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„Dumme Vorschrift“

Foto: Noi TechPark

Cuno Tarfusser regt sich über die Regelungen der Parkuhren für Elektroautos und über den Mangel an Ladesäulen in Bozen auf. Was es damit auf sich hat.

von Christian Frank

Elektromobilität gilt nun bereits seit geraumer Zeit als Alternative zu Fahrzeugen, welche mit fossilen Brennstoffen betrieben werden und fand besonders in den letzten Jahren rasanten Aufschwung. Es bestehen zusehends staatliche Bemühungen, die Infrastruktur für Elektroautos attraktiver zu gestalten. Während in Italien im Jahre 2015 1.452 Neuzulassungen von Elektroautos verzeichnet wurden, lag die Zahl im Jahr 2021 bei 67.284 Neuzulassungen. Bekanntlich benötigen Elektroautos Ladesäulen und an diesen mangele es.

Dies behauptet zumindest der italienische Jurist und ehemalige Richter am obersten Strafgerichtshof in Den Haag, Cuno Tarfusser. Tarfusser bemängelt, dass es viel zu wenige Ladesäulen in Bozen gäbe. Demnach befänden sich im Umkreis von einem Kilometer um seinen Wohnsitz im Zentrum von Bozen nur „drei Ladesäulen für sechs Elektroautos.“

Er stellt diese Angaben jenen seines Wohnsitzes in den Niederlanden gegenüber. Dort befänden sich im Umkreis von einem Kilometer um seinen Wohnsitz „395 Ladesäulen, welche simultan 790 Elektroautos beladen“ könnten. Des Weiteren beanstandet Tarfusser, dass die Regelungen der manuellen Parkuhren, welche angeben, wie lange das Auto lädt und dementsprechend berechtigt ist, den Ladeparkplatz einzunehmen, „eine absurde, unsinnige und dumme Vorschrift“ sei. Tarfusser bekam nämlich vor kurzem auf einen der Ladeparkplätze in Bozen einen Strafzettel, da er vergaß, diese Parkuhr einzustellen.

Er selbst macht sich dabei jedoch keinen großen Vorwurf: „Die Ladezeit und die damit einhergehende Parkzeit eines Elektroautos auf dem für Elektroautos reservierten Platz geht genau in Stunden, Minuten und Sekunden aus der Säule selbst hervor und kann von jedermann, sogar von der Stadtpolizei, festgestellt werden.“ Daher fragt sich Tarfusser, warum eine manuelle Drehscheibe vonnöten ist, wenn die Zapfsäule den genauen Zeitstand digital auf der Ladestation anzeigt.

Die TAGESZEITUNG hat bei dem Unternehmen „Neogy“, welches für die Ladesäulen in Südtirol zuständig ist, und bei Bozens Vizebürgermeister Luis Walcher nachgefragt.

Der Geschäftsführer von „Neogy“, Sergio Marchiori, berichtet, dass es momentan 32 öffentliche Ladesäulen im Raum Bozen gäbe, wobei jede Ladesäule zwei Elektroautos zeitgleich aufladen kann. Der weitere öffentliche Ausbau liege an der Gemeinde: „Wir machen alles, was in unserer Macht steht. Die Gemeinden bestimmen den Ausbau im öffentlichen Bereich und machen Ausschreibungen. Da kann ich nichts Weiteres dazu sagen.“ Marchiori lässt jedoch verlauten, dass „Neogy“ tüchtig bei den Zapfsäulen im privaten Bereich sei.

So würde in der Gemeinde Bozen noch innerhalb dieses Jahres ein sogenannter Hub konstruiert werden, welcher bis zu 40 Autos zeitgleich beladen kann. Der Hub befinde sich auf privatem Boden, sei jedoch öffentlich zugänglich. Auch Vizebürgermeister Luis Walcher verkündet einigermaßen konkrete Pläne und teilt mit, dass ihm durchaus bewusst sei, dass in puncto Elektromobilität etwas getan werden müsse und dass „sich auch etwas tut“. „100 Ladestationen in Bozen“ sei das Ziel, so Walcher. „Die Arbeiten dafür sind komplexer, als man meinen würde.“ Auskunft über einen konkreten Zeitraum, wann diese Ziele erreicht werden sollen, kann Walcher nicht nennen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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