran erinnern, dass in Vergangenheit bereits zwei Mal eine „Schneekatze“ im Pragser Wildsee eingebrochen ist und einmal ein Traktor. Auch wenn das Eis heuer besonders dick ist, zwischen 40 und 60 Zentimeter, könne es nie und nimmer eine so schwere Maschine halten.

Und überhaupt:

Den Eisblock hätte man sich mit Schalungen viel einfacher selbst gießen können. Aber das wollte Wolfgang Zingerle nicht. Es war und ist nicht Inhalt seiner Kunstaktion, einfach Eis zu zeigen. Vielmehr wollte er die Kraft der Natur veranschaulichen. Und er wollte darauf aufmerksam machen, dass diese Kraft in den kommenden Jahrzehnten unter Einfluss des Klimawandels vielleicht verloren geht.

„Wir alle“, sagt der Künstler, „hinterlassen Spuren. Meist negative durch Abgase, Umweltverschmutzung oder Müll. Wir wollten eine Spur legen, um die Gesellschaft auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen.“

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Der Künstler Wolfgang Zingerle verspricht eine Fortsetzung der Aktion: „Es wird noch eine Überraschung geben.
  • Und: Brauchte es für diese Aktion im Naturpark keine Genehmigung?
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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