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Nagano in Bozen

Kent Nagano (Foto: Antoine Saito/Haydn-Orchester)

Ein Blick in die Evolutionsgeschichte der klassischen Musik: Kent Nagano leitet das Haydn Orchester in Bozen, Trient und Venedig.

Am 18. April steht der legendäre Dirigent Kent Nagano im Auditorium in Trient (20.30 Uhr) wieder am Pult des Haydn Orchesters. Am 19. April um 20 Uhr ist der von Nagano geleitete regionale Klangkörper dann im Konzerthaus Bozen zu hören. Auf dem Programm stehen die „Sinfonia concertante” von Joseph Haydn und die 2. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.

Die Solisten der „Sinfonia concertante” sind an diesen beiden Abenden vier Stimmführer des Orchesters: Gianni Olivieri (Oboe), Flavio Baruzzi (Fagott), Marco Mandolini (Violine) und Luca Pasqual (Violoncello). Nach den Konzerten in Bozen und Trient spielt das Haydn Orchester diese Werke am 22. April bei einem Gastspiel im Teatro La Fenice in Venedig.

Haydns „Sinfonia concertante” ist unberechenbar und launenhaft und dennoch perfekt in ihrer kompositorischen Architektur. Ursprünglich entsteht die „Concertante“ 1792 für die Konzerte des Impressarios Johann Peter Salomon in London und hat in der britischen Metropole einen derart großen Erfolg, dass sie nach der Uraufführung in zwei weiteren Konzerten auf das Programm gesetzt wird. Beethoven komponiert seine zweite Sinfonie in den Jahren 1801 und 1802.

Die erste gesicherte öffentliche Aufführung findet aber erst am 5. April 1803 statt und Ende 1803 geht die Partitur in Wien in Druck. 1812 schreibt ein Kritiker in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung” über dieses Werk: „Doch wenn uns das Humoristische in so manchem unserer Schriftsteller anziehet, warum wollen wir denn von dem Componisten, der das ganze, so wenig noch erforschte Gebiet der Tonkunst in Anspruch nimmt, erwarten, dass er nur an hergebrachten Formen hange; nur immer dem Ohre schmeichle; nie uns erschüttere, und über das Gewohnte, wenn auch etwas gewaltsam, erhebe?” Noch zehn Jahre nach ihrer Entstehung verunsichert die Musik – mit der Beethoven Gewohntes hinter sich lässt und sich von traditionellen Formen und damit von seinem Lehrer Haydn entfernt – die Zeitgenossen.

Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten weltweit, sowohl für das Opern- als auch für das Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und Hamburgischer Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters. Zudem war er von 2006 bis 2020 Music Director des Orchestre symphonique de Montréal und wurde im Februar 2021 zu dessen Ehrendirigent ernannt. Seit 2006 ist er Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin sowie seit 2019 Ehrendirigent des auf historische Aufführungspraxis spezialisierten Orchesters Concerto Köln.

Im Verlauf seiner Karriere hat Nagano für zahlreiche Labels CD-Aufnahmen eingespielt, etwa für Decca, Sony Classical, Erato, die Deutsche Grammophon und Harmonia Mundi. Zu seinen Kooperationen im Bereich der zeitgenössischen Musik gehört die Zusammenarbeit mit Frank Zappa anlässlich der Einspielung von Kompositionen des Gitarristen mit dem London Symphony Orchestra. Im Rahmen der Saisonprogramme des Haydn Orchesters interpretierte Kent Nagano das Oratorium „Die Schöpfung“, die „Abschiedssinfonie“ Nr. 45 und „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn sowie Werke zeitgenössischer Komponisten von Gubajdulina bis Ligeti,

Gianni Olivieri wurde 1965 in Siena geboren und studierte an der Scuola di Musica in Fiesole und an der Accademia Musicale Chigiana. Seit 1997 ist er erster Oboist im Haydn-Orchester. Flavio Baruzzi wurde 1972 in Mailand geboren und studierte am Konservatorium „Giuseppe Verdi“ in seiner Heimatstadt. Von 1993 bis 1999 war er erster Fagottist im Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi und arbeitete mit den Orchestern des Teatro Comunale in Bologna, des Teatro alla Scala in Mailand und des Teatro La Fenice in Venedig sowie mit den Wiener Philharmonikern zusammen. Marco Mandolini wurde 1968 in Montréal geboren und studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt. Er war Mitglied des European Community Chamber Orchestra und des Wiener Kammerorchesters. Seit 1997 ist er der Konzertmeister des Haydn Orchesters. Luca Pasqualwurde in Ferrara geboren. Er absolvierte sein Studium in Mailand und setzte seine Ausbildung anschließend bei Franco Rossi, Yo Yo Ma und an der Stauffer-Akademie in Cremona fort. Er war Mitglied der Solisti Veneti und des Europäischen Jugendorchesters. Seit 1991 ist er Stimmführer der Violoncellisten im Haydn Orchester.

 

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