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Kostbares Nass

Wie kann die Landwirtschaft ergiebige Ernten einfahren und trotzdem mit den Ressourcen – allen voran dem Wasser – schonend umgehen? Über diese Frage wurde auf der Aktionsbühne des Südtiroler Bauernbundes bei der Landwirtschaftsmesse Agrialp diskutiert. 

Der Schutz der Ressourcen und damit von Klima und Natur ist auch in der Landwirtschaft zentral. „Als Bauer versuche ich natürlich, ressourcenschonend zu wirtschaften und Einsparungspotentiale beim Wasserverbrauch auf dem Feld zu nutzen“, erklärte Florian Pichler, Obst- und Weinbauer und gleichzeitig Mitarbeiter der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund. Im Zweifelsfall, gab Pichler zu, würde er aber eher zu viel als zu wenig bewässern, um eine qualitativ und mengenmäßig gute Ernte einbringen zu können. Er plädierte dafür, sich nicht von der Gewohnheit leiten zu lassen und sparsamer mit dem kostbaren Nass umzugehen.

Neben Pichler sprach sich auch Gottfried Niedermair, Geschäftsführer des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau, das 8.000 Hektar Fläche und siebzig Bewässerungsanlagen betreut, für eine bedarfsgerechte Bewässerung aus. Ein sparsamer Wasserumgang sei im trockenen Vinschgau schon immer ein Thema gewesen. Niedermair plädierte für eine stufenweise Umstellung von der reinen Turnus- auf sensorgestützte, bedarfsgerechte Bewässerung, damit Bäuerinnen und Bauern ihre Anlagen und deren Bedürfnisse nach und nach kennenlernen und sich an das neue System gewöhnen können.

Bernhard Botzner vom Beratungsring für Obst- und Weinbau betreut ein Projekt, bei dem Sensortechnik mit einer App kombiniert für effiziente Bewässerung genutzt wird. Damit könne viel Wasser eingespart und vor allem in Trockenperioden wie im Sommer 2022 sehr ressourcenschonend gewirtschaftet werden.

Seit langem beschäftigt sich auch Martin Thalheimer, Wissenschaftler am Versuchszentrum Laimburg, mit einem effizienten Wassermanagement: „Mittlerweile gibt es verschiedene Sensoren, wie etwa Tensiometer, die helfen, Wasser zu sparen“, erklärte er. Relativ neu und vielversprechend seien Sensoren, die an den Blättern die Verdunstung messen, zudem werden atmosphärische Messdaten erfasst und in die Berechnungsmodelle mit eingebunden. „Inzwischen sind Sensoren auch vom Preis her interessant. Durch das Einsparungspotential rechnen sie sich schnell“, erklärte Thalheimer.

Um das Wassersparen geht es beim Projekt „WasserPilot“, das der Südtiroler Bauernbund und verschiedene Beratungs- und Forschungsinstitutionen im Land ins Leben gerufen haben. „Es ist auf zweieinhalb Jahre angesetzt und wird sich vorwiegend auf die Berglandwirtschaft konzentrieren, weil dort die Herausforderungen am größten sind. Künftig wird es auch eine Förderung für wassersparende Bewässerungssysteme geben, die aus dem PNRR gespeist werden“, sagte Florian Pichler.

Alle Experten waren sich einig, dass das Thema Wasser den Bäuerinnen und Bauern unter den Nägeln brennt. Um aber flächendeckend zu einer bedarfsgerechten Bewässerung zu kommen, müsse noch viel Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Technik sei schon sehr fortgeschritten, wird sich aber noch weiterentwickeln. „Besonders die Kommunikationstechnik wird sich stark verändern,sodass Messdaten ohne zeitliche Verzögerung überall abrufbar sein werden “, erklärte Martin Thalheimer. Viel Potential habe auch die Künstliche Intelligenz.

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