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Die Lehrer-Odyssee

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Nicht ausreichende Masterabschlüsse und zusätzliche Ausbildungslehrgänge. Der Weg zur Lehrbefähigung ist im Ausland oft merklich kürzer als in Italien.

von Christian Frank

Lernjahre sind keine Herrenjahre, lautet ein altbekanntes Apophthegma. Doch beim Lehrerberuf scheinen sich die Lernjahre in gewissen Fällen besonders lang zu ziehen, besonders im Vergleich zu den Nachbarländern.

Von Lohnforderungen über Personalmangel bis hin zu Brennpunktschulen. So einige der Lehrersorgen sind mittlerweile auch bei der breiteren Öffentlichkeit angeklungen. Nicht von ungefähr kommen ernüchternde Bilanzen wie jene von der Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft Petra Nock, welche von einer dramatischen Zunahme der Kündigungen spricht, auch von jenen, die eine Stammrolle innehaben. Von fünf monatlichen Kündigungen sprach Nock in einem TAGESZEITUNG-Interview. Auch die gesunkene Nachfrage nach Lehramtsstudienplätzen in Brixen spricht für sich. Das Berufsbild des Lehrers büßt zusehends an Attraktivität ein. Dabei stellte das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung in einer Erhebung fest, dass der Lehrerberuf bis zum Jahr 2025 in Italien auf Platz zwei der gefragtesten Berufsbilder sein wird. Neben dem Faktor der Besoldung und dem beruflichen Selbstverständnis, welches sich im Zuge neuer Schülergenerationen und steigenden Inklusionsansprüchen vor ebenso neuen Herausforderungen gestellt sieht, gibt es eine weitere oft verkannte Komponente: die Ausbildungsdauer. Eine Lehramtsausbildung dauert im Durchschnitt zwischen fünf und sechs Jahren, abhängig vom jeweiligen Land, in dem das Studium angetreten wird. Zwischen dem abgeschlossenen Studium, der Lehrbefähigung und der anvisierten Stammrolle kann jedoch noch einiges an Zeit ins Land ziehen. Das Verlangen nach einem verkürzten Ausbildungsverfahren klingt auch in Südtirol langsam an und knüpft dahingehend an die umgebenden Nachbarländer an. Österreich kürzte beispielsweise Anfang dieses Jahres das Bachelorstudium für die Sekundarstufen-Lehrer um ein Jahr, und auch im noch etwas nördlicher gelegenen Deutschland wird über vereinfachtere Zugänge von Quereinsteigern sinniert. Eine Reaktion, die sich einerseits aus der zunehmend beanstandeten Diskrepanz zwischen Studienzeit und Entlohnung und dem Personalmangel ergibt.

Das jüngste Schicksal einiger Südtiroler Musiklehrer gibt weiteren Anlass zur Kritik. Evi Mair, eine Lehrkraft, welche Modernen Gesang an einer Musikschule in Bozen unterrichtet, beobachtet skeptisch die Handhabe der Lehrbefähigungen von Musiklehrern in Südtirol. Erst vor kurzem schlossen 125 Lehrer und Lehrerinnen einen zweijährigen, während der Wochenenden stattfindenden Ausbildungslehrgang ab, welcher ihnen zur Lehrbefähigung verhalf. Insgesamt 1.000 Stunden an praktischer und theoretischer Ausbildung wurden absolviert. Dieser Lehrgang wurde jedoch, merkt Mair an, von Trägern eines bereits erworbenen Masterstudiums absolviert. Daraus ergibt sich eine satte Studienzeit von sieben Jahren. Grund dafür, weiß Mair, liegt in den Regelungen des Landeskollektivvertrages. Diesem unterstehen die Musikschulen, und dieser sieht eine Lehrbefähigung als Voraussetzung vor. Musiklehrer mit einem dahingehend einschlägigen italienischen Masterabschluss haben jedoch keinen Anspruch auf eine direkte Lehrbefähigung, da die italienischen Konservatorien keine Verfügung dazu haben, diese auszustellen. Ganz im Gegenteil zu den österreichischen Studienkollegen, die nach einem lediglich vierjährigen IGP-Studium (Instrumental- und Gesangspädagogik) die Lehrbefähigung in Südtirol anerkannt bekommen.

Evi Mairs akademische Laufbahn setzt sich aus einer dreijährigen Ausbildung in Österreich und einem anschließenden italienischen Master in der Fachrichtung Musikdidaktik zusammen. Die Lehrbefähigung wurde ihr jedoch nicht auf Grund des mit Auszeichnung bestandenen Masters in Italien zuteil, sondern der österreichischen Ausbildung. Für eine Handvoll angehender Musiklehrer dürfte sich nun die Zeit bis zur Lehrbefähigung auf satte zehn Jahre erstrecken. Grund dafür sind die vorgesehenen Regularien des Schulamtes. „Dieser Lehrgang sollte nur alle drei Jahre stattfinden. Der Kurs startete damals im September. Dafür durfte sich eine Handvoll Studenten des Konservatoriums Bozens nicht mehr einschreiben, obwohl sie bereits im Mai ihren Master absolviert hatten“, weiß Mair und rechnet vor: „Fünf Jahre bis zum italienischen Master, schlimmstenfalls drei Jahre auf den Lehrgang warten, zwei Jahre Lehrgang und dann hat man erst die Lehrbefähigung. Danach kommt noch die Eignungsprüfung. In Österreich gibt es die Lehrbefähigung bereits nach planbaren sechs Jahren.“

In diesen drei Jahren des Wartens müssen sich die betroffenen Lehrpersonen mit Supplenzstellen begnügen und können sich damit nur über ein befristetes Arbeitsverhältnis erfreuen. „In der Zwischenzeit müssen sich die angehenden Musiklehrer mit italienischem Abschluss mit einer ungewissen Zukunft zufriedengeben, vom deutschen Schulamt so konzipiert“, gibt Mair zu bedenken. Die Landesmusikdirektorin Alexandra Pedrotti gibt etwas mehr Hintergrund zur verzwickten Situation: „Wir müssen jede in einem EU-Land anerkannte Lehrbefähigung anerkennen. Damit wir nicht nur ausländische Musiklehrer haben, wurde dieser Ausbildungslehrgang eingeführt.“ Für Pedrotti ist die Kritik verständlich. Momentan ist die zukünftige Vorgehensweise noch in der Schwebe. Es herrscht zurzeit, so Pedrotti, ein Austausch zwischen Bildungsdirektion und Konservatorium.

 

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Kommentare (22)

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  • svea

    Der Weg zum Lehrerberuf an der Mittel- und Oberschule ist nicht nur lange sondern auch mit Stolpersteinen gepflastert, die so manchen angehenden Lehrer zum Umdenken bewegen.
    Nach einem Bachelor- und Masterstudium, bei dem die Mindeststudienzeit in der Regel fünf Jahre beträgt, ist es notwendig in Brixen eine zweijährige Zusatzausbildung zu absolvieren um überhaupt erst die Aussicht auf eine Festanstellung zu haben.
    Diese zusätzliche Ausbildung wird von vielen Junglehrern als besonders belastend empfunden, da das Niveau nicht dem entspricht, das sie von ihren vorigen Studiengängen an anderen Universitäten gewohnt sind.
    Da der berufsbegleitende Ausbildungslehrgang außerdem am Wochenende stattfindet, versteht sich von selbst, dass man nicht gewillt ist sich Dinge anzuhören, die reichlich wenig mit der eigentlichen Praxis zu tun haben.
    Sobald Junglehrer*innen im Dienst sind merken sie auch, dass die gängige Behauptung, Lehrpersonen würden nur halbtags arbeiten und hätten im Sommer drei Monate frei, nicht den Tatsachen entspricht. Die Arbeit in den Maturakommissionen findet im Sommer statt, genauso die Nachprüfungen.
    Guter Unterricht erfordert eine ordentliche Vorbereitung und eine gerechte Bewertung ist auch nur möglich bei kontinuierlicher Beobachtung und gewissenhafter Korrektur.
    Wenn Lehrpersonen diese Pflichten nicht erfüllen, dann ist es Aufgabe der Schulführungskräfte und der Bildungsdirektion Maßnahmen zu ergreifen.
    Mir ist bekannt, dass das äußerst selten geschieht, mit der Folge, dass der Ruf einer gesamten Berufsgruppe geschädigt wird.
    Angesichts der langen Ausbildungsdauer in Südtirol bei einer vergleichsweise geringen Entlohnung, werden die gut ausgebildeten Junglehrer*innen vermehrt im Ausland bleiben.
    Die Südtiroler Schulwelt wird sich vermehrt mit Quereinsteigern und Studienabbrechern begnügen müssen, denn für die ist so ein Job recht lukrativ, da ihnen per Gesetz das Anfangsgehalt eines Akademikers zusteht.
    Und wenn eine Schulführungskraft keine qualifizierten Lehrpersonen findet, dann kann sie solche Supplenten für jedes Fach einsetzen, denn sie haben für überhaupt kein Fach die reguläre Qualifikation.

    • summer1

      Und du hast offenbar nach 7 Jahren Studium keine Bildung, keinen Anstand und keinen Respekt.
      Aber gut, das lernt man weder an der Uni noch in der Zusatzaisbildung in Brixen.

      • naja

        Was redest du immer für einen Scheiss Sumperle….hahaha

        • summer1

          Naja
          Ihr Lehrer seid 100 m gegen den Wind zu riechen.
          Ist Sch…ß ein Argument?

          • naja

            Ja, für deine Kommentare das beste Argument….

          • summer1

            Naja
            Nun, dann hast auch du als Lehrkraft wie svea viel Ausbildung und noch mehr Einbildung, aber leider keine Bildung. Danke für die Belege!

          • susim

            Summer, du bist einfach nur mehr zu bemitleiden vor lauter Dummheit. Aber das checkst du natürlich nicht.
            Denn das Dumme ist, dass Dumme nicht wissen, was Dummheit ist.

          • summer1

            Susim
            Und schon wieder Dummheit als Scheinargument vorschieben, statt ein echtes Argument zu bringen!
            Wenn das die Qualitäten der Lehrkräfte sind, wie hier alle zur Schau stellen, dann haben auch 7 Jahre Studium nichts genützt und ist das Gehalt noch viel zu hoch.
            Aber ok, wenn man nach 7 Jahren Studium noch immer so dumm ist, dass man nicht merkt, was Dummheit ist, dann sollten solche Leute nicht auf Kinder und Jugendliche losgelassen werden.

      • gerhard

        Lieber Summer, wenn ich mir Ihre Kommentare so durchlese, dann muss ich Ihnen zustimmen, Lehrer taugen nichts.
        Zumindest in Ihrem Falle.
        Da war die Schulbildung völlig nutzlos und für die Katz.
        Null Anstand, null Benehmen, immer nur Beleidigen und Verunglimpfen.
        Peinlich. Einfach nur Peinlich!

        • summer1

          Gerhardius
          Peinlich bist nur du!
          Zur Abwechslung probierst es mal mit Argumenten! Vonwegen Autohändler mit monatelangem Urlaub am Kalterer See die Sterne anschauend!

          • naja

            Wieso vertschüsst du dich nicht endlich……du Argumentschleuder.. hahaha…

          • gerhard

            Ja, richtig, mein lieber Summer.
            Seit 23. April und noch bis voraussichtlich 31. Juli bin ich hier am Kalterersee.
            Im geilsten Homeoffice dieses Planeten.
            Wer kann, der kann.
            Also Augen auf bei der Berufswahl.
            Und dazu gehört auch eine exzellente Schulbildung vornweg.
            Aber mal im Ernst.
            Müssen denn immer diese Beleidigungen sein.
            Können Sie , können wir, denn nicht in Augenhöhe, Respekt und Anstand mit Menschen umgehen, die hier eine andere Meinung vertreten?Muss es denn immer gleich beleigend sein?
            Einen schönen, fröhlichen und gesunden Abend wünsche ich Ihnen.

          • summer1

            Naja
            Vertschüssen und Argumentenschleuder sind so typische Entgleisungen für Leute, die am Vormittag immer recht und am Nachmittag immer frei haben!

    • placeboeffekt

      Svea
      „ Die Südtiroler Schulwelt wird sich vermehrt mit Quereinsteigern und Studienabbrechern begnügen müssen, denn für die ist so ein Job recht lukrativ, da ihnen per Gesetz das Anfangsgehalt eines Akademikers zusteht.“

      Jemand der ein Informatik- oder Ingenieurstudium hinter sich hat, der wird kaum Lust auf ein zweijähriges zusatzstudium verspüren.

      Ich weiß nicht , wie dies für die Oberschulen heutzutage abläuft, aber als ich unterrichtete, waren wir alle Quereinsteiger.

      Die wenigsten sind geblieben, denn das Unterrichten diente als Übergangszeit bis man eine gescheite Arbeit fand.

  • brutus

    …eine gute Lehrkraft erkennt man nicht an der Theorieausbildung, sondern an der Praxis, sprich dem Umgang mit Kindern!
    …war früher so, ist heute auch so!
    …aber heute stellen die Anforderungen von Außen (Kinder mit Migrationshintergrund, einhergehend mit Sprachproblemen, versuchte Einflussnahme der Eltern usw.) die größte Herausforderung dar! …das sind die Dinge die Lehrpersonen immer mehr abschrecken!

  • susim

    Na Summerle, wo sind deine Argumente?

  • dn

    In wenigen Jahren wird es einen spürbaren Lehrermangel geben. Schon heute unterrichten 1000 Supplenten. Daneben geht die Sanität den Bach runter und die Pflege pfeift aus dem letzten Loch. Wer genug Geld mit seinen Angestellten verdient, dem ist das wurscht. Die Jungen hauen nach Österreich ab und die Unternehmer müssen Immigranten anstellen (legal, illegal, scheißegal). Diese Politik fährt das Land komplett an die Wand. Egal, meine Kindr sollen auch in Österreich ihre Zukunft haben, nicht in siamo in Italia mit einer Fake-Autonomie in der Hand.

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