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„Inspiration und Vorbild“

Der slowenische Extremkletterer Marko Prezelj ist im MMM-Museum auf Schloss Sigmundskron mit dem Paul-Preuss-Preis ausgezeichnet worden.

Einhundertzehn Jahre nach seinem Tod am Mandlkogel im Gosaukamm ist das Erbe des großen Freikletterers Dr. Paul Preuss lebendiger denn je.

Das wurde deutlich bei der 11. Verleihung des nach ihm benannten Preises im Messner Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen am Samstag, wozu die Internationale Paul- Preuss-Gesellschaft (IPPG) eingeladen hatte.

Die IPPG hatte dem slowenischen Extremkletterer Marko Prezelj diese Auszeichnung verliehen und damit dessen Lebenswerk gewürdigt. Der 58-jährige hatte mit großen, höchst schwierigen Unternehmungen über mehrere Jahrzehnte die Kletterszene geprägt und damit die Kletterphilosophie des 1886 geborenen und im steirischen Salzkammergut aufgewachsenen Paul Preuss weiter getragen. Der von der Firma Salewa gesponserte Förderpreis ist jeweils mit einem namhaften Geldbetrag verbunden, der es den Förderpreisträgern ermöglicht, ohne größere finanzielle Sorgen ihren „Horizont in der Senkrechten“ zu erweitern.

Gekommen waren zahlreiche „Legenden“ des Alpinismus (z. B. Sigi Hupfauer), aktuelle Kletterstars (z. B. Alex Huber) und junge Klettertalente (z. B. Mich Kemeter) sowie dem Alpinismus verbundene Journalisten, so dass sich nach Ende der offiziellen Feier im „Amphitheater“ des Museums beim gemütlichen Beisammensein im Rittersaal bei einem von der IPPG gespendeten Buffet freudige Wiedersehensszenen und bis tief in die Nacht interessante Gespräche ergaben.

Trägerin des zum drittenmal vergebenen Jugend-Förderpreises wurde die 27-jährige Tirolerin Laura Tiefenthaler, die im vergangenen Jahr mit der Integral-Traverse der Drei Zinnen (zusammen mit Babsi Vigl) aufhorchen ließ. Wenige Monate zuvor gelang ihr mit der Solodurchsteigung der Heckmairroute in der Eiger-Nordwand in rund fünfzehn Stunden die vermutlich erst zweite Solobegehung nach Catherine Destivelle 1992; diese hatte 2021 ebenfalls den Paul-Preuss-Preis erhalten.

Die Laudatoren dieser beiden Alpinisten – Jan Mersch für Marko Prezelj und Gebhard Bendler für Laura Tiefenthaler – würdigten die Leistungen der beiden in teils humorvollen Worten, in denen sie ihren Respekt gegenüber diesen beiden ausdrückten.

Der Bergführer und Psychologe Jan Mersch (Prien) erinnerte an seine Begegnungen mit Prezelj beim Internationalen Alpinismusmeeting in Chamonix 1998 sowie später beim Eisklettern im Kärntner Maltatal, indem Jan Mersch Prezeljs Klettereigenschaften an einer „nicht absicherbaren“ Mixed-Route hervorhob: Das sei „Marko pur – Leidenschaft, Herausforderung, Abenteuer, Exploration, Kreativität“. Der Slowene war, so Mersch, „über dreißig Jahre einer der besten und komplettesten Alpinisten weltweit“.

Er hat bereits viermal den Piolet d’Or erhalten, einen der wichtigsten Preise für erfolgreiche Alpinisten. Sie ständen „für deine Energie und Leidenschaft, für deine sprühende Kreativität und Rechtschaffenheit in deinem Tun an den Bergen dieser Erde“. Als Alpinist, Photograph, Bergführer und studierten Chemiker habe ihn sein Denken, Hinterfragen und Reflektieren bis heute geprägt.

Er sei „zu einem Synonym für das Bergsteigen in technisch sehr schwerem Gelände an hohen Bergen geworden“. „Du bist Inspiration, Vorbild, Mentor und Seilpartner für unzählige andere Alpinisten“, würdigte Jan Mersch den Preisträger, der unter anderem viele Jahre junge Alpinisten in Slowenien begleitet, ausgebildet und inspiriert habe.

Laura Tiefenthaler: Ärztin, Klettergenie und Bergführerin

Gebhard „Gebi“ Bendler ließ in seiner Laudatio für Laura Tiefenthaler deren bergsteigerische Entwicklung Revue passieren; sie hatte drei Jahre dem Exped-Kader des Deutschen Alpenvereins (DAV) angehört, ihr Medizinstudium abschlossen und nun ihre Zusatzausbildung zur Allgemeinärztin absolviert; inzwischen ist sie auch ausgebildete Bergführerin. Wie auch Paul Preuss verfolge sie ihre bergsteigerische Tätigkeit mit humorvoller Art und der „Lust aufs Leben“, wie Bendler sagte.

Gastgeber Reinhold Messner (erster Paul-Preuss-Preisträger 2013) und der Extremkletterer Alexander Huber (Preisträger 2017) erläuterten in kurzen Ansprachen die Philosophie von Paul Preuss, während Georg Bachler, Obmann der IPPG, auf zehn Jahre Paul-Preuss-Preis zurückblickte.

Dabei betonte Bachler die Bedeutung des Ausspruches von Paul Preuss „Das Können ist des Dürfens Maß“ als Basis für verantwortungsvolles Klettern. Und Alexander Huber würdigte den 1913 tödlich verunglückten Paul Preuss und den nach ihm benannten Preis als „wichtig für den gesamten Alpinismus“ und meinte: „Bergsteigen ist eine wunderbare, zwar unnütze, aber sinnstiftende Tätigkeit.“

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