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Alan Turing

Spionage, Zweiter Weltkrieg, Mathematik, Genie, Homosexualität, Informatik. Das sind die Zutaten zu Morten Tyldums „The Imitation Game“.

von Renate Mumelter

Schon wieder Spionage, schon wieder Krieg, Zutaten, die mich nicht vom Hocker reißen. Tyldums Film hat das auch nicht getan. Dabei ist die wahre Geschichte rund um Alan Turing interessant und sehr brisant, gleichzeitig ist sie aber so komplex, dass sie sich schwerlich in 113 Filmminuten packen lässt. “The Imitation Game” erzählt von diesem begnadeten Mathematiker, der – verkürzt gesagt – zum Vater des Computers wurde. Turing, Jahrgang 1912, stammte aus Manchester und fiel bereits in der Schule durch seine besondere mathematisch-naturwissenschaftliche Begabung auf. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er von der britischen Regierung mit der Entzifferung der deutschen Funksprüche betraut, die mit Enigma raffiniert verschlüsselt waren; Turing knackte den Code, nachdem er viele technisch, menschlich und politisch komplexe Hürden genommen hatte, die im Film nur angetippt werden können. Der interessante Teil der Story würde in dem Augenblick beginnen, in dem Turings Mission erfolgreich abgeschlossen zu sein scheint: Der Code ist entschlüsselt, die Funksprüche lesbar, Grund zur Freude gibt es für Turing uns sein Team aber keineswegs, denn kriegsstrategische Überlegungen zwingen zu folgerichtigen aber unmenschlichen Entscheidungen. Dieser Aspekt wird in “The Imitation Game” nur gestreift wie Vieles andere auch. Ach ja, Turing war auch homosexuell, und die grausamen Gesetze in Großbritannien führten dazu, dass er sich mit 41 Jahren das Leben nahm. Der Film arbeitet alle Themen, die zu Alan Turing gehören, fein säuberlich ab, findet aber keinen Schwerpunkt im Gewirr der menschlichen, weltgeschichtlichen, wissenschaftlichen und politischen Perspektivmöglichkeiten. Ohne besondere Höhen und Tiefen bleibt auch Alexandre Desplats professionelle, nicht unangenehme Musik. Trotz Benedict Cumberbatchs erfreulichen Spiels kommt keine emotionale Gänsehaut auf.

The Imitation Game (GB/USA, 2014), 113 Min., Regie Morten Tyldum mit Keira Knightley, Benedict Cumberbatch. Bewertung: Sehenswert

Nach meinem Film der Woche suche ich noch. Es bieten sich an: “Amour Fou” von Jessica Hausner, “American Sniper” von Clint Eastwood, “Die Sprache des Herzens” von Jean-Pierre Améris, “Gone Girl” von David Fincher

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