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„Spitzen statt Sprengen“

Als der Bergbau im 19. Jahrhundert in eine Krise geriet, war es im Ahrntal den Spitzen klöppelnden Händen der Frauen von Prettau zu verdanken, dass ihre Familien überleben konnten. Die Ausstellung „Spitzen statt Sprengen“ im Standort Steinhaus des Landesmuseum Bergbau erzählt diese Geschichte.

Im 19. Jahrhundert geriet der Bergbau in ganz Europa in eine Krise. Auch für das Kupferbergwerk in Prettau begann der Niedergang, 1893/94 musste das Bergwerk geschlossen werden. Man suchte nach wirtschaftlichen Alternativen und fand sie unter anderem im Kunsthandwerk und in der Herstellung von Spitzen in Klöppeltechnik.

Die Wechselausstellung „Spitzen statt Sprengen“ im Standort Steinhaus des Landesmuseum Bergbau erzählt die historischen Hintergründe dieser Entwicklung, zieht Fäden zwischen der Bergbau- und Spitzenindustrie und stellt feinste Klöppelspitzen aus. Sie berichtet von der Technik und Grundausstattung des Klöppelns, warum in Prettau zumeist im Freien bei Tageslicht geklöppelt wurde (man sieht besser und es fällt leichter, den gezeichneten Vorlagen zu folgen, nach denen geklöppelt wird) und von Männern und Frauen, die dabei eine wichtige Rolle gespielt haben, weil sie entweder dazu beitrugen, die Spitzenklöppelei im Ahrntal einzuführen, selbst als Klöpplerinnen und Klöppler oder im Vertrieb tätig waren und nach der Schließung des Bergwerks im Jahr 1893 die k.k. Klöppelschule Prettau gründeten und dort unterrichteten. Die Ausstellung vermittelt auch, wie die in Heimarbeit hergestellten Klöppelspitzen international vermarktet wurden, aber auch wie das streng konservative Mädchen- und Frauenbild im späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in diesem Bereich galt und dass auch in der Spitzenklöppelei Mädchen und Jungen schon früh mitarbeiten und zum Einkommen der Familien beitragen mussten (in Österreich-Ungarn setzten im 19. Jahrhundert Bestrebungen ein, Kinderarbeit einzuschränken, so war der Einsatz von Kindern im Bergbau generell verboten, im Hausgewerbe waren solche Einschränkungen allerdings kaum durchsetzbar und wurden von der öffentlichen Meinung auch eher geduldet).

Heute zeugt davon der in den 1990er Jahren gegründete Klöppelverein Prettau: Er hat es sich zu Aufgabe gemacht, das traditionelle Handwerk zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Adelheid Walcher und Anna Kammerlander unterrichten, nunmehr in den Sommerferien anstatt wie einstmals in den Wintermonaten, in der Klöppelschule.

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