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„Der Bettenstopp greift“

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In Südtirols Gemeinden wurden bisher 17.000 Betten nachgemeldet. Für Tourismuslandesrat Arnold Schuler ist das keine Überraschung.

Tageszeitung: Herr Schuler, der Bettenstopp sieht vor, dass zu den bestehenden Betten in touristischen Betrieben keine neuen mehr hinzukommen. Ausnahmeregelungen gibt es für neue und bestehende Betriebe in historischen Ortskernen, für Urlaub auf dem Bauernhof und vor allem in bereits ausgewiesenen Tourismuszonen. Wen betrifft der Bettenstopp denn noch konkret?

Arnold Schuler: Bis auf die genannten Ausnahmen, welche entsprechend begründet worden sind, eigentlich alle. Das hat jetzt schon beträchtliche Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, denn in den vergangenen Jahren sind immer mehr Wohnungen über Plattformen für touristische Zwecke vermietet worden und standen somit der einheimischen Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung. Die erworbenen Rechte, also jene, die aufgrund von bereits ausgewiesenen Zonen für touristische Einrichtungen oder bereits ausgestellte Baukonzession entstanden sind, sind überdies limitiert worden und gelten nur mehr für vier Jahre. Die Ausnahmen werden nur äußerst moderate Auswirkungen haben, denn sie werden im Verhältnis zu den Gesamtbetten eine marginale Rolle spielen.

Von Anfang an wurde beklagt, dass es zu viele Schlupflöcher gibt, unter anderem die Verlängerung der Frist – von zunächst Ende März auf dann Ende Juni – in der die Betten gemeldet werden müssen. Wie viele Betriebe haben davon Gebrauch gemacht?

Ob März oder Juni spielt keine Rolle, denn es konnten keine Betten gemeldet werden, die nicht schon da waren. Man hat den Betrieben einfach mehr Zeit gegeben, um alles in Ruhe zu machen, denn es gab einfach viele Fragen, die aufkamen.

Wie hoch ist die Anzahl der nachgemeldeten Betten?

17.000 sind es bis jetzt. Das war auch zu erwarten, denn es müssen nun alle regulären Schlafgelegenheiten gemeldet werden und nicht nur wie bisher die fixen Betten.

Alle Betriebe, die am 1. Jänner 2020 eröffnet haben und im Anschluss durch bauliche Eingriffe ihre Bettenzahl erhöht haben, können diese Betten zu jenen auf der Erlaubnis hinzurechnen. Ist damit der Bettenstopp nicht bereits zum ersten Mal unterlaufen worden?

Nein, das ist ein erworbenes Recht. Es ist eigentlich das Gegenteil der Fall, denn diese Betriebe hatten ja nicht mehr die Möglichkeit, Betten nachzumelden.

Warum ist die Anzahl an Zustellbetten so hoch?

Die Zustellbetten waren bisher möglich, aber nicht meldepflichtig. Ab jetzt gilt das Prinzip der Berherbergungskapazität, also nicht mehr in welcher Art von Bett die Touristen schlafen. Deshalb müssen diese nachgemeldet werden, wobei der Nachweis zu erbringen ist, dass verschiedene Vorgaben, wie beispielsweise Hygiene- und Brandschutzbestimmungen eingehalten wurden, ebenso die Einstufungskriterien der Betriebe und die Gesamtzahl der Betten darf die Zahl der 2019 beherbergten Gäste nicht überschreiten.

Es gibt überdies die sogenannten Vorschussbetten, die den einzelnen Gemeinden zugeteilt wurden, um für eine gleichmäßige touristische Entwicklung im Land zu sorgen. Was passiert mit diesen Betten, wenn sich durch die Nachmeldungen herausstellt, dass eine Gemeinde touristisch doch bereits besser entwickelt ist, als zunächst angenommen?

Diese Betten müssen nach einer Zeit wieder zurückgegeben werden. Es handelt es sich dabei um einen Vorschuss. Der Zuteilungsschlüssel an die Gemeinden ist vom Rat der Gemeinden festgelegt worden.

Es wirkt so, als würde die Anzahl der Betten trotz Bettenstopp stetig steigen. Greift das Gesetz nicht?

Das stimmt so nur bedingt. Die Obergrenze ist die 2019 beherbergten Touristen plus die erworbenen Rechte. Die erworbenen Rechte werden dazu führen, dass in den nächsten Jahren die Anzahl an Betten noch etwas ansteigen wird. Sie werden jedoch auf vier Jahre limitiert. Es handelt sich um Zonen, die bereits in der Vergangenheit ausgewiesen worden aber nicht verbaut worden sind oder um Betten, die in Durchführungsplänen der Gemeinden vorgesehen wurden. Diese Rechte dürfen nicht von heute auf morgen gestrichen werden, deshalb braucht es diese Übergangsfrist.

Zuletzt ist der Tourismus verstärkt in Kritik geraten. Wird dies durch die letzten Meldungen bezüglich Nachmeldungen und Zustellbetten noch verstärkt?

Wir sind in Europa, glaube ich, die einzigen, die die Vermietung über Plattformen in dieser strikten Form geregelt haben. Zudem haben wir die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt, immer mit dem Ziel ein Lebensraum sein zu wollen, in dem sich Einheimische und Touristen wohl fühlen. Allein das müsste doch verständlich sein. Ein Problem ist, die Sache auch so zu kommunizieren, wie sie ist, deshalb werden wir in den nächsten Tagen dazu nochmal eine Pressekonferenz abhalten, um dies zu verbessern.

Interview: Sandra Fresenius

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (18)

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  • ummagumma

    Dann wird der Bettenstop von den Großen einfach umkurvt!
    Warten wir noch ein paar Jährchen bis die kleinen (2/3*) Hotels von den Großhoteliers aufgrund des Preisdumpings in der Zwischen bzw. Nachsaison aufgekauft werden. Von wegen fairer Wettbewerb wenn der Bungalow um 30% billiger angeboten wird und die Durchschnitts-Aufenthaltsdauer zw. 2 un 4 Tage liegt. Wir verkommen zu einem Urlaubsland für Gestalten ala Elon Musk, so schauts aus!!

    • andreas

      Abwarten, momentan laufen die niedrigen Kategorien besser und auch sind diese oft wirtschaftlich weit weniger abhängig von Auslastungsschwankungen wie die Großen.

      Die hochpreisigen Läden in Gröden oder Schenna, waren im Juli teilweise nicht ausgelastet und auch für August sind sie nicht ausgebucht.
      Es scheint als hätten es einige mit der Preissteigerung überzogen.

      Bei 250-350 Euro normalen Tagespreis, können sie auch Preisdumping betreiben, die Preise bleiben trotzdem recht hoch und auch ist es von denen, welche den vollen Preis zahlen, nicht gerne gesehen. Deshalb können sie die Preise auch nicht zu niedrig ansetzen.

  • ummagumma

    Andreas, ich hab geschäftlich mit einigen dieser Herrschaften zu tun ( incl. Steuerberater) und die verkaufen dem Teufel auch noch ihre Seele wenn es sein muss.

  • hallihallo

    für viele betriebe war es nicht möglich die betten nachzumelden, da einige gemeinden 1 parkplatz pro 2 betten verlangen ( auf landesebene sind es 4).
    und wenn diese betriebe bisher die gäste in den dritten betten gemeldet haben, dürfen sie das in zukunft nicht mehr. einfach absurd.
    aber dem tourismuslandesrat schuler ist ja nur wichtig, daß die bauern noch betten bauen können.

  • ummagumma

    Meines Wissens trägt die Hoterlie lediglich knappe 12 % der Wirtschafts-Leistung von Südtirol bei aber genießt Sonderprivilegien wie niemand anders!

    • lucky

      Keinen Handwerker wird vorgeschrieben nur eine gewisse Anzahl von
      (z.B,) Schänke herzustellen, die gesamten Instriebetriebe und Handelsbetriebe
      haben keine Einschränkungen und verursachen auch Verkehr, schlechte Luft,
      verbrauchen Energie usw……
      Das Viele Handwerksbetriebe, Industie, Handelsbetriebe und die ganzen Bürokraten von den 12 % leben ist den user „ummagumma“ nicht gekannt.

  • gulli

    Das ganze wird sich von selber regulieren:
    – die Vermieter zerfleischen sich vor Neid gegenseitig
    – es werden weniger Gäste werden, denn immer mehr sind nicht mehr bereit solche Preise für ein überranntes Disneyland zu bezahlen.
    Die Welt dreht sich nun mal nicht um Südtirol!

  • eiersock

    Mit dei Hotelpreise wundert mi e nou das jemand bu ins Urlaub mocht!

  • leser2020

    Es ist schon interessant wie gut die Leser in diesem Forum über den Beruf Bescheid wissen. Dieses Wissen kann ich mir für keinen Beruf, den ich nicht ausübe anmaßen. Vielleicht können Sie mal diese Sonderprivilegien anführen?
    Astat: Zum 1. Mai 2023 umfasst das Beherbergungsangebot in Südtirol 3.913 gastgewerbliche Beherbergungsbetriebe (155.653 Betten) und 7.864 nicht gastgewerbliche Betriebe (88.263 Betten). Also die Hälfte der Betten betreffen nicht gastgewerbliche Betriebe, die entsprechend weniger gesetzliche Auflagen haben. Die sind also kein Problem, oder? Und Handwerker und Freiberufler, die ganz oft einen offiziellen und einen schwarz-Preis machen? Und die öffentlichen Bediensteten werden auch nicht kontrolliert ob sie in ihren 8 Stunden wirklich arbeiten oder am Handy sitzen, geschweige denn was sie im Homeoffice machen.
    Wir können natürlich auf die 12% Wirtschaftsleistung verzichten. Das bedeutet weniger Steuergelder und muss dann irgendwie mit einem anderen Wirtschaftszweig ausgeglichen werden damit wir uns den aktuellen Lebensstandard leisten können.
    Und ja, ich finde auch, dass Tourismus begrenzt werden muss, weil wir auf unser schönes Land aufpassen müssen. Aber trotzdem finde ich einen respektvollen Umgang innerhalb der Gesellschaft als Voraussetzung.

    • summer1

      Willst du ernsthaft sagen, dass also das Schwarzgeld im Tourismus ok sei, weil das ja Handwerker und Selbstständige auch so machen?
      Na gut, dann ist es tatsächlich besser alle Betriebe rund um die Uhr zu bewachen oder zuzusperren.
      Pfui!

  • romy1988

    Danke leser2020, Du hast es auf den Punkt gebracht. Wer jedoch bei Deiner Aufzählung fehlt, sind unsere Sozialschmarotzer (Ausländer wie Einheimische), die alles und überall abräumen wie irgendwie und irgendwann nur möglich. Einige Kommentatoren hier schreiben, ohne ihr Hirn einzusetzen.

    @eiersock: dann bleibe bitte daheim, es gibt noch genügend Menschen, die sich ihren Urlaub leisten können.

  • asd

    Ein Teil des Gehirns ist das Urhirn. Dieses verwaltet auch Gefühle wie Neid und Missgunst.

    Das Urhirn scheint bei doch einigen Südtirolern in den vergangenen Jahren gewachsen zu sein.

    Long Covid?

  • leser2020

    summer1, Anscheinend haben Sie meinen Kommentar nicht verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass ich Schwarzgeld im Tourismus gutheiße, sondern dass ich das für keinen Bereich o.k. finde.

  • opa1950

    Wie viel Betten hat denn Schuler in dem Hotel mit seiner Beteiligung nachgemeldet?

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