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„In erhöhter Bereitschaft“

Der Zivilschutz hat die Aufmerksamkeitsstufe Alfa bis zum Wochenende verlängert. Wegen der teils starken Niederschläge ist mit Rutschungen und kleineren Überflutungen zu rechnen. 

Das zweite Tief in dieser Woche hat Südtirol erreicht: Der Warnlagebericht weist die entsprechenden Einfärbungen auf, was Rutschungen und Murgänge anbelangt, fasst der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger bei der Bewertungskonferenz am Donnerstag zusammen. Der Bevölkerungsschutz ist im Hinblick auf die kommenden Niederschläge in erhöhter Bereitschaft wegen der bereits mit Nässe gesättigten Böden. Die Bevölkerung wird darauf hingewiesen, sich der Lage entsprechend zu verhalten und sich von Fließgewässern oder auch fallweise von Unterführungen fernzuhalten. Wegen der sinkenden Schneefallgrenze ist im Straßenverkehr darauf zu achten, dass Winterausrüstung auf jeden Fall zumindest mitgeführt wird. Morgen Mittag wird die Lage erneut analysiert und bewertet.

Die Warnstufe im Hinblick auf hydrogeologische Risiken und Hochwasser wird in einigen Teilen des Landes mit dem mäßigen Gefährdungspotential Orange eingestuft, erläutert der Direktor des Landeswarnzentrums Willigis Gallmetzer. Die Gemeinden des Dolomiten-Gebietes und der Südstaulagen sind zu besonderer Vorsicht und Umsicht aufgerufen.

Teils starke Niederschläge am Abend und in der Nacht

Das zweite Mittelmeertief dieser Woche ist pünktlich eingetroffen, ab Donnerstag ist wieder mit teils kräftigen Niederschlägen zu rechnen, berichtet Dieter Peterlin vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung: Am Nachmittag breiten sich die Niederschläge auf das ganze Land aus, am Abend und in der Nacht regnet es teils stark. Die Schneefallgrenze liegt zunächst bei 1800 bis 2000 Meter, steigt im Tagesverlauf auf über 2000 Meter und sinkt im Laufe der Nacht gegen 1300 Meter. Am Freitag (3. November) ziehen zunächst noch teils kräftige Regenschauer durch, die Schneefallgrenze liegt auf rund 1200 Meter. Im Tagesverlauf lassen die Niederschläge von Westen her bald nach.

Am Samstagnachmittag (4. November) ziehen wieder dichtere Wolken auf, ab dem Abend beginnt es stellenweise zu regnen, in der Nacht breiten sich die Niederschläge aus. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 1000 und 1500 Meter.

Der Sonntag (5. November) beginnt unbeständig mit Regen und Schneefall, die Schneefallgrenze liegt auf etwa 1000 Meter. Was die Summe der Niederschläge betrifft, werden mit 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter weniger als beim letzten Tief erwartet, in den Südstaulagen und in den Dolomiten können Spitzen bis 80 Liter auftreten. Mit Eintreffen des Mittelmeertiefs ist vor allem im Hochgebirge zudem mit starkem und stürmischem Wind zu rechnen.

Blog zum Wintereinbruch in den Bergen und zur Lawinengefahr

In einem ersten Blog nach der Sommerpause hat das Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung auf den Wintereinbruch hingewiesen. Der erste Schnee ist am Dienstag vor allem im Hochgebirge gefallen, fasst Lawinenwarner Lukas Rastner zusammen. Mit dem zweiten Ereignis sinkt die Schneefallgrenze, hochalpin ist über ein halber Meter Neuschnee zu erwarten. Gleitschneerutsche auf steilen Wiesen können passieren. Am Freitag folgt ein neuer Blogeintrag.

Mit Rutschungen und Überflutungen ist zu rechnen

Das erste Hochwasser dieser Woche ist deutlich zurückgegangen, fasst der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale zusammen: In den Hauptgewässern wird derzeit eine doppelt so hohe Wasserführung wie vor dem ersten Ereignis verzeichnet, in der Etsch in Branzoll beziehungsweise Salurn fließen weiterhin 350 bis 400 Kubikmeter in der Sekunde. Da die Vorbefeuchtung sehr hoch ist, wird eine schnelle Reaktion auf die nächsten Niederschläge erwartet. Laut Hochwassermodell dürfte das zweite Hochwasserereignis etwas weniger kritisch als das erste ausfallen, Spitzen dürften wie beim ersten Ereignis in der Nacht erfolgen. Für die Unterläufe von Eisack und Etsch wurde mäßiges Gefahrenpotential berechnet. Weitere kleine Wellen können folgen, die zu einem weiteren Anschwellen der Pegel führen können. Hydrogeologisch ist mit oberflächlichen Rutschungen und kleineren Überflutungen zu rechnen. Die einzige Stauanlage, wo Maßnahmen getroffen werden, ist Franzensfeste, wo der Stausee schon vor dem ersten Hochwasser abgesenkt wurde. Auch am Donnerstag (2. November) wird der Stausee in Franzensfeste wieder abgesenkt, um wieder eine Ausgangslage wie vor dem ersten Ereignis zu schaffen. In den anderen Stauseen ist noch Speichermöglichkeit vorhanden.

Die Situation an Wildbächen und Flüssen, unterstreicht der Direktor des Landesamtes für Wildbachverbauung West und stellvertretende Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Peter Egger, werde ständig überwacht. Laut Prognosen wird die Vorwarnstufe überschritten, die Hochwasserzentrale wird aller Voraussicht nach also wieder geöffnet werden.

Die Geologen des Landesamtes für Geologie und Lawinenwarnung sind derzeit unterwegs, die Ereignisse des ersten Genua-Tiefs aufzuarbeiten. Aufgrund der gesättigten Böden und der zu erwartenden Niederschläge sowie des zu erwartenden Schneematsches kann die Stabilität weiter sinken. Die Landesstraße Tisens-Kastelruth bleibt gesperrt, da aufgrund der Sättigung der Böden Arbeiten nicht durchgeführt werden können. Alle anderen Straßen sind zumindest einspurig befahrbar oder offen.

Die Bereitschaft Forst berichtet von einigen wenigen Forstwegen oder Hofzufahrten, die gesperrt sind. Die Böden sind durchnässt, Schneedruck oder Schneebruch können auftreten.

Nach der Bewertungskonferenz vom Sonntag (29. Oktober) war der landesweite Zivilschutzstatus auf die Aufmerksamkeitsstufe Alfa angehoben worden. Nach der Bewertungskonferenz am Donnerstag wurde beschlossen, diesen Status bis zum Wochenende landesweit beizubehalten, da die Hänge mit Nässe gesättigt und daher hydrogeologische Ereignisse wie Rutschungen und Steinschläge zu erwarten sind. Zudem ist bei Sinken der Schneefallgrenze damit zu rechnen, dass Schneematsch auf die gesättigten Böden drückt und abnehmende Stabilisierung bewirkt.

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