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Narek Hakhnazaryan

Cellist Narek Hakhnazarayan: Werke, in denen es um Unterdrückung, Krieg und Frieden geht.

Bei den Gustav Mahler Wochen in Toblach ist heute Abend der armenische Violencellist Narek Hakhnazaryan Werken von György Ligeti, Komitas Vardapet, Adam Khudoyan, Pau Casals, Gaspar Cassadó Giovanni Sollima und J. S. Bachs Suite Nr. 1 in G-Dur für Violoncello zu hören.

 Der vielfach preisgekrönte Cellist Narek Hakhnazarayan entstammt einer armenischen Musikerfamilie und wurde u.a. am Moskauer Tschaikowsky Konservatorium ausgebildet. Im Alter von nur 22 Jahren gewann das Ausnahmetalent den ersten Preis und die Goldene Medaille des renommierten Internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs. Seither hat sich der Virtuose als einer der gefragtesten Künstler seiner Generation etabliert und konzertiert mit den besten Orchestern weltweit. Erstmalig wird Narek Hakhnazarayan in Toblach brillieren und solistisch mit Werken, in denen es um Unterdrückung, Krieg und Frieden geht, einen weiten Bogen von Bach bis Ligeti spannen.

 

 

György Ligeti, der sowohl die nationalsozialistische als auch die sowjetische Unterdrückung überlebte – er und seine Frau flohen nach der brutalen russischen Unterdrückung der aufkeimenden ungarischen Freiheiten 1956 zu Fuß aus ihrem Heimatland Ungarn -, ist ein eigenwilliger Künstler, der wenig Geduld mit den umstrittenen „Ismen“ der Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte.

Komitas Vardapet, der „armenische Bartók“, trug maßgeblich dazu bei, die jahrhundertealte geistliche und weltliche armenische Vokalmusik zu bewahren. Die armenischen Lieder sind unglaublich kraftvoll und voller Tragik und Unterdrückung in der Geschichte ihres Landes. Komitas war Priester, Musiker und Pionier der Ethnomusikologie und gilt als Begründer der armenischen nationalen Musikschule.

Adam Khudoyan war der am meisten geschätzte armenische Komponist des zwanzigsten Jahrhunderts. 1961 schrieb er die Sonate für Cello Solo Nr. 1., es handelt sich um ein relativ kurzes, aber intensives Werk, das im Kern eine tiefe, ausgedehnte Klage enthält, die sich zwischen den Extremen von Kummer und Angst bewegt“.

Der spanisch-katalanische Cellist Pau Casals war einer der berühmtesten und größten Künstler des letzten Jahrhunderts. Casals unternahm weltweite Konzertreisen als Cellovirtuose und bildete in den Jahren 1906 bis 1933 mit dem Pianisten Alfred Cortot und dem Geiger Jacques Thibaud das wohl berühmteste Trio der Musikgeschichte. Casals setzte sich zeitlebens unermüdlich für Frieden, Demokratie und Freiheit ein. Er bestand immer darauf, Pau – nicht Pablo – genannt zu werden; nicht nur, weil dies sein katalanischer Name war, sondern auch, weil das katalanische Wort „Pau“ „Frieden“ bedeutet. Pau Casals’ berühmte Miniatur „El Cant dels Ocells“ ist als „Hymne an den Frieden“ bekannt geworden und gilt seither als heimliche Nationalhymne der Katalanen.

Der 1897 in Barcelona geborene Gaspar Cassadó war einer der führenden Cellisten des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1906 besuchte er den berühmten Pau Casals, den er als seinen größten musikalischen Einfluss und als seinen „geistigen Vater“ betrachtete. Cassadó arbeitete eng mit Meistern wie Manuel de Falla und Maurice Ravel zusammen. Ihr stilistischer Einfluss ist in Cassadós Suite für Cello solo von 1926 zu hören.

Giovanni Sollima hat sich als außergewöhnlicher Cello-Virtuose einen Namen gemacht. Seine virtuose Lamentatio für Solocello von 1998 ist vom Minimalismus, von modalen Harmonien sowie seiner Verwurzelung in den Melodien seiner sizilianischen Heimat geprägt. In seiner Musik finden sich Elemente von der alten italienischen Renaissance bis zum heutigen Black Metal – er gewinnt Bewunderer in allen Hörkategorien. Lamentatio wurde zum Gedenken an die mehr als eine Million Armenier geschrieben, die Anfang des 20. Jahrhunderts vom Osmanischen Reich ermordet wurden. Der Cellist singt sein Klagelied, bringt aber auch die unbezähmbare Lebenskraft des armenischen Volkes in virtuosen, ausdrucksstarken Rhythmen zum Ausdruck.

Alle genannten Komponisten vereint eines: die Cellosuiten von J. S. Bach, vor allem die legendären Aufführungen von Casals. Bis ins frühe 20. Jahrhundert galten die Bach-Suiten als Lehrmaterial für Cello und nicht als Vortragsstücke im Konzert. Casals änderte diese Sichtweise radikal, indem er sie häufig aufführte und sich für sie einsetzte.

Termin: Montag, 17. Juli um 18.00 Uhr im Gustav-Mahler-Saal, Toblach

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