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Absurde Kriterien

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Punkte für zusammenpassende Handtücher und die Aussperrung von Kindern: Der Kriterienkatalog zur Bewertung der UaB-Betriebe hat mit bäuerlicher Authentizität nichts zu tun.

von Markus Rufin

Urlaub auf dem Bauernhof wird in Südtirol immer beliebter. Seit Jahren gibt es jedes Jahr mehr Betriebe und mehr Betten. Das Land hat sich in Sachen Tourismus aber selbst die Regel auferlegt, künftig nur mehr qualitativ und nicht mehr quantitativ zu erweitern. Dieser Grundsatz gilt auch für die UaB-Betriebe.

Die Bauern sollen nicht auf Masse gehen, sondern möglichst schauen, dass es den Gästen gut geht. Daher wurden im März die Qualitätskriterien zur Einstufung der UaB-Betriebe abgeändert. Diese Qualitätskriterien legen fest, wie viele Blumen ein Betrieb erhält. Diese Blumen dienen dem Gast als Indikator dafür, wie gut ausgestattet der Betrieb ist.

Bis zu fünf Blumen kann ein Betrieb erhalten. Als Mindestvoraussetzung gilt unter anderem ein Hofladen, ganzjähriges Frühstück, ein Ansprechpartner für die Gäste, der ganztägig zur Verfügung steht und eine Ausstattung mit Holzboden in den Schlafzimmern. Das klingt so weit nach nichts Besonderem, allerdings ist es schwerer als gedacht, die fünf Blumen zu erreichen, denn ein entsprechender Betrieb muss in jeder Kategorie (Bauernhof, Ausstattung und Service) eine gewisse Punktezahl erreichen.

Und genau hier greift der Qualitätskatalog. Dieser schreibt präzise vor, was bei der Bewertung des UaB-Betriebes von Bedeutung ist und mit wie vielen Punkten das Kriterium bewertet wird. So wird beispielsweise eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel mit einem Punkt bewertet, für die allgemeine Sauberkeit des Hofes gibt es sogar drei Punkte und für ein Frühstück mit mindestens acht hofeigenen Produkten gibt es sogar fünf Punkte.

Viele der Qualitätskriterien ergeben durchaus Sinn, mit einigen wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, andere fördern die Produktion hofeigener Produkte. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die UaB-Betriebe den Bezug zur Landwirtschaft nicht verlieren.

Das ist nämlich ein Kritikpunkt, der immer wieder geäußert wird. Die Ferienwohnungen und Zimmer, die im Rahmen von Urlaub auf dem Bauernhof angeboten werden, hätten nichts mehr mit der Landwirtschaft zu tun. Stattdessen handle es sich um Luxus-Chalets, die auf einem Niveau mit gehobener Hotellerie seien.

Wie der Kriterienkatalog zur Einstufung der UaB-Betriebe zeigt, geschieht das nicht zu Unrecht. Denn Im Katalog werden Punkte für Dinge vergeben, die mit dem traditionellen bäuerlichen Idyll gar nichts mehr zu tun haben.

So gibt es gleich in mehreren Bereichen mehr Punkte, je behaglicher die einzelnen Räume sind. So muss ein Aufenthaltsraum beispielsweise über genügend Sitzplätze verfügen, die Dekoration und das Licht muss passen. Auch von einer „stilvollen Einrichtung“ ist die Rede.

Doch auch ein geräumiger Kleiderschrank oder ein großzügiger Balkon werden belohnt – was das mit Urlaub auf dem Bauernhof zu tun hat, ist dabei nicht klar.

Sonderbar ist die Vergabe von Punkten für eine „ausreichende Anzahl an zusammenpassenden Kleiderbügeln“, „qualitativ hochwertige, zusammenpassende Hand- und Badetücher“ oder „ausreichend Ablageflächen und Handtuchhalter“. Zwar ist es nachvollziehbar, dass das Land saubere Betriebe fördern möchte, dass ausgerechnet auf Handtücher und Kleiderbügel in einem UaB-Betrieb wertgelegt wird, ist dagegen weniger verständlich.

Regelrecht absurd sind hingegen einige Punkte in der Kategorie Aktivität/Hobby. Insbesondere die Tatsache, dass für „Adults only“ Punkte vergeben werden, ist höchst skurril. Urlaub auf dem Bauernhof wird nämlich immer wieder als familienfreundlich und naturnah beschrieben. Laut dem Kriterienkatalog wird aber ein Bauernhof, auf dem „Ruhe und Erholung im Vordergrund stehen“, mit zwei Punkten belohnt. Wenn dann noch die großzügige, gepflegte Liegewiese (drei Punkte), eine betreute Aktivität am Hof wie Grillabende (zwei Punkte), ein Solebecken, Naturschwimmbad oder ein Naturbadeteich anstelle eines gewöhnlichen Schwimmbades oder eine Sauna (je zwei Punkte) vorhanden ist, bekommt der Betrieb zwar nochmal mehr Punkte, verkommt aber so von einem bäuerlichen Betrieb zu einem Wellness-Tempel.

Fairerweise gilt es zu betonen, dass eine entsprechende Ausstattung für Kinder zwar noch höher belohnt wird, es ist aber unbestreitbar, dass die oben genannten Punkte eigentlich nur wenig mit einem klassischen Urlaub auf dem Bauernhof zu tun haben.

Dieser Meinung ist auch der Grünen-Co-Sprecher Felix von Wohlgemuth: „Natürlich bekommt man mit einem Kinderspielplatz beispielsweise mehr Punkte als für das Aussperren von Kindern. Es ist aber absurd, dass Solebäder oder Saunen bewertet werden, da immer gesagt wurde, dass Urlaub auf dem Bauernhof für Familien und keine Parallele zu den Hotels sein sollte. Jedem Betrieb steht es frei so etwas anzubieten, das aber als Kriterium zu erküren, finde ich nicht korrekt. Das entspricht nicht der Philosophie.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (14)

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  • rumer

    Ein Bauernhof ist per sé schon eine Wellnessoase, da werden die Hotelliere neidisch.
    Das Land sollte mal bei den Zuständigen für die Vergabe der Punkte ausmisten, dort stinkt der Fisch. Die kommen zu Kontrollen in die Betriebe und zählen in jedem Schrank die Kleiderbügel. Die Unverletzbarkeit der Wohnungen (die kommen auch wenn Gäste anwesend sind) schert sie nichts.

    • schwarzesschaf

      Istvauch richtig so dieseKontroölen der Bauer will ja Hotelier spielen dann soll sie auch unter den Auflagen ersticken ist ja die grösste Schwarzgeldmaschenerie

      • rumer

        @rabenschwarzes schaf
        du hast Null Ahnung. Jeder Gast muss bei der Polizei gemeldet werden, da gibts kein Schwarzgeld. Solltest du doch einen kennen, dann zeig ihn an!

        • andreas

          Eigentlich sind mir die Urlaub auf dem Bauernhof Betreiber sympathisch und ich habe nichts gegen ihre Methoden.

          Dein Gejammere und die Opferrolle finde ich aber peinlich und entspricht nicht wirklich der Realität.
          Dein bauernschlaues Getue und die Annahme, verschlagener als der Rest der Welt zu sein, vermittelt ein schlechtes Bild von der gesamten Branche.
          Die wenigsten der Betreiberinnen sind so gierig und selbstgefällig wie du.

          • rumer

            @andreas
            der Möchtegernoberschlaueste, Alleswisser, Allesschonverstandenhabende und Gottgleiche Tera-Senfomat sieht sich angegriffen……Gut so!

          • andreas

            Teslabauer, jetzt sei nicht gleich so garstig, ihr STFler seid ja beim Austeilen auch nicht so zimperlich.
            Ihr unterstellt mal was, irgend etwas wird schon hängenbleiben.

        • meintag

          rumer
          Ich kenne mindestens Einen der nur cash Bezahlung nimmt. Die Meldung wird nachträglich gemacht, man kennt es von den ausländischen Klaubern.

          • rumer

            @meintag
            nur cash heißt nicht, dass er schwarz kassiert! Die Meldung musst du innerhalb der ersten zwei Tage machen…..folglich schreibst du relativen Schmarrn!
            Entweder du bist dir sicher, dass er schwarz kassiert…..dann zeig ihn an!
            Ansonsten ist deine Geschreibe reine Verleumdung.

          • meintag

            rumer
            Den Schmarrn kannst du behalten, denn der Bauer hat neu gebaut und ist im Besitz einer Wohnung ausgelegt für die Familie. Er hat im online Angebot explizit die Barbezahlung in der Angabe. Da in seinem kleinen Ort keine Filiale von Raiffeisen ist muss Er mit dem Geld ins nächste Dorf. Den Rest wird die Bank sicher für Ihn regeln.

  • asd

    Wir haben mit Herrn Sch . . . er ja auch mittlerweile einen Oberregulierer.

    Anstatt die Dinge einfacher zu machen, was sehr wenige Politiker bei uns ja versuchen, haben wir Politiker die so lange zur Schule gegangen sind, dass das Areal für gesunden Hausverstand verdrängt wurde und scheinbar inaktiv wurde.

    Gäste werden als Störfaktoren empfunden, anstatt als Menschen, die unserem Land zu Wohlstand verhelfen.

    Nur fest weiter so, wenn es irgendwann mal soweit ist, dass Äpfeln nicht mehr ge….zt werden dürfen, das Baugewerbe zum Erliegen kommt, dem Langzeitarbeitslosen am Ende vom Monat mehr übrig bleibt als dem Steuerzahler, wird jeder um den einzelnen Gast wieder froh sein.

    Einiges davon ist ja bereits eingetreten, die steigenden Zinsen, die wachsende Bürokratie werden weiteres eintreten lassen und auch der Apfel den man vor dem Verzehr nicht mit Nitro reinigen muss, wird kommen.

  • pingoballino1955

    Welche Schreibtischtäter waren da wiedereinmal am Werk? Ein Labyrinth der Dummheiten.

  • romy1988

    Dem Land ist wohl der Hausverstand abhanden gekommen, normal ist das ja nicht. Welche Beamte sind für diese Misere zuständig und werden dafür auch noch bezahlt?

  • @alice.it

    Habe schon einmal die Frage gestellt, wer aus dem Stegreif heraus drei Sachen aufzählen kann,
    welche im Bereich Landwirtschaft NICHT gefördert werden.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    Südtirol besitzt das Klassifizierungssytem der Erschwernispunkte, wenn das mit in eine Bewertung einfließen würde
    käme das einem authentischen Urlaub auf dem Bauernhof schnell näher.

    Allerdings steht die Befürchtung an für die meisten Gäste wäre es dann zu authentisch. Steile beschwerliche Anfahrt, die Tiere machen einen Lärm und die mittlerweile grassierenden Lebensmittelunverträglichkeiten und Weltanschauungen werden auf solchen Einkehren auch meist nicht ausreichend hofiert, man glaubt kaum was mittlerweile an Wünschen auf Hütte und Alm vorgetragen werden..

    Auf Wiedersehen auf einem Bergbauernhof

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