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Der trockene Jänner

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Nach den vielen Festtagen im Dezember liegt bei vielen Menschen ein alkoholfreier Januar mittlerweile im Trend. Aber was bringt ein einmonatiger Verzicht auf Alkohol?

Tageszeitung: Herr Fronthaler, nach den vielen Festen im Dezember, wollen viele im Jänner mit dem „Dry January“ eine Alk-Pause einlegen. Was halten Sie von diesem Trend?

Martin Fronthaler (Direktor des Therapiezentrums „Bad Bachgart“): Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich Menschen Gedanken über ihren Alkoholkonsum machen. Mir ist auf jeden Fall alles lieber als irgendein Neujahrsvorsatz, der nur eineinhalb Tage hält. Natürlich muss man sich aber auch die Frage stellen, warum man diese einmonatige Pause braucht, also sich auch grundsätzlich Gedanken über den eigenen Konsum machen.

In der Weihnachtszeit und um Neujahr fällt es vielen schwer, einmal „Nein“ zu sagen. Immer wieder bekommt man ein Glas in die Hand gedrückt. Ist Alkohol für viele ein fester Bestandteil der Traditionen?

Leider ist das nach wie vor so. Tendenziell denke ich zwar, dass die Bevölkerung sensibler geworden ist und auch vorsichtiger und das Bewusstsein dafür steigt, wie allgegenwärtig Alkohol nach wie vor bei Feiern und Festen ist.

Hat ein einmonatiger Verzicht wirklich positive Auswirkungen auf die Gesundheit?

Ganz sicher. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass die Substanz Alkohol nie gesund, sondern immer eine Belastung für den Körper ist. Und wenn man es dann schafft, den Alkohol für eine gewisse Zeit wegzulassen, dann dankt der Körper einem dafür sicher. Wenn man nach dieser Pause aber wieder stärker Alkohol konsumiert, auch mit dem Argument, dass man keine Abhängigkeit hat, weil man ja verzichten konnte, dann muss man schon vorsichtig sein – ein Monat Abstinenz ist kein Kriterium, um eine Abhängigkeit auszuschließen. Aber wenn man vielleicht auch nach dieser Pause bewusster konsumiert, dann tut man sich sicher etwas Gutes. Es ist insgesamt wichtiger, dass wir vorsichtiger werden.

Auf jeden Fall kann man aber sagen, dass eine einmonatige Pause dem Körper guttut, um sich zu regenerieren…

Genau, und gleichzeitig ist ein bewusster Verzicht auch ein Anstoß zu überlegen, wie man mit Alkohol umgeht und seinen eigenen Konsum genauer zu beleuchten. Wenn man sich diese Pause selbst verschreibt, gibt es nämlich sicher einen Grund dafür.

Bleibt die Frage, ob wirklich alle durchhalten. Fällt es leichter zu verzichten, wenn man weiß, dass es nur einen Monat dauert?

Ich habe einen Bekanntenkreis, wo solche Pausen immer häufiger werden. Sicher ist es auch ein bisschen ein Trend, aber es scheinen immer mehr Menschen durchzuhalten.

Auch in der Fastenzeit verzichten jedes Jahr immer wieder viele Menschen auf Alkohol. Finden Sie es sinnvoll mehrmals pro Jahr solche Pausen einzulegen?

Das kann sicher hilfreich sein. Zum einen, weil man den Körper einmal eine Pause gönnt, aber auch, weil man so die Gelegenheit hat, zu reflektieren, wie man sorgsamer mit Alkohol umgehen könnte. Ich glaube einfach, dass solche Trends auch ein Zeichen sind, dass wir als Gesellschaft lernen, mit Alkohol anders umzugehen.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • andreas1234567

    Ja bravo nach Südtirol,

    erst bläst einem die Schlechtgewissen-und Bevormundungsindustrie den alkoholfreien Januar in den Kopf der ja auch von ach so vielen beherzigt wird dann kommt der nächste Prediger daher und erklärt dem staunendem Januarabstinenzler der hätte doch wohl ein schweres Problem mit der Sauferei wenn er sich einen Monat zur Abstinenz zwingen müsste.
    Da fehlt es doch langsam komplett Es dürfen sich auch mal örtliche Weinkellereien ,Brauereien und Brennereien zu Wort melden wenn so Sätze wie “ Ganz sicher. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass die Substanz Alkohol nie gesund, sondern immer eine Belastung für den Körper ist.“ fallen.
    Beschämtes Schweigen heisst Zustimmung und ich hätte als Gewerbetreibender in der Genussmittelproduktion schon ein Problem als Volksvergifter beschimpft zu werden.

    Auf Wiedersehen im Genussland Südtirol oder wird das demnächst eine Jakobinerdiktatur?

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