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Kino für 3,50

Sohn, Vater, Mutter. Die erhöhte Vaterposition ist gewollt und immer wieder gegeben

„Cinema in festa“ nennt sich die Initiative, die den Kinoeintritt italienweit (auch in Südtirol) vorübergehend reduziert. Vom 11. bis 15. Juni kosten Kinokarten weniger. Eine Gelegenheit.

von Renate Mumelter

Ab morgen empfiehlt es sich, gleich mehrere Kinobesuche in Anspruch zu nehmen, so ganz nach dem Motto „Nimm 2 zahl 1“, denn die Kinokarten sind bis einschließlich Donnerstag billiger. Im Angebot sind die unterschiedlichsten Dinge von der Blockbusterkost in den Plexxen bis zum  Arthouse-Kino unterschiedlicher Qualität (nur der Filmtreff Kaltern macht gerade Urlaub).

The Son

Hohe Erwartungen begleiten Florian Zellers „The Son“, den zweiten Film aus seiner Theatertrilogie, die mit „The Father“ und einem grandiosen Anthony Hopkins begonnen hatte. Der Film hatte die Grenzen zwischen Demenz und Nicht-Demenz verwischt und mitten in die demente Welt hineinbegleitet.

Diesmal geht es um das Thema Depression und Suizid. Im Mittelpunkt steht der 17-Jährige Nicholas, der nicht mehr so tickt wie er sollte, der die Schule schwänzt, sich ritzt, sich isoliert und „es geht mir nicht gut“ sagt und von der Schwere spricht, die in ihm ist.

Das alles spielt sich in einer gutsituierten Familie in New York ab. Die Mutter scheint Architektin zu sein, der Vater ist erfolgreicher Jurist, der in einer sterilen Krawattenwelt des Erfolgsstrebens lebt. Die Eltern sind geschieden. Der Vater lebt mit einer jüngeren Frau und dem gemeinsamen Baby.

Depressionen

Alarmiert versuchen die Eltern Nicholas zu helfen, unbeholfen allerdings. In einem Nebenauftritt ist wieder Anthony Hopkins zu sehen, er ist der Großvater und diesmal noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte.

Mit Hopkins‘ starkem Auftritt wird erklärt, warum Nicholas‘ Vater so ist wie er ist, erfolgsorientiert und empathielos, und damit zeigt sich auch schon das Problem an dieser Geschichte. Die ganze Aufmerksamkeit des Films gilt nämlich Hugh Jackman als Nicholas‘ Vater, alle anderen (bis auf Hopkins) werden zu Nebenfiguren, auch Nicholas selbst, obwohl dessen Darsteller Zen McGrath alles gibt.

In diesen Vater-Fokus gerät auch die unterschwellige Botschaft des Films und wird etwas fragwürdig. Eingedampft auf die Essenz kommt nämlich heraus, dass es genügen würde wenn sich Eltern mehr Zeit nähmen und zusammen blieben, um Depressionen vorzubeugen. Dabei wiederholen Fachleute ohne Unterlass, dass alle depressiv werden können auch unabhängig von ihrem Umfeld und dass es wichtig ist die Krankheit zu erkennen, darüber zu reden und sie zu behandeln.

Zur Filmlänge: was „The Son“ in 120 Minuten erzählt, hätte auch in 90 ausreichend geschildert werden werden können, denn so facettenreich wie „The Father“ ist „The Son“ nicht. „The Father“ ist übrigens nur 98 Minuten lang.

Women Talking

Die „Female Views“ im Filmclub stellen am kommenden Mittwoch Sarah Polleys preisgekrönten „Women Talking“ in den Mittelpunkt. Der Film gewann den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Regisseurin Polley hat es selbst adaptiert.

Grundlage für die Geschichte ist ein Roman von Miriam Towes. Das Thema ist Missbrauch, Religion und die Frage wie frau sich dagegen zur Wehr setzen kann, ohne den eigenen Platz im Himmel zu riskieren. Das mit dem Himmel klingt zunächst etwas eigen, aber es erklärt sich daraus, dass die Geschichte in einer religiösen, mennonitischen Gemeinde angesiedelt ist, in einer patriarchalen Gesellschaft, in der die Frauen nichts zu melden haben. Sie müssen es erst lernen miteinander ins Gespräch zu kommen. Das tun sie.

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