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Der rosa Hype

Das Kino ist bis in die erste Reihe besetzt, rosa Outfits rundum, dazwischen ein paar Punk-Girls. Ich sitze in „Barbie“ zuerst amüsiert, später gelangweilt.

von Renate Mumelter

Der Film „Barbie“ von Greta Gerwig tut dem Kino gut, weil er viele Menschen in die Säle lockt, fast so wie einstmals „Titanic“. Gesehen haben muss frau/man den Film schon, vorausgesetzt jemand will mitreden können. Der Film zieht sich halt.

Wie alles begann

In einer bräunlichen Urlandschaft sitzen ein paar Mädchen mit Schürze und spielen Puppenmama. Als sie erfahren, dass es eine neue Puppe gibt, die keine Mama mehr braucht, weil sie erwachsen ist, zerschlagen sie die alten Puppen und Barbie erscheint.

Als in dieser Szene die Musik einsetzt wird klar, dass sich Gerwig hier bei einem ganz Großen bedient – Stanley Kubrik. „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) begann mit einem urzeitlichen Menschenaffen, der mit Knochen auf Knochen schlug, ein Knochen fuhr gen Himmel und mutierte im berühmtesten Match Cut der Filmgeschichte zum Raumschiff.

In Gerwigs Cut, der nichts ist als ein Schnitt, wird die Puppe zur Barbie, der Film wird rosa, und das Thema „Befreiung der Frau“ scheint eingeleitet.

Barbies Frauenpower

ertrinkt im Rosa und zeigt wie Barbies leben und wie Kens leben. Letztere sind allesamt arme Würstchen, denn Barbieland ist ein Matriarchat. Sex gibt es nicht, weil es keine Geschlechtsorgane gibt. Die Barbies sind in ihren Barbiehäusern glücklich, die Kens irgendwo, und wenn es sie braucht, sind sie da. Aber plötzlich erschlafft Barbies Frauenpower, weil sie Gefühle bekommt, weil sie an den Tod denkt. Ihre Füße legen sich flach. Da hilft nur eine Kur im Menschenland. Ken kommt mit.

Kens Männerpower

Für Ken wird im Menschenland alles anders, und damit beginnt der amüsanteste, weil süffisanteste Teil des rosa Films. Ken checkt nämlich sofort, wie Patriarchat funktioniert und ist begeistert. Vor allem die starken Pferde haben es ihm angetan. Gleichzeitig muss er erfahren, dass es sogar im Patriarchat manchmal einen Zettel braucht, um etwas werden zu können. Aber, was soll’s: Sonnenbrille drüber und weiter geht’s. Ryan Gosling ist ein Ken zum Niederknien (Barbiekrächz).

Putsch und Gegenputsch

Nach diesem Ken-Intermezzo wird die Barbie-Sauce fader und belehrend. Es geht retour nach Barbieland, wo die Kens die Macht übernommen haben. Die Barbies müssen dagegen putschen und machen das natürlich weiblich – mit Intrige. Sie versetzen die Kens in den Kampfmodus. Während die sich an die Gurgel gehen ziehen die Barbies ihre Wahlen durch und gewinnen. Das Matriarchat ist wieder da. Barbie erkennt aber, dass es im Menschenland auch ganz nett ist und dass „…..archate“ mühsam sind.

Das war’s dann – fehlt nur noch der Schluss, aber der wäre gespoilert (und hätte indirekt mit Sex zu tun).

Fazit

Niemand muss „Barbie“ unbedingt gesehen haben, ansehen lässt sich Mattels kleine Nachhilfe in verkaufsförderndem rosa Feminismus schon, besser allerdings mit einem kühlen Bier. Es muss nicht immer Cola sein. Bier gibt’s in Programmkinos, den Film ebenso, allerdings nicht für 3,50, und am MO und DO im Filmclub auch in OmU-Fassung, zu der ich dringend rate.

Produziert wurde der Film von Mattel, der Absatz von Barbies boomt, der Feminismus weniger. Wie’s mit den Kens aussieht, weiß ich nicht.

P.S.

Es gibt derzeit auch andere Filme im Kino. Einen umstrittenen „Oppenheimer“ beispielsweise, „Sturm am Manaslu“ (BO, ME), „Holy Spider“ und Open Air Angebote.

Fotos

1 – Der Spielekonzern Mattel produzierte den Film „Barbie“

2 – Regisseurin Greta Gerwig im rosa Modus. Sie versetzt auch Google in rosa Glitzer

3 – Ryan Gosling als Ken im Patriarchatsmodus

4 –High Heels oder Birkenstock? Rosa Feminismus

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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