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Revolution und Liebesflug

Michele Mariotti: „Nach Bozen und Trient zurückzukehren, um hier mit dem Haydn-Orchester zu arbeiten, ist für mich wie eine Heimkehr.“ (Foto: Rocco Casaluci)

Aufbruch bei Beethoven und idyllische Innigkeit bei Webern: Michele Mariotti dirigiert das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen.

Am 7. Mai um 20 Uhr leitet Michele Mariotti das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen und präsentiert mit der 3. Sinfonie „Eroica” von Ludwig van Beethoven und dem „Langsamen Satz” von Anton Webern Werke, die am Anfang des 19. und 20. Jahrhunderts entstanden sind. Der Abend beginnt mit Beethovens dritter Leonoren-Overtüre. Das Haydn Orchester und Michele Mariotti spielen diesen Stücke am 5. Mai im Teatro Nuovo Giovanni da Udine und wiederholen das Konzert – nach dem Auftritt in Bozen – am 8. Mai um 20.30 Uhr im Auditorium in Trient.

„Nach Bozen und Trient zurückzukehren, um hier mit dem Haydn-Orchester zu arbeiten, ist für mich wie eine Heimkehr. Uns verbindet inzwischen eine fast zehnjährige Beziehung, die in jeder Saison erneuert und weitergeführt wird”, sagt Michele Mariotti. „In diesen Konzerten werden wir zwei Meisterwerke von Beethoven spielen, die ein Stück des jungen Webern, das vor dessen radikalem Schritt in die Zwölftonmusik entstanden ist, umrahmen. Bei Beethoven verdrängt die ersehnte Freiheit die Angst vor dem Tod und der Sklaverei, während Webern in seinem „Langsamen Satz” eine wenig bekannte Seite von sich zeigt, nämlich die des jungen Mannes, der vor Liebe brennt und sich nach seiner Geliebten sehnt“.

Michele Mariotti eröffnet die Konzerte in Udine, Bozen und Trient mit der dritten Ouvertüre zur Beethovens einziger Oper „Fidelio”. Diese Einleitung ist die längste der vier Ouvertüren, die der Komponist in den mehr als zehn Jahren, in denen er an dieser Oper arbeitete, schrieb. Es gibt drei Fassungen der Oper, und beim Übergang von einer Fassung zur anderen änderte Beethoven den Titel von „Leonore”, dem Namen der Protagonistin, zu „Fidelio”, dem Namen, den Leonore wählt, um sich als Mann zu verkleiden und ihren Geliebten Florestan zu retten.

Intimer und „inniger” als Beethovens Gegenüberstellung moralischer Ideale ist Anton Weberns „Langsamer Satz“ angelegt. Das Stück für Streichquartett, das in Bozen und Trient in der Version für Streichorchester zu hören sein wird, schrieb der Komponist mit knapp 22 Jahren. „Ach, könnte ich doch ewig neben meiner Liebsten durch die Blumenwiesen wandeln, mit dem Gefühl, mit dem Universum im Reinen zu sein, ohne Sorgen und frei wie die Lerche am Himmel über uns“, so beschreibt Webern seinen Gemütszustand während der Arbeit an dieser Musik. Sein „Langsamer Satz” strahlt eine emotionale Spiritualität und Symbolkraft aus, wie man sie typischerweise aus den Gemälden Segantinis kennt, die Webern sehr bewunderte.

Beethovens 3. Sinfonie verändert die Geschichte der europäischen Musik. Das ursprünglich mit dem Namen „Bonaparte“überschriebene Werk ist Abbildung und Überwindung eines historischen Augenblicks: dem Aufstieg Napoleons, der vom revolutionären Heerführer, der die alten Monarchien Europas bekämpft, zum Kaiser wird und sich selbst die Krone aufs Haupt setzt. Deshalb erhält das Werk einen neuen Titel: „Heldensymphonie, niedergeschrieben, um das Andenken an einen großen Mann zu feiern“. Gemeint ist jener Revolutionär, der Napoleon hätte sein können: ein Held, um den Beethovens „Marcia funebre“ im zweiten Satz trauert.

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