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„Frauen, traut euch“

Evelyn Kirchmaier

Die Vizepräsidentin des Unternehmerverbands Evelyn Kirchmaier, spricht über die Herausforderungen, denen sich weibliche Unternehmerinnen stellen müssen und welche Entwicklungen sie beobachtet.

Tageszeitung: Frau Kirchmaier, 18,3 Prozent der Unternehmen in Südtirol sind Frauenunternehmen, eine Zahl mit Verbesserungsbedarf?

Evelyn Kirchmaier: Da gibt es definitiv noch Luft nach oben. Wenn man denkt, dass Frauen die Hälfte der Gesellschaft aber nur ein Fünftel der Unternehmen repräsentieren, dann ist klar, dass hier Potential besteht. Dies gilt aber für die Frauenbeschäftigung im Allgemeinen und nicht nur für das Unternehmertum. Von den erwerbsfähigen Männern arbeiten rund zehn Prozent mehr als von den erwerbfähigen Frauen. Hier sind die Unternehmen und die Gesellschaft gefordert, die Frauen mehr in die Arbeitswelt zu integrieren, besonders angesichts des Arbeitskräftemangels.

Welchen Hürden sehen sich insbesondere Frauen beim Unternehmertum ausgesetzt?

Ich leite mit meinem Mann selbst ein Unternehmen und es ist eine Aufgabe, welche einen rund um die Uhr beschäftigt. Ich sage immer: Ich habe zwei Kinder und das Unternehmen fühlt sich beinahe wie ein drittes an. Es verlangt sehr viel Aufmerksamkeit. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann durchaus eine zusätzliche Herausforderung sein.

Eine weitere Hürde ist in meinen Augen auch die Tatsache, dass wir Frauen uns generell leider weniger zutrauen – auch wenn es um Unternehmensgründung geht. Allerdings sehe ich mittlerweile besonders im Start-up-Bereich eine positive Entwicklung bei den jungen Frauen: Es gibt zunehmend auch erfolgreiche Gründerinnen.

Wie schätzen Sie die bestehenden Initiativen zur Unterstützung weiblicher Unternehmensgründung ein? 

Ich denke jede Initiative zählt. Es gibt wertvolle Initiativen wie wnet oder thrive und auch der Unternehmerverband setzt sich dafür ein, die eigenen Gremien zunehmend weiblich zu besetzen. Es tut sich was und jeder Beitrag ist dabei wichtig.

In den Gremien sind die Frauen noch relativ unterrepräsentiert…

Ja, es ist wie gesagt noch viel zu tun. Ich bewerte es aber positiv, dass besonders in öffentlichen Unternehmen und Inhouse-Unternehmen in Verwaltungsräten und Vorständen auch Frauen obligatorisch vertreten sein müssen. Zudem sind die Vorstände in Kreditinstituten zu einem Drittel weiblich besetzt. Das hat eine gewisse Dynamik ausgelöst und schwappt immer mehr auf die Privatwirtschaft über. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen beobachte ich häufig, dass die Zertifizierung zur Geleichstellung der Geschlechter gefordert wird. Es geht also definitiv in die richtige Richtung.

Was ist Ihr Tipp an Frauen, welche in der Unternehmerwelt Fuß fassen wollen?

Ich ermutige alle Frauen dazu, die Courage zu zeigen sich in die erste Reihe zu stellen und den entschiedenen Willen zu zeigen beispielweise in den Vorstand zu kommen oder ein Unternehmen zu gründen. Diesen Appell gebe ich auch oft der jüngeren Generation mit: Frauen, traut euch. Zum anderen denke ich, dass wir Frauen großes Potential haben uns gegenseitig zu helfen und zu bestärken. Wir sind zahlenmäßig so viele und können sehr viel voneinander profitieren.

Interview: Christian Frank

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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