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Privater Wahlkampf

Südtirols Politiker zeigen sich vor den Landtagswahlen auffällig häufig von der privaten Seite – nicht selten sind auf ihren Posts in den sozialen Medien (minderjährige) Kinder zu sehen.

von Sylvie Debelyak

Wie stehen Südtirols Politiker zwei Monate vor der Wahl da und welches Bild von sich wollen sie vermitteln? Eine Frage, die sich wohl alle Kandidaten stellen, um möglichst viele Stimmen zu generieren und den Einzug in den Landtag zu schaffen.

Die Wahlkampagnen sind bereits im vollen Gange und sowohl amtierende Landtagsabgeordnete als auch Politik-Neulinge bereiten sich auf den Stichtag vor. Dabei fällt auf, dass sich die Kandidaten in den sozialen Medien vermehrt von ihrer persönlichen Seite zeigen und private Einblicke teilen. Vor allem die Familie steht bei Südtirols Politikern vermehrt im Vordergrund, zumal sie sich in ihren Posts in den sozialen Medien auffällig mit (minderjähren) Kindern zeigen. In den Posts vom Rest des heurigen Jahres war das nicht der Fall.

Die Politiker wollen sich offenbar als nahbar zeigen. Und wie groß für sie der Wert der Familie ist.

So sticht etwa das Facebook-Profil von Landesrat Arnold Schuler (SVP) ins Auge. Während er das ganze Jahr über kein einziges Foto mit seiner Familie drauf geteilt hat, postete er nun in den vergangenen zwei Monaten gleich zwei mit seinen Enkelkindern. Das jüngere der beiden Fotos mit seinen vier Enkelkindern, Schuler selbst in der Mitte, mit einem Plakat, vollbeklebt mit Süßigkeiten, auf dem steht: „Nervennahrung bis zur Wahl“. Das Bild kommentierte der Landesrat für Landwirtschaft wie folgt: „Meine Enkelkinder haben mich heute zum Geburtstag überrascht. Noch 64 Tage bis zur Landtagswahl – für jeden Tag eine Stärkung.“ Laut Schuler hat der Post nichts mit dem Wahlkampf zu tun: „Es geht mir darum, mich nicht nur als Politiker, sondern auch als Mensch zu zeigen.“

Ein weiterer Landtagskandidat, der, wie es aussieht, zuletzt vermehrt Fotos von Familienausflügen auf Facebook postet, ist Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP). In der Vergangenheit betonte er stets, wie wichtig ihm die Privatsphäre und der Schutz seiner Kinder in den Medien sei. Ein Vorsatz, den der amtierende Landeshauptmann nun im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen über Bord schmeißt? Zuletzt tauchte in den Posts zunehmend Privates auf. Auch seine Kinder sieht man des Öfteren auf den Fotos – wenn auch nicht offenkundig. „Das ist eher dem Zufall geschuldet, ich habe bereits in der Vergangenheit hin und wieder Fotos von meiner Freizeit auf meinem Facebook-Profil geteilt, worauf auch zum Teil meine Kinder zu sehen waren – jedoch immer von hinten oder verdeckt“, so Kompatscher. Er habe auch in Zukunft nicht vor, seine Familie in den Vordergrund zu stellen, und möchte sie angesichts seines Amtes schützen. Nichtsdestotrotz sollte jeder diese Entscheidung für sich selbst treffen, wie der Landeshauptmann klarstellt, auch wenn das an seiner persönlichen Einstellung nichts ändert: „Wir haben das als Familie gemeinsam so entschieden und deshalb werde ich das auch künftig so beibehalten.“

Anders hingegen handhabt es Manfred Vallazza (SVP). Sein Facebook-Profil ist übersät mit Familienfotos und in den sozialen Medien zeigt er sich stets als stolzer Dreifach-Papa. Beim Foto mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur wählte Vallazza ein Familienfoto, bei seiner persönlichen Vorstellung als Landtagskandidat erwähnte er als erstes, dass er Familienvater ist. „Das bin Ich – einfach Manni!“ heißt es unter einem Post. Die vielen Familienfotos auf Facebook rechtfertigt der Landtagsvizepräsident wie folgt: „Meine Familie und meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben. Das darf und möchte ich auch zeigen. Ich denke stets an das Wohl meiner Familie.“

Neu im Politik-Geschäft ist dagegen Magdalena Perwanger (SVP). Auf Instagram und Facebook teilt sie des Öfteren private Einblicke. „Ich bin mit den sozialen Medien groß geworden und nehme mit meinen privaten Accounts in dieser digitalen Welt aktiv teil“, erklärt Perwanger. Das sei bereits vor ihrer Kandidatur so gewesen: „Ich bin immer noch die Gleiche. Deshalb teile ich auch immer wieder mal Privates mit meinen Freunden und Followern.“ Seit rund einem Monat sieht man sie aber nicht mehr alleine: Sie ist Mama geworden. Anstatt ihren Sohn aber im Hintergrund zu halten, nimmt sie ihn mit auf Wahlkampfveranstaltungen. Auch auf dem offiziellen Facebook-Profil der SVP lacht Perwanger mit ihrem Baby auf dem Arm in die Kamera. Dennoch sei sie vorsichtig, was das Teilen von Fotos ihres Sohnes angeht, und poste selbst vor allem Bilder, die schon etwas länger zurückliegen, wie die SVP-Kandidatin erklärt: „Ich kann ihn nicht ausschließen, er gehört zu mir und das kann und will ich nicht verstecken.“ Ein wahlkampfstrategisches Kalkül hinter den Fotos mit Kind bestreitet Perwanger.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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