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Der Traum vom Fliegen

Alex Ploner ist jüngst in Nordmazedonien zum sechsten Mal Einzel-Weltmeister im Drachenfliegen geworden. Im Interview spricht er über die Sportleidenschaft seiner Familie und seinen Lieblingsort zum Fliegen.

Tageszeitung: Herr Ploner, Sie sind vor wenigen Tagen zum sechsten Mal Weltmeister im Drachenfliegen geworden. Wie fühlt es sich an, erneut der beste Drachenflieger der Welt zu sein?

Alex Ploner: Es ist ein tolles Gefühl, denn schließlich arbeitet man dafür. Man trainiert und bereitet sich vor, aber es ist immer sehr schwer, es dann perfekt umzusetzen. Es gibt viele gute Drachenflieger und alle wollen das Gleiche. Wenn es dann klappt, heißt das immer, dass man gut geflogen ist, weniger Fehler gemacht hat und einfach ein bisschen besser war als die anderen. Das ist natürlich eine große Freude.

Drachenfliegen ist als Wettkampfsportart nicht sehr bekannt, können sie kurz erklären, was genau die Sportart ausmacht?

Beim Drachenfliegen geht es um Geschwindigkeit. Es werden jeden Tag Strecken ausgelegt, die Länge der Strecke ist dabei abhängig vom Wetter. Man startet zusammen und nach einer festgelegten Zeit beginnt dann der Wettkampf – man geht auf Kurs. Wer die Strecke am schnellsten bewältigt, gewinnt. Die Weltmeisterschaft dauert elf Tage und an jedem Tag wird die jeweilige Leistung gewertet, aus der Gesamtwertung ergibt sich dann der Weltmeister.

Was ist für Sie das Besondere am Drachenfliegen?

Das Fliegen ist das Besondere. Vom Fliegen hat die Menschheit schon immer geträumt. Im letzten Jahrhundert wurde es möglich, dass wir tatsächlich fliegen können und in den letzten 30 Jahren, würde ich sagen, hat jeder die Möglichkeit dazu. Mit dem Drachenfliegen und dem Gleitschirmfliegen ist das Fliegen jetzt erreichbar, aber es ist immer noch ein Traum, es zu erleben. Das ist das Besondere am Drachenfliegen, nicht nur das Wettkampffliegen, sondern einfach in der Luft zu sein. Für mich ist das Wettkampffliegen eine Art Spiel mit dieser Leidenschaft.

Sie kommen aus einer Familie mit einer beeindruckenden Sportgeschichte. Wie hat sich das auf Ihre Karriere ausgewirkt? 

Dass schon mein Vater viel Sport getrieben und an Wettkämpfen teilgenommen hat, hat mich sicher geprägt. Die Lust, an Wettkämpfen teilzunehmen, hatte ich immer schon. In der Sportart, die mein Vater und später auch ich betrieben haben, sind die Wettkämpfe anders als beim Drachenfliegen. Im Motorsport kämpft man gegen andere, beim Drachenfliegen mehr gegen sich selbst. Auch die Dauer ist anders, ein Drachenflugwettbewerb dauert mehrere Stunden am Tag über mehrere Tage, da wird das Ganze mehr zu einer Kopfsache. Letztendlich ist es die Lust, die Wettbewerbe zu bestreiten und gut dabei zu sein, die ein wenig von der Familie kommt.

Wie sind Sie speziell zum Drachenfliegen gekommen?

Ich war schon von klein auf vom Fliegen begeistert. Alles, was fliegt, hat mir gefallen und ich habe davon geträumt, als Erwachsener zu fliegen, auch beruflich. Am einfachsten war dann das Drachenfliegen, das konnte man in Südtirol machen. Als ich das erste Mal geflogen bin, habe ich mich sofort in das Fliegen verliebt.

Und von den Anfängen bis zu den sechs Weltmeistertiteln? Gibt es ein Erfolgsrezept?

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht genau, aber ich glaube, es hat mit Leidenschaft zu tun. Mir macht das Fliegen immer noch sehr viel Spaß und ich freue mich nach wie vor, wenn ich an Wettbewerben teilnehmen kann.  Wenn man etwas macht, was man sehr gerne macht, dann klappt das meistens auch. Ich glaube, das ist das Erfolgsrezept: Die Leidenschaft.

Wie sieht ein typischer Tag als Drachenflieger aus? 

Man kann den Sport nur nebenbei betreiben, denn mit dem professionellen Drachenfliegen verdient man nicht viel Geld. Natürlich muss man bei einem Leistungssport auf diesem Niveau so oft wie möglich trainieren. Das ist nicht immer einfach, weil man ja auch noch andere Dinge zu tun hat. Ich versuche mich so oft wie möglich mit dem Drachenfliegen zu beschäftigen. So viele Flugstunden wie noch vor einigen Jahren sind nicht mehr drin, aber durch die Erfahrung schaff ich es immer noch ziemlich gut zu fliegen.

Nach so vielen Flügen an den unterschiedlichsten Orten, was ist für Sie der schönste Ort zum Drachenfliegen?

Diese Frage ist wahrscheinlich am einfachsten zu beantworten, ganz klar die Dolomiten. Ich hatte das Glück, in vielen Ecken der Welt fliegen zu dürfen. Darunter auch an besonderen Orten, die auch sehr schön und zum Fliegen wirklich faszinierend sind. Jedes Mal, wenn ich dann wieder in den Dolomiten fliege, denke ich mir, auch wenn es woanders auch schön ist und vielleicht sogar bessere Bedingungen herrschen, landschaftlich gibt es nichts, was in irgendeiner Weise an die Dolomiten herankommt.

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