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Der flüchtige Pole

IMG_0292Der 21-jährigen Pole, der zunächst drei Männer beschuldigt hatte, in Bozen den 50-jährigen Clochard Jaroslav Kohl getötet zu haben, steht nun selbst unter dringendem Mordverdacht. Gegen ihn ist Haftbefehl erlassen worden.

Von Thomas Vikoler

Der Zeitvorsprung hat den Mann, der der Polizei so viel zu erzählen hatte, bisher vor einer Verhaftung durch die italienische Polizei bewahrt. Er war nämlich der erste Zeuge, den die Beamten der Bozner Quästur nach dem Auffinden der Leiche von Jaroslav Kohl am Sonntag, den 10. Jänner befragten.

Der Zeuge erklärte: Ja, ich war dort am Radabstellplatz vor dem Waltherhaus, als es zu einer Auseinandersetzung mit Jaroslav Kohl kam. Er habe keinen Streit mit ihm gehabt und sei folglich auch nicht der Täter. Die drei anderen Anwesenden hätten auf den inzwischen verstorbenen Mann aus Tschechien eingetreten. Und er nannte die Namen von drei jungen Männern, wie er Clochards aus dem Bozner Bahnhofsparks.

Eine Version des 21-jährigen Polen, die zwar etwas widersprüchlich klang, die Ermittler aber veranlasste, ihn nach der Zeugenaussage wieder gehen zu lassen. Seitdem ist der Mann verschwunden – und steht seit gestern formell unter Verdacht, Jaroslav Kohl vorsätzlich getötet zu haben.

Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg hat gestern formell einem Antrag der Staatsanwalt stattgegeben und Haftbefehl gegen den 21-jährigen Polen erlassen.

Nach ihm waren nämlich, Anfang vergangener Woche, die drei übrigen mutmaßlichen Augenzeugen der Gewalttat angehört worden. Sie bestritten mit Entschiedenheit die Vorwürfe des ersten Zeugen gegen sie. Er, der Pole, habe Jaroslav Kohl zunächst verprügelt, dann, als er bereits am Boden lag, auf ihn eingetreten.

Der Anlass des Streits: Ein kleiner Geldbetrag, den der nunmehrige Mordverdächtige Jaroslav Kohl angeblich geliehen hatte und zurückhaben wollte. Mord wegen ein paar Euro. Richter Emilio Schönsberg schreibt im Haftbefehl von „niedrigen Beweggründungen“ für die Tat.

Beim Todesopfer wurden nach seinem Auffinden 20 Euro gefunden.

Jaroslav Kohl war laut dem Autopsiebericht des Pathologen Guido Mazzoleni an inneren Blutungen gestorben – ausgelöst durch Tritte und Schläge. Der 50-jährige Tscheche mit Vergangenheit als international aktiver Schachspieler hatte sich nach der tätlichen Auseinandersetzung am Radstand vor dem Waltherhaus bis zu seinem Schlafplatz hinter dem Landhaus I geschleppt. Dort wurde er tags darauf gegen 14.00 Uhr von einem Passanten tot aufgefunden.

Am Montag vor einer Woche nahm die Staatsanwaltschaft Mord-Ermittlungen auf und hat nun einen Tatverdächtigen – den ersten Zeugen. Er wird von den drei Männern, die er als Täter beschuldigt hatte, als äußerst aggressiv beschrieben. Dass niemand von ihnen in jener Nacht nüchtern gewesen sei, bestätigten sie auch.

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