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„Er ist nur Spitzengast“

Die Spitzenkandidatur von Christian Bianchi sorgt für viele Proteste innerhalb der Lega. Namhafte Exponenten zittern nun um ihren Sitz im Landtag.

von Markus Rufin

Im Parkhotel Laurin sind Lega-Kommissär Maurizio Bosatra und der Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi darum bemüht, ein Bild der Einheit darzustellen. Die gesamte Lega stehe hinter der Spitzenkandidatur des Leiferer Bürgermeisters. Man könne stolz auf die Zusammenarbeit sein, so Bosatra bei der Vorstellung des Spitzenkandidaten und des Logos für die Landtagswahlen.

Doch dieses Bild der Einheit trügt. Fakt ist: Bianchis Kandidatur hat innerhalb der Lega mächtig Staub aufgewirbelt und wird von vielen Parteimitgliedern nicht einfach so hingenommen.

Bianchi ist nämlich selbst kein Leghista und er kandidiert auch nicht für die Lega, sondern für seine Partei „Uniti per L’Alto Adige“. Er ist ein politisches Bündnis mit der Lega eingegangen und ist nun vor Spitzenexponenten wie den beiden Landesräten Giuliano Vettorato und Massimo Bessone, der Landtagspräsidentin Rita Mattei oder EU-Parlamentarier Matteo Gazzini Spitzenkandidat.

Dabei hatten sie alle selbst Hoffnungen, Spitzenkandidat zu werden. Doch daraus wurde nichts. Im Alleingang hat Kommissär Bosatra nämlich entschieden, dass es für die Lega das Beste ist, sich mit den Bürgerlisten zusammenzuschließen. Bianchi wird neben seiner Liste noch weitere Kandidaten von anderen Bürgerlisten in Südtirol mitziehen. Welche das sind, ist noch nicht bekannt.

Die Lega-Exponenten zeigen sich jedenfalls alles andere als zufrieden mit dieser Entscheidung. Landesrat Massimo Bessone macht beispielsweise keinen Hehl daraus, dass er lieber sich und Vettorato an der Spitze gesehen hätte: „Ich hätte die beiden scheidenden Landesräte als Spitzenkandidaten nominiert. Christian Bianchi bringt für die Lega aber sicher einen Mehrwert mit, der dabei hilft, mehr Stimmen zu bekommen.“ Er wisse, dass es nun für ihn schwieriger wird, in den Landtag zu kommen, er werde aber alles dafür tun.

Wesentlich deutlicher in der Kritik wird EU-Parlamentarier Gazzini: „Sofern ich kandidiere, werde ich das mit der Bozner Lega und Sekretär Roberto Selle absprechen. Die Lega in Bozen ist keine Partei, sondern eine Familie, in der Entscheidungen im gegenseitigen Einvernehmen getroffen werden. Ich bestreite nicht, dass wir gehofft haben, dass der Bozner Lega der Spitzenplatz zugesichert wird, aber Teil einer Partei bedeutet auch, Entscheidungen zu ertragen, die uns nicht gefallen. Bianchi ist nicht der Spitzenkandidat, sondern der Spitzengast auf unserer Liste.“

Nichtsdestotrotz ist Gazzini überzeugt davon, dass die Bozner Lega zeigen wird, dass es nicht den ersten Platz auf der Liste braucht, um zu gewinnen.

Die Reaktionen der Lega-Vertreter sind vor allem deshalb verständlich, weil sie allesamt nun um ihren Sitz im Landtag zittern müssen. So bestätigt ein Exponent der TAGESZEITUNG, dass sich die Unzufriedenheit über Bianchis Kandidatur durch die gesamte Partei zieht. Bosatra habe die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit Bianchi nicht abgesprochen, die anderen Leghisti hätten davon erst aus der Presse erfahren.

„Bosatra spielt dabei ein riskantes Spiel“, meint ein Lega-Vertreter. „Wenn es der Lega gelingt, drei Sitze zu bekommen, dann passt es, wenn sie aber nur zwei oder einen Sitz bekommt, ist er der große Verlierer.“

Gemäß den Umfragen erreicht die Lega nämlich bei den kommenden Landtagswahlen ein bis drei Sitze. Als Spitzenkandidat hat Bianchi selbstverständlich die besten Karten. Bei zwei Sitzen im Landtag wäre nur mehr ein Leghista vertreten, bei einem Sitz würde die Lega sogar komplett aus dem Landtag verschwinden, da Bianchi vermutlich am meisten Stimmen erhalten wird.

Übrigens: Nur einer der vier genannten, nämlich Giuliano Vettorato, war bei der Vorstellung des neuen Listenzeichens im Laurin – das Symbol von „Uniti per L’Alto Adige“ ist im gewöhnlichen Lega-Logo eingearbeitet – anwesend.

Vettorato ist auch der Einzige, der, sollte er nicht in den Landtag kommen, noch einen Trumpf im Ärmel kommt. Er könnte dann nämlich Christian Bianchi als Bürgermeister von Leifers beerben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • schwarzesschaf

    Jaja wie mein vater schon immer sagte der stall bleibt der selbe nur sie schw… werden ausgetauscht. Ja und das leider nicht zum wohle des volkes sondern nur wegen den Geld. Will sehen ob die Renten danach gekürzt werden die Löhne gekürzt und die spesenabrechnung abgeschafft wird. Aber men man am troug ist frisst man sich voll

  • opa1950

    Natürlich haben Bessone und Mattei Angst nicht mehr gewählt zu werden.Und das ist auch gut so.

  • robby

    Bosatra, der Totengräber der Lega in Südtirol. Ist‘s schad darum? Eher nicht.

    • hermannh

      schwarzes Schaf, opi, trioler und Robby: hat da jemand Angst, dass die Lega ein gutes Ergebnis einfährt???

      Geht sich Eure Wunschkoalition Widmann, STF, Team Kaputt , Grüne und Anderlahn nicht mehr aus??? Es braucht sowieso einen italienischen Partner…

      Der Bianchi ist auf alle Fälle im Vergleich zu den heutigen Landesraeten der Lega ein Superkanditat, lassen wir aber unsere italienischen Mitbürger entscheiden wer gewählt wird.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    es gibt 35 goldene Tellerchen am Landtagstisch zu vergeben und wenn ich die Vorstellungen der hoffnungsvollen Kandidaten für einen dieser Sitze mitsamt ihren Listen richtig mitverfolgt habe bewirbt sich eine sicher dreistellige Anzahl um einen dieser Plätze an der üppigen Tafel.

    Märchenbelesene wissen wahrscheinlich um das Theater wenn 13 Hexen geladen aber nur 12 goldene Tellereben vorhanden sind, aber hier werden Aberdutzende leer ausgehen,
    Im Moment scheint es darum zu gehen möglichst weit vorn in der Anwärterliste zu stehen und manche Kandidaten wissen das Wahlergebnis ziemlich realistisch einzuschätzen und haben deswegen panische Angst auf Listenplatz 3 oder gar 4 zu rutschen.

    Persönlich wünsche ich mir natürlich ein kunterbuntes Ergebnis, der Unterholzner Josef hat seine Sache als Provokateur ganz fein gemacht in Zeiten als Demokratie abgeschafft war und die eigene Meinung ganz gern mit Existenzvernichtung bedroht wurde.
    Schweren Herzens gönn ich auch JWA einen Sitz, mir gehen Leute gegen den Strich welche mal „einen Tag das Land aufräumen wollen“ aber für den Schneid eine Massenveranstaltung aufzuziehen als selbst das Zusammenstehen von drei oder vier Personen schon ein Verbrechen war sollte ein kritischer Sitz im Landtag drinsitzen.Ausserdem hat er die Frauenbeauftragte zum Keifen gebracht, das war echt lustig.
    Und natürlich die berüchtigte Anwältin die es sogar in die deutsche Tagesschau geschafft hat als „Anführerin der Coronaleugner in Südtirol“, einfach nur als Beschäftigungstherapie für linksgerichtete deutsche Medien welche Südtirol seit Jahren gewohnheitsmässig als Region der versoffenen Hinterwäldler schmähen.
    Ein Landtag 2023 wäre nicht kunterbunt repräsentativ ohne Liste Widmann..
    Die Verteilung der anderen 31 Sitze ist relativ egal, es kommt eh Edelweiss, die Brüder und Lega heraus, wer das nicht glaubt kann ja nochmal nachschauen wie die Sechserkommission gebildet wurde..

    Mein Tipp heute wäre:

    SVP 34%
    Melonibrüder 8%
    Team K 6%
    Grüne 6%
    Freiheitliche 6%
    Lega 4%
    STF 4%

    Den Rest vom Kuchen dann für FI, Vita, JWA, Widmann, Enzian und vielleicht die Fünfsternigen und die PD.

    Auf Wiedersehen am Wahlabend

    • opa1950

      Großer Irrtum. SVP 28 %. Widmann 22%. Team K 18%. Fratelli d Italia 10%. Grüne 8% Freiheitliche 6% Lega 4%.

      • hermannh

        Opa: Deine Stimme zählt nur 1 x: Du kannst entweder Thommy oder Team Kaputt wählen, beides geht nicht!

        Team K und Thommy werden nur 1 Mandat erhalten, da können sich die heiligen Brüder vom Weinbergerweg noch in Zeug legen.

        Eigentlich gehts um Wahl Südtirol (Spitzenkanditat ist da unser LH) gegen die Interessen von den heiligen Brüdern (Spitzenkanditdaten Thommy und Kölle)

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