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„Das sind Sesselkleber“

Innerhalb der Süd-Tiroler Freiheit brodelt es: Der Parteispitze sei der Sitz im Landtag wichtiger als das Voranbringen der Ziele, kritisiert der Gemeinderat Matthias Hofer. Mit seiner Meinung steht er nicht allein da.

Tageszeitung: Herr Hofer, Sie sind Gemeinderatsmitglied in Olang, haben bei den letzten beiden Landtagswahlen für die Süd-Tiroler Freiheit kandidiert und als solcher auch ein gutes Ergebnis eingefahren. Dieses Mal fehlt ihr Name auf der Liste. Warum?

Matthias Hofer: Ich bin einfach enttäuscht über die Art und Weise, wie man mit mir umgegangen ist. Ich bin jemand, der sagt, was er denkt, auch in den Parteisitzungen. Ich habe bei den Landtagswahlen 2013 angefangen, mich bei der Süd-Tiroler Freiheit zu engagieren und mich ganz hintenangestellt. 2018 konnte ich mein Ergebnis verdoppeln, obwohl die Bewegung an Stimmen und Sitze verloren hat. 2015 habe ich die Süd-Tiroler Freiheit in Olang gegründet und bin auf Anhieb hineingekommen. Gerade wir Pusterer haben bei den letzten Wahlen die Kastanien aus dem Feuer geholt. Wir haben die meisten Stimmen gebracht. Wir haben deshalb darauf gepocht, dass mindestens der dritte Platz einem Pusterer Kandidaten zusteht. Ich habe mir erwartet, dass dann auch Bezirkssprecher Bernhard Zimmerhofer, der bei den letzten Wahlen nicht gewählt wurde und auch bei den Gemeinderatswahlen in Ahrntal den Einzug in den Gemeinderat verpasst hat, mich vorlässt. Ich habe ihm gesagt, dass in meinen Augen die Zeit für einen Generationenwechsel ist.

Dieser Generationenwechsel kam aber nicht zustande…

Ja, genau, dabei wäre es auch ein klares Signal an die Wähler gewesen, dass wir junge Leute fördern. Ich habe daher klargestellt, dass ich, wenn ich kandidieren soll, Spitzenkandidat im Pustertal sein möchte. Zwar hat man mir das auch angeboten, gleichzeitig sollten aber drei Spitzenkandidaten landesweit propagiert werden. Das könnte aber wie beim letzten Mal in die Hose gehen. Damals hat Bernhard Zimmerhofer den Einzug in den Landtag um wenige Stimmen verfehlt. Wohl auch deshalb, weil ich und er uns gegenseitig einige Stimmen abgenommen haben. Ich habe bereits vor fünf Jahren gesagt, dass wir mit dieser Listenreihung nicht gewinnen werden und habe leider Recht bekommen. Ich sage es auch dieses Mal im Interesse unserer Ziele. In meinen Augen muss es unser Ziel sein, zu wachsen. Um das zu erreichen, muss man aber ein Zeichen an die Wähler geben und auch jungen Kandidaten den Vortritt lassen. Ich habe den Eindruck, dass einige auch Angst um ihren eigenen Sessel haben und das wichtiger ist als das eigentliche Ziel.

Sie haben aber auf das Angebot verzichtet, weil sie enttäuscht sind?

Ja, ich möchte aber betonen, dass ich Mitglied der Bewegung bleibe. Auch wenn ich enttäuscht bin. Für unseren Bezirkssprecher ist es vielleicht sogar besser. Ich habe mir aber etwas anderes vom Bezirk erwartet. Das klingt jetzt vielleicht eingebildet, aber ich bin bekannt und komme bei den Leuten vielleicht nicht schlecht an. Wegen Sessel- und Klimaklebern bin ich nicht in die Politik gegangen. Bei der Süd-Tiroler Freiheit hatte ich zuvor nicht das Gefühl, dass es diese Leute gibt, jetzt vor den Wahlen habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass diese Leute nur mehr auf ihren Sessel schauen. Dabei blenden sie meine Vorschläge, die auch andere hatten, aus.

Geht es hierbei nur um die Listenreihung oder gibt es auch andere Vorschläge, die nicht angenommen wurden?

Gerade die Corona-Pandemie wäre die Gelegenheit für uns gewesen, uns zu profilieren. Diese Zeit war maßgeschneidert für unsere Themen wie Freiheit, Selbstbestimmung in allen Bereichen und eine glaubhafte und ehrliche Kommunikation. Wir hätten mit den Leuten auf die Straße gehen können, um zu zeigen, dass wir mit gewissen Dingen nicht zufrieden sind. Ich bin sicher kein Impfgegner, aber wir haben uns als Bewegung immer für die Entscheidungsfreiheit eingesetzt. Andere haben das glaubhafter und authentischer gemacht, wir sind erst zuletzt auf den Zug aufgesprungen.

Was müsste die Süd-Tiroler Freiheit tun, damit Sie mit der Arbeit wieder zufrieden sind?

Ich glaube immer noch an die Ideen der Süd-Tiroler Freiheit und hoffe, dass ich nicht Recht behalte. Ich befürchte, dass sich die patriotischen Kräfte gegenseitig Stimmen nehmen werden. Ich war immer ein Freund davon, die Kräfte zu bündeln. Wenn das gelingen würde, hätte man auch einen starken Gegenpol zur SVP. Dann wäre ich bereit, an vorderster Front mitzuhelfen. Zurzeit bin ich vor allem enttäuscht von den Menschen, die vor der Sitzung das eine sagen und in der Sitzung dann das andere. Womöglich gibt es nach den Wahlen aber Konsequenzen. Es wäre de facto ein wichtiges Signal gewesen, die Listenreihung zu ändern. Wir haben seit 15 Jahren dieselbe Spitze, die Jugend ist nicht sichtbar, das ist schade.

Sie stehen mit Ihrer Meinung innerhalb der Bewegung nicht allein da?

Ich denke mir, dass einige quer durch die Bank enttäuscht sind, über die Art und Weise, wie die Spitze reagiert hat. Weil auch noch neue Parteien entstanden sind, ist das nicht förderlich für unsere Sache. Wenn bei den letzten Landtagswahlen Kandidaten ihr persönliches Ergebnis aufgebessert haben, obwohl die Bewegung insgesamt verloren hat, dann müsste man eigentlich um diese Leute kämpfen. Es ist auf alle Fälle menschlich schade.

Interview: Markus Rufin

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