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„Alpines Disneyland“

Josef Oberhofer

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Protect Our Winters (POW) fordern den Tourismussektor auf, sich aktiv für eine nachhaltige Entwicklung des Landes einzusetzen.

Nach dem Rekordwinter 2022/2023 bahnt sich für den Tourismus ein neuer Rekord an, wie die rund 1 Million Besucher beim Bozner Weihnachtsmarkt zeigen. Ein gut funktionierender Wirtschaftsmotor könnte auch für den Umwelt- und Klimaschutz positiv sein, wenn Nachhaltigkeit nicht nur zu einer bloßen Floskel verkommt.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert daher gemeinsam mit der Organisation Protect Our Winters (POW) Italy die Energie des Tourismussektors für eine nachhaltige Entwicklung des Landes zu nutzen.

Südtirol ist Sehnsuchtsland.

Dies wird auch von der mit Millionen Euro finanzierten Gesellschaft IDM den Menschen weltweit mitgeteilt und damit deren Besuch bei uns beworben, heißt es in einer Aussendung des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und POW Italy. So konnte das kleine Gästeloch im Jänner mit Besuchern aus dem fernen Osten gefüllt werden und damit die Gästeanzahl im Monat Jänner an die zwei Monate Dezember und Februar angepasst werden. Dieses Winterloch ermöglichte es aber den Südtriolern die Wintersportangebote auch selbst gut zu nutzen.

Die Steigerung der Gästeanzahl geht daher direkt auf Kosten der hierlebenden Bevölkerung. Dementsprechend wichtig ist es für Sofia Farina, Präsidentin von Protect Our Winters Italy und Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, den Winter auch für uns Südtiroler zu bewahren: „Die Entwicklung des Landes darf nicht immer und ausschließlich zum Nutzen der Gäste erfolgen, sondern muss auch die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigen, diese schützen, den hier wohnenden Menschen Gehör schenken und ihre Probleme und Herausforderungen wahrnehmen.“

Südtirol ist ein Sehnsuchtsland, da es bei uns noch intakte Natur und Ruheoasen gibt. Durch den aktuellen Übertourismus werden diese aber immer gefährdeter, gegen Sofia Farina und Josef Oberhofer zu bedenken.

Selbst Orte, die bereits auf Massentourismus ausgelegt sind, wie viele große Skiorte aber auch unsere Städte konnten den riesigen Ansturm in der „ruhigen“ Vor- und Weihnachtszeit und rund um den Jahreswechsel mehr schlecht als recht ertragen, wie die täglichen kilometerlangen Staus auf Südtirols Straßen, die Warteschlangen vor Aufstiegsanlagen, Geschäften und Gasthäusern zeigten. Dennoch herrscht noch immer der Glaubenssatz vor „Zuviel ist nicht genug“. Daher bietet Südtirol immer neue, noch „tollere“ Events an, wie romantisches Dinner in der Gondel, Helikopterrundflüge im Winter, spektakuläre Feuerwerke, …

In der Aussendung heißt es weiters:

„Auf diese Weise finden sich unsere Gäste immer mehr in einem echten alpinen Disneyland wieder. Wir riskieren das Kernelement unseres Sehnsuchtslandes, die kulturelle Authentizität, zu verlieren. Die Kraft der Natur wird zu bloßem Kitsch, wenn sie vom Heli aus betrachtet wird. Die Landschaften werden austauschbar, wenn sie mit Parkplätzen bedeckt werden und der gastfreundliche Südtiroler wird unfreundlich, wenn er durch Massen von Gästen überfordert wird. Wir fordern daher, dem Bekenntnis zu einem nachhaltigen Tourismus endlich effektive Taten folgen zu lassen und diese nicht durch Ausnahmen und Vorschüssen sogleich wieder nichtig zu machen. 

Wir brauchen mehr Ruhezonen anstatt Helikopterflüge und funktionierende Tourismuskonzepte anstatt neuer Parkplätze, wie z.B. für die Seiser Alm. Unsere Umwelt und unsere Heimat für uns und für unsere Kinder und Enkel zu bewahren ist das Ziel des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und von Protect Our Winters Italy (POW IT). Wir fordern die Förderung der Tourismuswerbung zu überdenken.“

Linda Schwarz, Geschäftsführerin von POW IT führt aus:

„Mit einer weltweit bereits so ausgeprägten Markenbekanntheit – „brand awareness“ wie Südtirol existiert keine weitere Notwendigkeit Werbung für unsere Landschaft und unsere Angebote zu machen. Die proaktive Werbung darf nicht mehr auf die Bekanntmachung bereits jetzt überfüllter Orte abzielen. Auch die sogenannten Nebensaisonen sollten nicht massiv beworben werden. Wir, die hier aufgewachsen sind, hier leben und arbeiten brauchen auch unsere Ruhepausen, genauso wie die Tiere und die Natur.

Die Tourismuswerbung kann und muss eine wichtige Rolle in der Tourismuslenkung spielen und helfen, die Gepflogenheiten unserer Gäste, allem voran den Respekt den Einheimischen, der Natur und der Umwelt gegenüber, zu verändern. Nach dem Landesplan für nachhaltige Mobilität soll die Nutzung der Eisenbahn für die Anreise der Gäste von derzeit 7% auf 35% bis 2037 angehoben werden. Dies kann nur durch eine klare Kommunikation und geeigneten Sensibilisierungsmaßnahmen erreicht werden.“

In diesem Sinne fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und POW IT die Kraft, die derzeit im Tourismus steckt, aktiv für eine nachhaltige Entwicklung unseres Landes Südtirol einzusetzen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • placeboeffekt

    Ein schönes Wunschkonzert, welches jenen Einheimischen , die nicht vom Tourismus profitieren, aus dem Herzen spricht .

    Es werden mehr Parkplätze für die Blechlawinen gebaut werden.

    Und bei den Dolomitenpässen wird man sich den gleichen fiesen Trick wie für die Seiser Alm einfallen lassen.

    Alles unter dem fadenscheinigen Vorwand der Nachhaltigkeit und des Blabla- Schutzes.

  • gulli

    Tourismus hat uns Wohlstand gebracht und wir haben den Hals noch lange nicht voll genug und bis es bei den Ohren herausrinnt fehlt noch viel…

  • hallihallo

    Dieses Winterloch ermöglichte es aber den Südtriolern die Wintersportangebote auch selbst gut zu nutzen. das ist mir aber neu. seit jahren sage ich , die winterferien der südtiroler sollten nicht in die faschingswoche fallen, wo eh schon sehr , sehr viele leute auf den pisten sind. besser wäre die letzte januarwoche oder die erste februarwoche ( wie unter anderem in wien). aber da stoßt man auf taube ohren.

    • hallihallo

      dasselbe gilt natürlich auch für die wochentage. aber wenn alle 500.000 südtiroler sind nur samstags uns sonntags in die berge begeben, ist natürlich alles rammelvoll. ich war heute skifahren und es war nirgends ein problem, sondern super.
      und da ich selbst im tourismus tätig bin und täglich mit den gästen spreche, kann ich nur sagen: die gäste sind begeistert und kommen deshalb wieder.
      daß die einheimischen und vor allem die grünen immer alles schlecht reden wollen, ist eigentlich absurd bis krank.

      • jorge

        @hallihallo
        Ich merke hier keine „Grünen“, sondern nur „hallihallos“, die immer nur dort „Grüne“ sehen, wo etwas festgestellt wird, was den „hallihallos“ die Tatsachen vor das Gesicht führt.

  • ummagumma

    @hallihallo, das Sie vom Tourismusbereich kommen muss nicht mal erwähnt werden. Frage mich aber ob es bei ihrem Weitblick zu mehr reicht als zum Tellerwäscher, gehe aber stark davon aus dass Sie doch Hotelier sein müssen. Vermutlich noch irgend ein Teilhaber irgend einer Seilbahn!
    Südtirol ist längst schon Disneyland nirgendwo anders wird nach mehr mehr mehr geschrien wie bei uns. Allein schon zu wissen welche Pläne in den Schubladen liegen um Disneyland noch wirrer zu machen lässt mich schaudern!

    • hermannh

      Ummagumma: hör ich da planken Neid?

      • ummagumma

        @hermannh, erklär doch einmal was das mit Neid zu tun hat? Ich denke daran was wir unseren Enkelkindern hintelassen und wie die Dolomiten ( nicht nur ) im Verkehr ersticken! Also verpiss Dich.

        • hallihallo

          na ummagumma, fahr mal in die appeninen oder ins cadore, aber es reicht schon auf die mendel. da sind schon die kinder weggezogen, weil es keine arbeit gab und es nicht lebenswert war. die enkel wissen nicht einmal , wo ihre großeltern wohnten. also laßt das geschwätz von den enkeln. außerdem fahr mal heute um den sellastock . du wirst keinen 20 autos begegnen.
          aber natürlich wenn ihr sonntags um 17,00 durch st.urlich fahrt, steht ihr im stau. übrigens steht ihr um 17,00 in bozen und brixen täglich im stau, aber das sehr ihr ja nicht.

  • dn

    Gulli, es rinnt schon bei den Ohren raus, zumindest bei bestimmten Hoteliers.

  • dn

    Die Jungen hauen ab und wollen nicht für euch den Dreck wegwischen. Wischt ihn einfach selber weg, kocht selber, serviert selber und macht euch selber die Betten.

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