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Geld und was es anstellt

Antonio (Antonio Albanese) mit seinen Kollegen beim Boccia-Spielen

100 Sonntage brauche man, um sein eigenes Haus zu bauen, hieß es in Italien – „Cento domeniche“ – ein Lebenswerk. Von da kommt der Titel von Antonio Albaneses neuem Film.

von Renate Mumelter

Schade, dass wir bei der einzigen letzten Vorstellung im Cineplexx nur zu zweit waren. Nicht, dass es mir was ausmachen würde, allein in einem Kinosaal zu sitzen, es ist aber schade für diesen Film, denn Antonio Albanese hat etwas zu erzählen. Da muss es als glücklicher Zufall gewertet werden, dass „Cento domeniche“ an diesem Wochenende noch im Filmclub Meran läuft. Danach ist der Film endgültig weg aus Südtirol.

Die Aktien des Drehers

Albanese erzählt die Geschichte von einem, der sich selbst als „ultimo“, als letzten in der gesellschaftlichen Hierarchie bezeichnet. Antonio Riva war Dreher in einem Betrieb. Jetzt ist er in Rente. Er lebt mit seiner Mutter, die zügig Richtung Demenz geht. Am Abend trifft er sich mit seinen Freunden und Kollegen zum Boccia-Spielen. Er ist geschieden, seine Tochter betreibt mit ihrem Verlobten eine Boutique. Antonio kommt gut über die Runden, verdient mit kleinen Arbeiten bei seinem langjährigen Arbeitgeber etwas dazu. Den Kredit für die Wohnung seiner Mutter muss er zwar abzahlen, aber das geht. Alles bestens, bis seine Tochter verkündet, dass sie vorhat zu heiraten. Davon hat Antonio schon immer geträumt, auch mit der Tochter, als die noch ein Mädchen war.

Banca Popolare

Für Antonio ist es Ehrensache die große Hochzeit zu finanzieren. Vertrauensvoll wendet er sich an seine Bank, die einzige im Ort, eine Banca Popolare. Und damit beginnt der Super-Gau. Albanese bezieht sich in seiner Geschichte auf die Realität, den Bankencrash in Norditalien. Dieser ist gar einige Jahre her, hat viele ruiniert, vor allem die Kleinen, und bis heute blieb Wiedergutmachung ein frommer Wunsch.

Albaneses Geschichte ist knallhart und so realitätsnah, dass ich nach dem Kino meine eigene Finanzsituation überdacht habe.

Albanese Antonio

ist in Italien eine Persönlichkeit, bekannt aus dem Fernsehen, von der Bühne und vom Kino. Mit beißender Ironie und viel Humor erfand und spielte er Figuren wie den Ing. Ivo Perego, einen Industriellen (Eternit) aus der Brianza oder Cetto La Qualunque, einen korrupten Unternehmer und Politiker aus Kalabrien. Als Schauspieler trat er auch in Filmen auf, u.a. mit Paola Cortellesi in „Come un gatto in tangenziale“, wo er für seine Darstellung mehrfach ausgezeichnet wurde. Albanese ist ein ernsthafter Komiker.

In seinem neuen Film bleibt allerdings wenig Komisches zu erzählen. Er richtet seinen Blick auf die „normalen“ Menschen und auf die, denen sie glaubten vertrauen zu können. Sehenswert. Bemerkenswert übrigens die Ausstattung des Films.

Tipps

Hitchcocks „Spellbound“ (1945) mit Ingrid Bergman und Gregory Peck heute 10.30 h.

Chaplins „The Gold Rush“ (1925) am Montag im Filmclub.

DOC DAY: Am Donnerstag, den 21. Dezember lädt die Reihe von FAS, ZeLIG und Filmclub diesmal mit dem ARCI zu einem leider hochaktuellen Film des israelischen Regisseurs Guy Davidi. „Innocence“ (2022) richtet den Blick auf Kinder, denen das Krieg führen schmackhaft gemacht wird.

„5 Broken Cameras“, der Film, den Davidi 2012 mit dem Palästinenser Emad Burnat drehte, war für den Oscar nominert.

A propos Cortellesi: „C’è ancora domani“ läuft weiter.

 

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