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Uli Deckers „Anima – Die Kleider meines Vaters“ eines der Docu.emme-Highlights (17.4.)

Die spannenden DocDays in Bozen sind vorbei, jetzt übernimmt Docu.emme in Meran. Bis Ende April gibt es mittwochs je einen Dokumentarfilm bei freiem Eintritt.

von Renate Mumelter

Für alle, die’s noch nicht wissen sollten: Südtirol hat inzwischen eine beachtliche Dokumentarfilmkultur auch dank der Filmschule ZeLIG.

Das Meraner Kulturzentrum Mairania 857 bietet derzeit eine Doku-Reihe an. Das Zentrum liegt in unmittelbarer Nähe des Sissi-Denkmals und des Hotel Palace und hat einen Kinosaal. Das Kulturzentrum selbst wurde 2004 gegründet und holte seinen Namen von der ersten urkundlichen Nennung Merans im Jahr 857 n.Chr. Die Reihe Docu.emme gibt es seit 2009. Kuratiert wird sie von Daniel Mazza und Emanuele Vernillo.

Docu.emme

Docu.emme läuft noch bis zum 24. April. Ein Besuch empfiehlt sich auf jeden Fall, auch weil neue Filme gezeigt werden und solche, die hierzulande nur vorbeigehuscht sind wie „Smoke Sauna Sisterhood“ (Meran, 3. April 20.30h) oder „Anima – Die Kleider meines Vaters“. Dass dieser Film der Rede wert ist, hat viele Gründe.

Familiengeheimnisse

„Lieber Papa, ich hätte tausend Fragen an dich“, sagt Regisseurin Uli Decker im Off, und ihre Schwester Cordula erzählt, dass für sie eigentlich nur die Anweisung ihrer Mutter schlimm war. „Ihr dürft mit niemandem darüber reden“, hatte sie gesagt. Das Familiengeheimnis sollte eins bleiben. Verständlich und leider notwendig in einem bayrischen Dorf, wo der allseits beliebte Lehrer ein Doppelleben führt, das eigentlich nichts Anrüchiges hat.

Helmut Decker war Lehrer, und er zog gern Frauenkleider an, eine Leidenschaft, die er nur versteckt ausleben konnte. Dazu fuhr er in  nächstgrößere Städte, wo ihn niemand kannte. Seine Frau wusste Bescheid, und als Helmut Decker einen Verkehrsunfall erlitt, an dem er letztendlich starb, lüftete die Mutter den beiden Töchtern gegenüber das Geheimnis.

Das war gut so, sagen beide Schwestern, nur wäre es etwas früher besser gewesen, dann hätte Uli ihrem Vater die tausend Fragen noch stellen können, die sich ihr auftaten. In „Anima – Die Kleider meines Vaters“ erzählt Decker ihre Annäherung an die Geschichte des Vaters, die begleitet wird von einem Karton mit seinen Kleidern und von seinen Tagebüchern. Mit großer Offenheit sprechen Schwester und Mutter darüber, und im Lauf der Erzählung zeigt sich auch, dass die Gemeinschaft wesentlich offener reagiert als dies mit dem üblichen Hinter-Vorgehaltener-Hand-Modus der Fall gewesen wäre. Ein liebevoll gemachter, spannender und auch formal ansprechender Film, der hierzulande guttut. Am 17. April um 20.30h.

Und auch noch: In „Motherland“, geht es um die Kultur der Gewalt in der Armee in Belarus (27.3.). Tornatores wunderbare Hommage „Ennio“ für Ennio Morricone kommt (10.3.), und zum Abschluss gibt es „While The Green Grass Grows“ von Peter Mettler (24.3.).

Claus Gatterer wird 100

Claus Gatterer (27.3.1924-28.6.1984) war ein aus Sexten stammender Historiker und Journalist, der den Journalismus nachhaltig prägte. Zum 100. Geburtstag laden Salto und Barfuss am Mittwoch um 17.30 h zu einem Gatterer-Abend in den Filmclub. Gezeigt wird das Gatterer-Porträt „Im Zweifel auf Seiten der Schwachen“ (Hanifle, Langbein), es folgt eine Podiumsdiskussion über engagierten Journalismus. Zum Abschluss gibt es einen ganz besonderen Dokumentarfilm, an dem Claus Gatterer gemeinsam mit dem später in Hollywood erfolgreichen Regisseur Robert Dornhelm arbeitete.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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